Presse zu Stuttgarter Kickers – Hessen Kassel (1:3)

1:3 – Talfahrt ohne Ende
 
Die Stuttgarter Kickers verlieren in der Fußball-Regionalliga auch gegen Hessen Kassel
 
STUTTGART. Die Krise der Stuttgarter Kickers nimmt immer beängstigendere Formen an. Gestern Abend unterlag der zwischenzeitliche Tabellenführer dem Aufsteiger Hessen Kassel 1:3 – und wartet in der Regionalliga nun seit acht Spielen auf einen Sieg.

Von Joachim Klumpp

Sieben Spiele ohne Sieg hinterlassen ihre Spuren – auch bei den Zuschauern. Die 2555 Besucher im Gazistadion bedeuteten gestern Abend Minusrekord für die Stuttgarter Kickers in dieser Saison. Und mit dem 1:3 gegen Hessen Kassel verspielte sich die Mannschaft auch noch die letzten Sympathien, sodass es vielleicht gar nicht ungelegen kommt, wenn das nächste Heimspiel gegen Elversberg ohne Fans stattfinden muss.

Wer weiß, wie die Partie gestern gelaufen wäre, wenn Christian Okpala kurz vor der Halbzeit einen an Mesic verursachten Foulelfmeter verwandelt hätte. Doch der auf Wiedergutmachung bedachte Stürmer scheiterte an Kassels Torwart Adler, auch im Nachschuss. Das sagt viel über die Verunsicherung der Mannschaft aus, die vor allem in der Abwehr einen desolaten Eindruck hinterließ. Was der Trainer aber nicht an seiner taktischen 3-5-2-Startformation festmachen wollte. „Es gibt keinen Grund einzelne Mannschaftsteile zu kritisieren“, sagte Robin Dutt, auch wenn er zugab: „Man hat gesehen, dass in der Dreierkette nicht alles funktionierte.“

Was die Gäste frühzeitig erkannt haben, ganz nach der Marschrichtung ihres Trainers Matthias Hamann, der später sagte: „Wir wollten die Verunsicherung des Gegners ausnutzen.“ Volltreffer. Bereits in der 13. Minute kam Kassels Christoph Keim nach einem Eckball ungehindert zum Kopfball – 0:1. Und sechs Minuten später durfte der quirlige Daniel Beyer ungehindert aus 25 Metern abziehen, zum 0:2. Als Oliver Stierle ebenfalls mit einem Distanzschuss der Anschlusstreffer für die Kickers gelang (31.), keimte so etwas wie Hoffnung auf den Rängen. Doch die machten die Kickers selbst zunichte. Erst schaute die Abwehr zu, wie Beyer abziehen und Bauer zum 1:3 abstauben durfte (39.), dann kam das Malheur mit dem Elfmeter. „Das Ganze hat mit fehlendem Selbstbewusstsein zu tun“, versucht Dutt die Talfahrt zu erklären. „Die Spieler liegen total am Boden, und wer Lust hat, kann jetzt noch draufhauen.“ Er hält sich lieber an den wenigen positiven Anzeichen fest: „Man konnte der Mannschaft sicher nicht den fehlenden Willen absprechen, die Wende zu schaffen.“

Doch Wille allein reicht in der Regionalliga nicht. Der Kapitän Jens Härter war als linker Verteidiger ein permanenter Unsicherheitsfaktor, an Laszlo Kanyuk lief das Spiel in Richtung Offensive weitgehend vorbei. Die Gäste aus Kassel konnten sich nach der Pause also auf Konter verlegen und waren dem vierten Treffer dabei manchmal näher als die Kickers dem Anschlusstor, das vor allem Oliver Stierle zweimal auf dem Fuß hatte.

Für die Kickers brechen schwere Zeiten an. Gegen wen will man noch gewinnen, wenn nicht zu Hause gegen den Aufsteiger Kassel? Vom Aufstieg spricht niemand mehr, in der momentanen Verfassung muss die Mannschaft vielmehr aufpassen, nicht in die Abstiegsregion durchgereicht zu werden.

