Vom FC Schaffhausen zu den Stuttgarter Kickers
Am Samstag (14.30 Uhr, Gazistadion) bestreiten die Stuttgarter Kickers die Generalprobe für die Rückserie in der Fußball-Regionalliga gegen den VfR Aalen. Mit dabei wird dann auch der Neuzugang Thomas Weller sein, der die linke Seite verstärken soll.
Von Joachim Klumpp
Bei dem ersten offiziellen Auftritt für seinen neuen Verein hat Thomas Weller viele Hände schütteln müssen. Schließlich spielten die Stuttgarter Kickers gegen den FC Schaffhausen, für den der 25-Jährige noch bis Ende des vergangenen Jahres unter Vertrag stand. Und wo er so etwas wie der Publikumsliebling des Schweizer Super-League-Klubs war. Aber eben nicht unbedingt der Liebling des Trainers Jürgen Seeberger, ebenfalls ein Deutscher. Der attestierte Weller zwar ein sehr gutes Auge, speziell bei Standardsituationen, „aber der letzte Zug zum Tor fehlte“. Kein Treffer stand in der Vorrunde zu Buche, obwohl Weller auf 14 Einsätze kam, wenn auch nicht immer von Beginn an. Der Grund? Zunächst lief es bei ihm ganz ordentlich, aber bei der Mannschaft nicht; und als die gegen die Topklubs Basel und beim FC Zürich fast sensationell gewann, gehörte er nicht mehr zur Anfangsformation. Künstlerpech. Außerdem sei die Grundausrichtung eher defensiv gewesen: „Das liegt mir nicht so.“
Unterm Strich jedenfalls suchte Weller eine neue Herausforderung, deshalb löste er seinen Vertrag zum Jahresende vorzeitig auf. „Ich wäre gerne in der Schweiz geblieben“, sagt Weller, doch Kontakte zum Tabellenzweiten FC St. Gallen zerschlugen sich, weil der Verein stattdessen einen Argentinier verpflichtete. „So gesehen bin ich jetzt froh, dass es mit den Kickers geklappt hat.“ Hier will er sich nochmals für höhere Aufgaben empfehlen. „Der Teamgeist stimmt, es wird offensiv gespielt – und die Chancen auf den Aufstieg sind durchaus noch vorhanden.“ Trotz der sechs Punkte Rückstand auf den Klassenkrösus TSG Hoffenheim. Weller jedenfalls will in den Profifußball, warum nicht mit den Kickers? Deren Trainer Robin Dutt hat den Mittelfeldspieler, der früher bei 1860 München und Paderborn gespielt hat, schon länger im Auge: „Er ist ein spielstarker Typ für die linke Seite“, sagt der Coach, der dem Neuzugang durchaus Hoffnungen auf einen Stammplatz macht. „Wenn er so weiterarbeitet wie bisher, ist er auf einem sehr guten Weg. Er ist schnell und technisch stark.“
Ein Zeugnis, das Thomas Weller den meisten Kollegen aus der Schweiz ausstellt. „Vom Technisch-Taktischen brauchen sie sich hinter dem deutschen Fußball nicht zu verstecken“, sagt Weller, „einzig die Power fehlt manchmal im Spiel, darauf wird in der Schweiz vielleicht nicht so viel Wert gelegt.“ Außer beim FC Schaffhausen, der sich mit bescheidenen Mitteln nun schon im dritten Jahr in der höchsten Liga hält. Die Rahmenbedingungen des Grenzklubs erinnern eher an die Regionalliga. Im Vergleich zum Stadion „Breite“ des FCS mit einer Kapazität von nur 7300 Plätzen wirkt das Gazistadion dagegen wie ein Schmuckkästchen, der Zuschauerschnitt ist mit gut 3000 der geringste der Liga und bewegt sich somit nur auf deutschem Regionalliganiveau.
„Das Umfeld ist sicher nicht so professionell“, sagt Weller, der im Sommer 2005 vom FC Vaduz kam, wo sein Vater, der ehemalige VfB-Profi Hanjo Weller, derzeit Interimstrainer ist. Und wo fast paradiesische Zustände herrschen, zumindest für Schweizer Verhältnisse. Denn Geld spielt in dem Fürstentum mit den vielen Briefkastenfirmen keine so große Rolle, „dort kann man richtig gut verdienen, deshalb kommen oft auch namhafte Spieler“. Und als Liechtensteiner Abonnementspokalsieger ist der Klub inzwischen auch im Europapokal zu Hause.
Das wird bei den Kickers unmöglich, zumal der Verein im DFB-Pokal ja ausgeschieden ist, trotz des Achtungserfolgs gegen den Hamburger SV, den auch Weller aus der Ferne mitbekommen hat. „So etwas wäre in der Schweiz fast unmöglich. Dort ist das Leistungsgefälle zwischen der ersten und dritten Liga zu hoch“, sagt Weller, der die deutschen Klubs in der Breite des Kaders besser ausgestellt sieht. Was er als Vorteil sieht: „Letztlich kann man nur als Mannschaft Erfolg haben. Und mit der will ich hier etwas erreichen“, sagt der ledige Fußballer, der momentan im Hotel wohnt und nur zu seinem Hauptwohnsitz nach Romanshorn fährt, sofern es der Trainingsplan bei den Stuttgarter Kickers erlaubt.
„Wichtig ist, dass wir einen guten Start erwischen, dann kann es im Fußball schnell gehen.“ Die Mannschaft jedenfalls habe das Potenzial, ganz oben mitzuspielen. Und auch der Trainer Robin Dutt sagt nach der Vorbereitung: „Die neuen Spieler haben sicher nochmal frischen Schwung reingebracht. Die können in der Regionalliga sicher alle drei Akzente setzen.“ Das wäre ganz im Sinne von Thomas Weller. Denn sein Vertrag läuft vorerst nur bis zum Saisonende. Das sind maximal 14 Spiele, um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Und vielleicht sogar zum Publikumsliebling zu avancieren.
Stuttgarter Zeitung