Kickers: die Mannschaft sagt Danke
Robin Dutts letztes Heimspiel versöhnt für so manch schwache Leistung in der Rückrunde
STUTTGART. Die Stuttgarter Kickers haben in der Fußball-Regionalliga vor 2820 Zuschauern verdient mit 3:1 gegen den Aufsteiger Hoffenheim gewonnen. „Die Mannschaft wusste, wie wichtig mir das Spiel war“, sagte der scheidende Trainer Robin Dutt.
Von Joachim Klumpp
Fußball ist zwar kein Wunschkonzert, aber manchmal muss man die Feste eben feiern, wie sie fallen. Zum Beispiel am vergangenen Samstag. Da saß der Kickers-Trainer Robin Dutt letztmals bei einem Heimspiel auf der Bank, hatte sich aber zum Abschied keine Blumen, sondern einen Sieg gewünscht. Beim 3:1 gegen Hoffenheim bekam er nun beides, an Pfingsten fiel gewissermaßen Ostern und Weihnachten zusammen. „Die Blumen nehme ich jetzt noch lieber und schenke sie meiner Frau – und die drei Punkte friere ich ein“, sagte der 42-Jährige später.
Dutts letzter Heimauftritt hatte es durchaus verdient, in Erinnerung zu bleiben. Denn die Mannschaft zeigte das beste Spiel im Jahr 2007, war von der siebten Minute (Vaccaros großer Chance) bis zur 88. Minute (Kacanis Treffer zum Endstand) mehr als präsent, was durchaus mit dem Trainer zusammenhing. „Sie wussten, wie wichtig mir das Spiel war“, sagte Dutt später, „vielleicht habe ich das sogar mal in einem Nebensatz fallen lassen.“
Dabei standen die Vorzeichen nicht gut. Nachdem der Torwart David Yelldell von den Fans als bester Spieler geehrt worden war (mit immerhin 40 Prozent der Stimmen), wurden die scheidenden Hartmann (Koblenz) und Kanitz (Ziel unbekannt) offiziell verabschiedet, ebenso wie in Abwesenheit die erkrankten Bischoff (Reutlingen) und Weller (Osnabrück?) sowie der verletzte Dundee (zurück nach Offenbach?). So rückte der A-Jugendliche Hikmet Orgo überraschend in den Kader, um die U-23-Quote zu erfüllen. Fazit Dutt: „Wir pfiffen aus dem letzen Loch.“
Aber das nicht schlecht. Kein Wunder, wenn Dutt sagt: „Ich bin froh, dass ich meinem Nachfolger ein intaktes Team übergebe.“ Schade, dass Peter Zeidler nicht im Gazistadion war, er hätte einige Fingerzeige bekommen. Auch in taktischer Hinsicht. Yildiz spielte im defensiven Mittelfeld, was eine Option ist; Rodriques zeigte bei seinem Debüt in der Startformation, dass er der nächste Youngster sein könnte; Vaccaro ackerte unermüdlich im Sturm, wenn auch ein wenig glücklos; und Gambo spielte, obwohl zuletzt krank, 70 Minuten lang, ehe er sich nach dem Führungstor zum 2:1 auswechseln ließ.
Der Manager Joachim Cast jedenfalls versicherte, dass er dem Neucoach von bisher vielleicht verborgenen Qualitäten berichten könne. Und natürlich von Mustafa Parmak, dessen Talent in Degerloch zwar hinreichend bekannt ist, aber eben nicht konstant genug aufblitzt. Am Samstag war er jedenfalls der überragende Mann auf dem Platz. Der 25-Jährige schoss das erste Tor selbst (nachdem er schon den Freistoß herausgeholt hatte), bereitete das zweite mit einem abgefälschten Schuss und das dritte mit einem Eckball vor. Cast: „Wenn er so spielt, wird er uns nächste Saison noch viel Freude bereiten.“ Aber sich parallel dazu auch nachhaltig für höhere Aufgaben empfehlen, zumal sein Vertrag im Sommer 2008 ausläuft. Parmaks vorläufige Abschiedsworte gingen aber an Robin Dutt: „Er ist ein überragender Trainer.“
Der warnte noch schnell, die Messlatte im Umfeld des Vereins nicht zu hoch zu legen. „Die Qualifikation für die eingleisige dritte Liga kann nur das Ziel sein.“ Dafür suchen die Kickers noch die eine oder andere Verstärkung. Zum Beispiel in der Innenverteidigung. Der Kandidat Patrick Hildebrandt schoss am Samstag für Pirmasens das Siegtor, und das Präsidiumsmitglied Walter Kelsch bezifferte die Chancen auf eine Verpflichtung auf 50:50.
