StZ: Die drei Regionalligatrainer im Interview

„Den Druck legt sich jeder selbst auf“

DREI REGIONALLIGATRAINER IM INTERVIEW

Morgen startet die Fußball-Regionalliga in die neue Saison. Die verspricht so interessant zu werden, wie schon lange nicht mehr. Mit der TSG Hoffenheim steht der große Favorit bereits fest. Aber auch die Vereine aus der Region – Stuttgarter Kickers, VfB II und der Aufsteiger SSV Reutlingen – haben Ambitionen. Vor dem ersten Spieltag hat Joachim Klumpp den drei Trainern je sechs Fragen gestellt.

Wer belegt hinter Hoffenheim den zweiten Platz, der noch zum Aufstieg in die zweite Liga berechtigt?

Adrion (VfB): Da werden die meisten wohl auf Saarbrücken tippen, die sich nach dem Abstieg nochmal eine starke Mannschaft leisten können. Mein Geheimtipp sind auch die Stuttgarter Kickers, deren drei hochkarätigen Neuzugänge normalerweise reichen, um sich vom Mittelmaß abzuheben.

Dutt (Kickers): Eine von sechs anderen Mannschaften: Wehen, Saarbrücken, Aalen, Darmstadt, vielleicht Siegen oder wir.

Starzmann (Reutlingen): Ich denke schon auch, dass Hoffenheim oben ist. Dahinter kommen vier Teams, die um den Aufstieg mitspielen. Aber ich glaube, dass es ein breites Mittelfeld gibt, sodass kein Verein schnell abfallen wird.

Wie lautet Ihr Saisonziel?

Adrion (VfB): Wir wollen uns auf Distanz zu den Abstiegsrängen halten und streben wieder einen einstelligen Tabellenplatz an. Wenn wir dazu noch drei Spieler nach oben führen können, hätten wir unser Ziel erreicht.

Dutt (Kickers): Platz eins bis sechs – mit der Tendenz, das Maximale zu erreichen.

Starzmann (Reutlingen): Mein Co-Trainer hat gesagt, ich soll den zehnten Platz angeben, das sei eine schöne Zahl. Aber ich denke nicht an einen Tabellenplatz. Wir müssen einfach in der Lage sein, auch gegen größere Gegner zu bestehen. Und mit dem gewachsenen Team schaffen wir auf jeden Fall den Klassenerhalt.

Verspüren Sie vor dieser Saison einen besonderen Druck?

Adrion (VfB): Eigentlich nicht. Wir schicken eine veränderte Mannschaft ins Rennen, ohne Torjäger Nehrig, Tasci und Beck. Aber wenn der eine oder andere Spieler die gleiche Entwicklung nimmt, sind wir sicher konkurrenzfähig.

Dutt (Kickers): Nein, das nicht. Den Druck legt sich ja jeder selbst auf. Nicht nur das Umfeld. Es ist klar, dass die eigenen Erwartungen und auch die der Mannschaft wesentlich höher sind als in der vergangenen Saison.

Starzmann (Reutlingen): Der psychische Druck kommt jetzt sicher neu hinzu. Wir müssen schnell in der Liga Fuß fassen und die Euphorie des Aufstiegs mitnehmen.

Wo sehen Sie die Stärken und Schwächen Ihres Kaders?

Adrion (VfB): Die Vorbereitung hat gezeigt, dass die Mannschaft harmoniert und leistungsorientiert ist, sodass wir ein gutes Kollektiv stellen können, gepaart mit einer gewissen individuellen Stärke.

Dutt (Kickers): Zu den Stärken zähle ich sicher die mannschaftliche Geschlossenheit und unsere Offensive. Ein Schwachpunkt ist, wenn überhaupt, der relativ kleine Kader mit 18 Mann, weil wir bei Verletzungen nicht so reagieren können wie manch ein Konkurrent.

Starzmann (Reutlingen): Wir haben 23 Spieler und drei Torhüter, also jede Position doppelt besetzt. Diesen Konkurrenzkampf sehe ich positiv. Außerdem müssen wir uns mannschaftlich auf einem Topniveau präsentieren.

Glauben Sie, dass der WM-Boom auch Auswirkung auf die Regionalliga hat?

Adrion (VfB): Da sehe ich keinen großen Zusammenhang. Das macht sich eher im Nachwuchsbereich bemerkbar, wo jetzt vielleicht manche mit dem Fußballspielen beginnen. Aber ich glaube nicht, dass sich das auf unsere Zuschauerzahl auswirkt.

Dutt (Kickers): Es liegt an jedem Verein selbst, was er daraus macht. Die WM hat ein klares Signal gegeben, dass die Leute um das Spiel herum mehr als „nur“ Fußball sehen wollen. Wer das schafft, kann auch in der Regionalliga vom Boom profitieren.

Starzmann (Reutlingen): Wir haben schon in der Oberliga 2500 Zuschauer im Schnitt gehabt und rechnen jetzt mit 3000. Wenn es sportlich gut läuft, dann kommen gegen den VfB, Saarbrücken oder Darmstadt auch mal 5000 bis 10 000 Fans.

Wie stehen Sie zu der geplanten eingleisigen dritten Liga?

Adrion (VfB): Der Standpunkt des Vereins ist klar: Wir wollen, dass der Antrag beim Bundestag zurückgestellt wird. Der Status quo ist für uns das optimale Ausbildungskonzept im Hinblick auf die erste Mannschaft.

Dutt (Kickers): Momentan eher kritisch, da es zu wenig positive Argumente gibt. Und zu viele ungeklärte Fragen bezüglich der zweiten Profimannschaften und der TV-Gelder. Zudem wird es sportlich schwieriger aufzusteigen.

Starzmann (Reutlingen): Ich denke noch nicht an die eingleisige dritte Liga. Aber da müssten die TV-Gelder erhöht werden, denn mit 500 000 Euro aus diesem Topf können wir nicht in St. Pauli, Magdeburg oder Lübeck antreten.

Stuttgarter Zeitung

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