„Wir werden versuchen, die Mannschaft Schritt für Schritt mental und taktisch wieder aufzubauen“, sagt Dutt, „auch wenn das keine leichte Aufgabe ist.“ Und der Manager Joachim Cast fügt hinzu: „Das geht nicht von heute auf morgen.“ Aber vielleicht ja auf übermorgen. Dann müssen die Kickers zum Titelfavoriten nach Hoffenheim. Es fällt schwer, ausgerechnet dort an das Ende der Negativserie zu glauben. Auch wenn Cast sagt: „Manchmal passiert das ja gerade, wenn man nicht damit rechnet.“

Kickers: Yelldell – Hartmann, Yildiz, Härter (68. Kanitz) – Benda, Akcay – Schlabach, Kanyuk (56. Gambo), Stierle – Mesic, Okpala.

Tore: 0:1 Keim (13.), 0:2 Beyer (19.), 1:2 Stierle (31.), 1:3 Bauer (39.).

Besonderes Vorkommnis: Okpala scheitert mit Foulelfmeter an Adler (45.).

Stuttgarter Zeitung

1:3 – Die Kickers völlig von der Rolle
 
Okpala verschießt Elfmeter gegen Hessen Kassel
 
Stuttgart – Kürzlich träumte man bei den Stuttgarter Kickers noch vom Aufstieg in die zweite Liga. Damit ist nun endgültig Schluss. Am Mittwoch beendete der Fußball-Regionalligist sein achtes Spiel in Folge ohne Sieg. Gegen Hessen Kassel setzte es eine bittere 1:3(1:3)-Heimniederlage.

VON JÜRGEN FREY

Es war kurz vor 21 Uhr, als der Stimmungswandel bei den Stuttgarter Kickers endgültig offenkundig wurde. 1:3 hieß es nach 90 Minuten gegen Aufsteiger Hessen Kassel – und als die Mannschaft der Blauen mit hängenden Köpfen vom Platz schlich, wurde sie begleitet von ein paar Pfiffen und meist fassungslosem Schweigen der 2555 Zuschauer. Wo kürzlich noch Aufstiegsträume blühten, herrscht nun Tristesse pur.

Leidenschaft, Offensivgeist und Kombinationsfußball: All das, was die Blauen zu Beginn der Saison die Tabellenspitze erklimmen ließ, scheint nun wie weggeblasen. „Uns fehlt Selbstvertrauen, daher wirkt vieles unkoordiniert“, sagte Kickers-Coach Robin Dutt, der schon Mitte der ersten Halbzeit immer wieder fassungslos die Hände vors Gesicht schlug.

Zu diesem Zeitpunkt war die Niederlage der Kickers schon so gut wie besiegelt. In der 13. Minute hatte Christoph Keim die Führung für die Hessen erzielt, sechs Minuten später erhöhte Daniel Beyer auf 2:0. Und das 1:2 von Oliver Stierle (31.) beantworteten die Gäste mit dem dritten Tor durch Thorsten Bauer. Erschreckend orientierungslos präsentierte sich in dieser Phase vor allem die Abwehr mit Manuel Hartmann, Jens Härter und Recep Yildiz. Doch auch der Rest des Teams wirkte wie eine Mannschaft, die mit den vorderen Rängen der Regionalliga rein gar nichts zu tun hat. Bezeichnend für die Leistung der Kickers: In der Nachspielzeit der ersten Hälfte scheiterte Christian Okpala mit einem Foulelfmeter am Kasseler Schlussmann Oliver Adler. „Es kommt alles zusammen“, klagte Dutt, „das Team liegt am Boden.“

Nach der Pause waren die Blauen zwar bemüht, ein echter Ruck ging allerdings nicht durch das Team – und der Sieg der Gäste geriet nicht mehr wirklich in Gefahr.

Was den Kickers nach acht Spielen ohne Sieg bleibt, ist eine echte Chance auf Wiedergutmachung am kommenden Samstag. Dann treten die Blauen bei der TSG Hoffenheim an. „Wir brauchen einen Sieg“, sagt Dutt. Leicht wird das aber nicht. Denn auch die Hoffenheimer erleben derzeit einen Stimmungswandel: Der Saisonstart beim Team von Ralf Rangnick verlief holprig, nun stehen die Hoffenheimer auf Rang zwei.