Kickers: Yelldell – Steinle, Wildersinn, Härter, Stierle – Parmak, Yildiz, Benda (64. Sökler), Rodrigues (73. Kanitz) – Gambo (60. Kacani), Vaccaro.
Tore: 1:0 Parmak (28.), 1:1 Mesic (35., Foulelfmeter), 2:1 Gambo (59.), 3:1 Kacani (88.)
Stuttgarter Zeitung
Ein Sieg krönt die Abschiedsfeier
Stuttgarter Kickers gewinnen letztes Heimspiel gegen Hoffenheim 3:1
Stuttgart – Mit einem 3:1(1:1)-Erfolg gegen die TSG Hoffenheim haben sich die Stuttgarter Kickers im letzten Heimspiel der Saison von ihren Fans verabschiedet. Besonders glücklich darüber war der scheidende Trainer Robin Dutt: „Die Mannschaft wusste, wie viel mir das bedeutet.“
VON DIRK PREISS
Wer bis zum Samstag noch nicht wusste, dass Robin Dutt die Stuttgarter Kickers verlassen wird, der wurde vom Noch-Trainer persönlich aufgeklärt. „Ich gratuliere der TSG Hoffenheim zum Aufstieg in die zweite Liga“, sagte der Coach – und fügte in Richtung des Hoffenheimer Trainers Ralf Rangnick hinzu: „Wir sehen uns.“
Dutt wechselt zum SC Freiburg – und hatte sich in seinem letzten Heimspiel nichts sehnlicher gewünscht als einen Sieg. „Die Mannschaft wusste, wie viel mir das bedeutet“, sagte er hinterher, „entsprechend hat sie heute gespielt.“
Nach einer eher misslungenen Rückrunde haben die Blauen mit dem Sieg gegen den Aufsteiger tatsächlich auch ihre Fans noch einmal ein wenig versöhnt. „Das war mal wieder ein richtig gutes Spiel“, freute sich Manager Joachim Cast. Mustafa Parmak hatte die Blauen mit einem sehenswerten Freistoß in Führung gebracht. Ex-Kickers-Stürmer Mirnes Mesic glich per Elfmeter zwar aus, in der zweiten Halbzeit investierten die Kickers aber mehr als die Hoffenheimer und wurden dafür belohnt. Bashiru Gambo traf zum 2:1, Sokol Kacani machte alles klar.
Davor und danach stand alles im Zeichen der Abschiedsfeier. Nicht nur der Trainer wurde verabschiedet, sondern auch die Spieler Manuel Hartmann (TuS Koblenz), Nico Kanitz und Sean Dundee (Ziel unbekannt). Derweil hat Cast für diese Woche weitere Neuverpflichtungen angekündigt. Eine davon könnte Patrick Hildebrandt (23) sein. Der Wechsel des Abwehrspielers vom Absteiger FK Pirmasens zu den Kickers gilt als sehr wahrscheinlich.
Mit all dem hat Robin Dutt nun nichts mehr zu tun. Den Weg der Kickers wird er aber weiterverfolgen. Und er warnt: „Die Qualifikation zur eingleisigen dritten Liga ist eine große Herausforderung.“ Dieses Ziel allerdings sei nur zu erreichen, wenn alle im Umfeld realistisch blieben. Und weil auch der Coach weiß, wie schnell bei den Kickers Träume blühen, erklärte er: „Ich hoffe, meinem Nachfolger bleiben diese Träumereien erspart.“
Stuttgarter Nachrichten
In der zweiten Hälfte fehlt die Kraft
REGIONALLIGA: Hoffenheim verliert bei den Stuttgarter Kickers und verspielt die Meisterschaft |
Stuttgarter Kickers – TSG Hoffenheim 3:1
Hoffenheim: Stolz – Bindnagel, Göttlicher, Lapaczinski, Löw (65. Throm) – Teber (77. Janker), Salihovic – Copado, Paljic – Mesic, Maric (65. Cescutti).
Schiedsrichter: Maier (München) – Zuschauer: 2820. – Tore: 1:0 Parmak (28.), 1:1 Mesic (35./Foulelfmeter), 2:1 Gambo (59.), 3:1 Kacani (88.). – Gelbe Karten: Gambo, Yildiz. – Beste Spieler: Parmak, Stierle / Paljic, Bindnagel.
