Großkampf auf dem Kickersplatz

Stuttgarter Kickers – VfB. Stuttgart 1:2 (0:2)

Der Stuttgarter Lokalgroßkampf hatte es in sich, Massen anzuziehen: 9 bis 10.000 Zuschauer strömten bei herrlichem Herbstwetter auf die Degerlocher Höhen. Die 46. Begegnung der beiden Stuttgarter Großvereine war ein spannendes Fußballspiel, in dem der VfB Stuttgart die bessere Leistung zeigte und wieder einmal über die Kickers knapp, aber verdient siegte. Ausschlaggebend für die überlegene Spielweise der Cannstatter war die glänzende Form der Läuferreihe in der übrigens noch Gerlinger durch Ellwanger ersetzt war. Überhaupt schien die ganze Elf in besserer körperlicher Verfassung zu sein. Alle spielten, beseelt von einem erfrischenden Drang auf die gegnerische Hälfte und geschossen wurde aus allen Lagen. Dabei lag diesmal das Hauptgewicht auf dem sonst so oft kritisierten Flügel Becker-Pröfrock, während die etatsmäßigen Torschützen Koch und Weidner, gut bewacht, ihre Bomben nicht so platziert anbringen konnten. Die Blauweißen hatten einen schwachen Tag. Die Läuferreihe, besonders der Mittelläufer Link, versagte vollkommen und war dauernd defensiv beschäftigt. Der Sturm, der zeitweise ein Mann zur Verstärkung der Läuferreihe abgeben musste, war ganz sich selbst überlassen und konnte gegen die VfB.-Deckung nicht aufkommen. Lediglich die Außen Schäfer und Buhl brachten einige gefährliche Chancen zustande, Handte schoss zwar viel, aber alles über die Latte. In der Hintermannschaft brauchte Mihalek einige Zeit, bis er den schnellen linken VfB Flügel abstoppen konnte. Dann aber kam die Hintermannschaft in die gewohnte Form.

In der ersten Halbzeit war VfB. zumeist tonangebend, die Vorstöße der Kickers waren weit nicht so durchschlagskräftig, wie die des VfB. In der zehnten Minuten brachte ein schräger Schuss von Pröfrock das Führungstor für VfB. Derselbe Spieler konnte in der 23. Minute eine Flanke an den freistehenden Becker geben, die Becker zum 2:0 verwandelte. Kickers mussten zwar gegen die Sonne spielen, das konnte aber nicht den Ausschlag geben, denn als VfB. in der zweiten Halbzeit gegen die Sonne stand, waren zunächst immer noch die Cannstatter überlegen. Als Blum scheinbar verletzt auf Rechtsaußen ging und dadurch die Läuferreihe merklich geschwächt wurde, kamen die Kickers mehr zu Geltung und konnten zeitweise drängen. Immerhin hielt der VfB. das Spiel noch offen. In der 75. Minute schoß Handte auf Vorlage von Gröner das Ehrentor für Kickers.

Schiedsrichter Sackenreuther – Nürnberg leitete den im großen und ganzen fairen Kampf großzügig, er hätte gegen einige aus dem Rahmen fallende Spieler jedoch schärfer vorgehen dürfen.

Beilage zum Schwäbischen Merkur Nr. 233, Stuttgart vom 6. Oktober 1931

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