Stuttgarter Nachrichten

Sie haben sich bemüht  
Die Stuttgarter Kickers unterliegen Hessen Kassel mit 1:3 – Dutt stellt sich vor die Mannschaft
 
Stuttgart – Die Talfahrt der Stuttgar-ter Kickers setzt sich fort. Der Fußball-Regionalligist unterlag gestern Abend Aufsteiger Hessen Kassel mit 1:3 (1:3). Fehlende Einsatzbereitschaft kann der Mannschaft diesesmal zwar nicht vorgeworfen werden. Dennoch war der Auftritt vor nur 2555 Zuschauern desolat. Im Zeugnis würde stehen: „Sie haben sich bemüht.“

Von Sigor Paesler

„Wir tun und wir machen, aber im Moment fruchtet es einfach nichts“, sagte Stuttgarts Verteidiger Manuel Hartmann frustriert. „Irgendwann müssen wir aus dem Tal doch wieder rauskommen.“ Mit der gestern gezeigten Leistung wird das nicht klappen, denn Einsatz allein reicht eben auch nicht. Das sah auch Kickers-Coach Robin Dutt so. Dennoch wollte er die Mannschaft nicht zu hart kritisieren. „Man kann ihr den Willen nicht absprechen, aber leider hat es sehr unkoordiniert gewirkt“, analysierte er.

Im Stadionheft hatte Dutt angesichts des schwachen Auftrittes zuletzt beim 1:1 in München unmissverständlich klar gemacht, was er von den Spielern erwartet. Er stelle sich vor einen großen Teil der Mannschaft, die Verantwortung zeige. Die „sich anders Verhaltenden“ aber warnte er, der Verein müsse „notfalls ohne sie auskommen“. Weiter schrieb er vom „nun letzten Warnschuss“. Für Bashiru Gambo bedeutete das zunächst einen Platz auf der Bank, der zuletzt ebenfalls gescholtene Christian Okpala aber spielte von Beginn an. Die Kickers kämpfen. Das fehlende Selbstvertrauen nach sieben Ligaspielen ohne Sieg aber war in jeder Aktion zu spüren. Im Spielaufbau keine Ideen und statt dessen ein Fehlpass nach dem anderen, in der Defensive reichlich unsortiert. Dutt hatte von einer Vierer- auf eine Dreierabwehrkette umgestellt – was er schnell wieder korrigierte. Drei Gegentore in der ersten Hälfte sprechen eine deutliche Sprache. Christoph Keim köpfte nach einer Ecke zum 1:0 für Kassel ein (13.). Nachdem die Gäste zweimal das Aluminium getroffen hatten, erhöhte Daniel Beyer mit einem Distanzschuss auf 2:0 (19.). Oliver Stierle verkürzte mit einem beherzten Schuss ebenfalls aus der Ferne auf 1:2 (21.). Doch nach einer schwachen Abwehr von Stuttgarts Keeper David Yelldell staubte Thorsten Bauer zum 3:1 für die Hessen ab (39.). Und als ob der Nackenschläge nicht genug wären, verschoss Okpala kurz vor der Pause einen an Mesic verschuldeten Foulelfmeter. „Momentan kommt alles zusammen, der Elfmeter war die Krönung“, meinte Dutt.

Der Coach schickte die Mannschaft unverändert aus der Kabine. Doch sie machte es nicht besser. Mit jeder Minute wurden die Aktionen hektischer. Die Gäste konzentrierten sich nur noch auf die Verteidigung, mussten aber mit Ausnahme von zwei Schüssen von Stierle keine gefährliche Situation mehr überstehen.

Auch wenn er die Leistung nicht beschönigen wollte, stellte sich Dutt gestern demonstrativ vor die Mannschaft. „Sie ist am Boden. Meine Aufgabe ist es, sie jetzt Zentimeter für Zentimeter aufzubauen“, sagte er. „Nach dem Spiel in München musste sie sich genug harte Worte anhören.“

Stuttgarter Kickers: Yelldell – Hart-mann, Yildiz, Härter (68. Kanitz) – Benda, Akcay – Schlabach, Kanyuk (57. Gambo), Stierle – Okpala, Me-sic.

Hessen Kassel: Adler – Gölbasi, Schönewolf, Klinger, Keim – Beyer, Busch, Fließer (85. Dickhaut), Schwager – Bauer (87. Oliev), Julio Cesar (77. Mason).

Schiedsrichter: Perl (München).

Zuschauer: 2555.

Tore: 0:1 Keim (13.), 0:2 Beyer (19.), 1:2 Stierle (31.), 1:3 Bauer (39.).

Gelbe Karten: Kanitz / Klinger.

Besonderes Vorkommnis: Adler (Kassel) hält Foulelfmeter von Ok-pala (45.+1).

Beste Spieler: Schlabach, Hart-mann / Beyer, Bauer, Schwager.