Der Wunsch von Trainer Robin Dutt wurde erfüllt: Dank eine tollen Leistung seiner Mannschaft feierten die Kickers einen verdienten 3:1-Heimsieg gegen Zweitligaaufsteiger TSG Hoffenheim. Mustafa Parmak vollstreckte per tollem Freistoß zum 1:0 (28.), Bashiru Gambo (59.) und Sokol Kacani (88.) trafen aus kurzer Distanz. Ex-Kickers-Spieler Mirnes Mesic verwandelte per Foulelfmeter in der 35. Minute zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich.
Es war von Anfang an ein hohes Tempo im Spiel, beide Mannschaften versuchten, spielerisch den Erfolg zu suchen. Die Kickers störten schon früh in der gegnerischen Hälfte und erkämpften immer wieder die Bälle. Dank der spielerischen Klasse der Hoffenheimer entwickelte sich ein ansehnliches Regionalligaspiel. Hoffenheim war in der 20. Minute zum ersten Mal gefährlich: Eine Flanke von Paljic köpfte Maric ins Netz, doch stand er knapp im Abseits, so dass der Treffer nicht zählte. Nach einem schnellen Konter der Kickers wurde das Solo von Mustafa Parmak 20 Meter vor dem Tor nur durch ein Foul gebremst. In zentraler Position legte sich der Mittelfeldspieler den Ball zurecht und schlenzte unhaltbar über die Mauer direkt in den Torwinkel. Das 1:0 durch Mustafa Parmak (28.). Nach einem unnötigen Foul von Bashiru Gambo an Copado auf der Grundlinie entschied das Schiedsrichtergespann auf Foulelfmeter für Hoffenheim. Mirnes Mesic behielt die Nerven und traf links oben ins Tor zum 1:1 (35.). Kurz vor dem Pausenpfiff hätten die Kickers aber gleich wieder in Führung gehen können: Angelo Vaccaro legte schön auf Recep Yildiz ab, der aus 20 Metern gleich abzog, doch Hoffenheims Keeper Stolz konnte erneut stark mit der Hand abwehren. Er fischte den Flachschuss aus der rechten Ecke und bewahrte so sein Team vor dem erneuten Rückstand vor dem Seitenwechsel.
Nach einem abgefälschten Schuss von Mustafa Parmak im Hoffenheimer Strafraum landete die Kugel vor den Füßen von Bashiru Gambo, der schneller als sein Gegenspieler reagierte und im Fallen den Ball am Gästekeeper vorbeidrückte. Die erneute 2:1-Kickers-Führung in der 59. Spielminute. Danach spielten eigentlich nur noch die Hausherren. Man merkte dem Kickers-Team an, dass sie ihrem Trainer unbedingt drei Punkte zu seiem Abschied vor den Kickers-Fans schenken wollten und gaben wirklich bis zum Schluß Gas. Endlich gab es wieder einige gelungene Spielzüge zu sehen, der Einsatz und die Laufbereitschaft stimmt bei wirklichen allen Spielern. Die Hoffenheimer kamen zwar gelegentlich zu Kontern, doch wurde sie teilweise schlecht ausgespielt.
Die besten Chance zum 3:1 hatte erneut der starke Mustafa Parmak, als Angelo Vaccaro auf rechts aussen sich durchsetzen konnte und wieder klug zurücklegte auf Parmak, doch Sokol Kacani lief genau in die Schussbahn und bekam die Kugel an den Rücken (78,). Zwei Minuten vor Spielende sorgte der eingewechselte Stürmer aber dann für die endgültige Entscheidung: Nach einer Flanke von Mustafa Parmak an der Eckfahne stand Sokol Kacani am kurzen Pfosten und drückte die Kugel über die Linie zum 3:1-Endstand.
Ralf Rangnick meinte zum Spiel: „Die erste Halbzeit war ganz okay von unserer Seite, wir haben gearbeitet um dann mit dem Unentschieden in die Pause zu gehen. In der zweiten Halbzeit waren wir kräftemäßig nicht mehr so gut, die letzte Spannung um das Spiel zu gewinnen hat heute einfach gefehlt.“ Robin Dutt sagte: „Meine Spieler haben gewusst, dass mir ein Sieg heute sehr viel bedeutet. Es war von Anfang an ein hohes Tempo im Spiel, wir haben den Gegner früh in der eigenen Hälfte unter Druck setzen können. In der zweiten Halbzeit habe ich meine Jungs bewundert, wie sie trotz der Hitze alles gegeben haben.“
Fränkische Nachrichten