Eßlinger Zeitung

KSV setzt Glanzpunkte
Stuttgarter Kickers – Hessen Kassel 1:3. Schon früh ist der Löwen-Sieg klar
 
Von Florian Hagemann

Stuttgart. Was ist das für eine Partie, bei der die Fans einer Mannschaft schon nach 19 Minuten „Auswärtssieg“ brüllen – und kaum einer zweifelt daran? Es ist die Begegnung zwischen den Stuttgarter Kickers und dem KSV Hessen Kassel in der Fußball-Regionalliga. Und bei der war schon Mitte der ersten Halbzeit die Tendenz sehr klar. Gewinnen würde an diesem Mittwochabend in Stuttgart-Degerloch mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nur ein Team: das der Löwen.

Bis dahin hatte die Mannschaft von Trainer Matthias Hamann schon zweimal das Tor und je einmal Pfosten und Latte getroffen – und dabei eine sowohl kämpferisch als auch spielerisch ganz starke Leistung geboten. Am 3:1-Sieg gab es letztlich nichts zu deuteln – auch wenn die stark verunsicherten Gastgeber zwischenzeitlich noch einmal näher herankamen. Vergessen!

In Erinnerung dagegen bleiben vor allem die Glanzpunkte, die der KSV zwischen der 13. und der 45. Minute setzte: Christoph Keims Kopfballtor nach Daniel Beyers Ecke, das bewies, wie einfach doch Fußball sein kann. Beyers Treffer aus 25 Metern sechs Minuten später, in der 19. Minute, das bewies, wie sehr das Selbstbewusstsein zu dem Mittelfeldmann nach seinem 1:0 am vergangenen Wochenende gegen Pirmasens zurückgekehrt ist. Thorsten Bauers siebtes Saisontor in der 39. Minute nach Jan Fießers Schuss, das bewies, wie gefestigt der Aufsteiger auch nach einem Dämpfer wie dem zum 1:2 in der 31. Minute ist. Und schließlich Torwart Oliver Adlers große Szene unmittelbar vor der Pause, als er einen Elfmeter und den anschließenden Nachschuss glänzend parierte.

Auch in der zweiten Halbzeit ließ sich der KSV nicht beirren. Bereits kurz nach Wiederanpfiff hatte Bauer erneut eine große Möglichkeit – die dritte an diesem Abend nach seinem Tor und dem Pfostenschuss nach gut einer Viertelstunde. Später sollten noch zwei Chancen hinzukommen. Die Mannschaft funktionierte weiter – vornehmlich als konterstarkes Team, in dem sich ein personeller Wechsel Hamanns im Vergleich zum Heimspiel gegen Pirmasens bezahlt machte: Kim Schwager kam für Saky Noutsos in die Mannschaft – und sorgte für Belebung auf der zuletzt verwaisten linken Seite.

Der KSV hat jetzt 22 Punkte, rangiert gefestigt im Mittelfeld der Tabelle – nur noch einen Punkt vom einstigen Tabellenführer Stuttgarter Kickers entfernt. Spitzenreiter SV Wehen kann kommen. Er kommt am Samstag. Ins Auestadion.

KSV: Adler – Gölbasi, Schönewolf, Klinger, Keim – Beyer, Busch, Fießer (85. Dickhaut), Schwager – Bauer (87. Oliev), Cesar (77. Mason)

SR: Perl (München) – Z: 2555 Tore: 0:1 Keim (13.), 0:2 Beyer (19.), 1:2 Stierle (31.), 1:3 Bauer (39.)

HNA-Online

Bauers Entscheidung vor der Pause

Die Kickers begannen mit einer veränderten Taktik und spielten mit einer Dreier- statt Vierer-Kette. Dies verunsicherte die Hintermannschaft aber, die eher unorganisiert wirkte. Dies nutzten die Gäste, sie führten schnell mit 2:0. Dabei traf Keim per Kopf und Beyer aus der Distanz, wobei er bei seinem Schuss nicht gestört wurde. Dieser Spielstand war auch verdient, Kassel traf vorher schon zweimal Aluminium. Stierle brachte Stuttgart zwar wieder heran, doch Bauer stellte per Abstauber wenig später wieder den alten Rückstand her, nachdem Keeper Yelldell den Ball abprallen ließ.

Nach dem Wechsel zog sich Kassel zurück, und ließ so kaum Torchancen zu. Die beste hatte Stierle, der seinen Schuss aber neben das Tor setzte (70.). Die Kickers waren zwar bemüht, wirkten aber planlos.

Sigor Paesler

Kicker

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