Der neue Trainer Peter Zeidler will sich mit den Stuttgarter Kickers für die dritte Liga qualifizieren – und fordert Geduld
Stuttgart – Hinter den Stuttgarter Kickers liegt die sportlich erfolgreichste Saison seit dem Abstieg 2001 aus der zweiten Liga. Platz vier stand nach einem ständigen Auf und Ab unter dem Strich. Vor ihnen liegt eine brisante, richtungweisende Spielzeit, die mit dem Sprung in die neue dritte Liga enden soll – das und nichts anderes ist das Ziel des neuen Trainers Peter Zeidler.
Von Beate Wockenfuß
„Wir wissen, was mit der Mannschaft möglich ist und werden daher keine unrealistischen Ziele ausgeben“, sagt Zeidler vor dem Auftakt morgen (19.30 Uhr) beim FC Ingolstadt. Aufstiegsträumen erteilt er daher eine rigorose Absage – zumindest, was den Aufstieg in die zweite Liga betrifft: „Ganz klar: Nein!“ Der Nachfolger von Robin Dutt definiert das Wort anders: „Wenn wir die dritte Liga schaffen, sind wir aufgestiegen.“ Gelingt die Qualifikation aber nicht, wäre das praktisch ein Abstieg. Denn die Regionalliga ist ab Sommer 2008 nur noch die vierthöchste Spielklasse.Der Verbleib in der Regionalliga schwebt wie ein Damoklesschwert über Degerloch. Manager Joachim Cast weiß: „Wenn wir die Qualifikation nicht schaffen, dann ist bei den Kickers mit halbwegs professionellem Fußball erst mal Schluss.“ Dass solche Sorgen schnell zu Ungeduld führen, wenn die „Blauen“ zwischenzeitlich jenseits des für die dritte Liga wichtigen zehnten Tabellenplatzes rangieren sollten, ist Zeidler bewusst. „Wenn wir ein paar Spieltage mal nur den zwölften oder 13. Platz belegen, darf niemand in Hektik verfallen“, warnt er daher und fordert, Ruhe zu bewahren, „dann garantiere ich, dass wir es schaffen.“Geduld ist das Zauberwort. Fünf Wochen hatte Zeidler Zeit, die Mannschaft kennenzulernen, die Neuen zu integrieren und eine passende Struktur zu finden. „In dieser kurzen Zeit kann man keine großen Experimente machen“, sagt er und will daher auf Bewährtes zurückgreifen. „Was zuletzt gut funktioniert hat, übernehmen wir“, so der 44-Jährige. Das trifft zum Beispiel auf den Mannschaftskapitän zu: Jens Härter wird die Binde behalten, Oliver Stierle sein Stellvertreter bleiben. Aber Zeidler will auch dokumentieren, dass eine neue Saison beginnt und berief daher Neuzugang Markus Ortlieb und Bashiru Gambo neu in den Mannschaftsrat. Umgebaut werden muss zwangsläufig. Vor allem die Abgänge Mirnes Mesic (bereits in der Winterpause) und Manuel Hartmann seien schwer zu verkraften, sagt der Trainer: „Diese Spieler haben die Kickers in den vergangenen Jahren geprägt und zu einer Spitzenmannschaft gemacht.“ Geduld ist also auch in dieser Hinsicht gefragt, denn „es wird eine Weile dauern bis die Automatismen da sind“. Auf jeden Fall stimme aber die Mischung aus erfahrenen Spielern und jungen, die die Gestandenen herausfordern.
Überraschung Rodrigues
Einer der Jungen ist es auch, der den Trainer in der Vorbereitung besonders überrascht hat: Dominique Rodrigues. Der 24-Jährige, der aus dem Oberliga-Team dazugestoßen ist, bringt laut Zeidler alles mit, um sich auch in der ersten Mannschaft zu etablieren: „Er hat eine gute Technik, ist taktisch gescheit. An ihm sieht man, was die Kickers ausmacht: eine hervorragende Schulung in der Amateurabteilung.“
Zudem hat sich Angelo Vaccaro in den vergangenen Wochen enorm entwickelt. Der Stürmer, der im Winter vom FC Augsburg kam, scheint seine schwierige Eingewöhnungsphase überwunden zu haben. Er glänzte in den Testspielen mit 15 Treffern als bester Torschütze und gehörte zuletzt gegen Freiburg und Dortmund zu den auffälligsten Spielern. „Er hat absolut überzeugt und einen richtigen Sprung nach vorn gemacht“, lobt der Coach, der Vaccaro nun auch als Antreiber sieht: „Er reißt die anderen mit, wir erwarten einiges von ihm.“
Auf die richtige Arbeits-Atmosphäre legt Zeidler besonders viel Wert. Als Oberstudienrat weiß er: „Nur wenn man sich in einer Gemeinschaft wohl und respektiert fühlt, kann man Leistung bringen.“ Die ist morgen beim Auftakt in Ingolstadt gefragt. „Das ist die Startruppe schlechthin, deswegen wäre ein Erfolgserlebnis für uns umso hochwertiger“ – und würde die Kickers gleich unter die entscheidenden ersten Zehn bringen.
der kader
Abgänge: Bastian Bischoff (SSV Reutlingen), Sean Dundee (Kickers Offenbach), Manuel Hartmann (TuS Koblenz), Nico Kanitz (Hallescher FC), Thomas Weller (Ziel unbekannt), Laszlo Kanyuk (TSV Crailsheim).
Zugänge: Nico Beigang, Marcus Mann (beide SV Darmstadt), Benedikt Deigendesch (1. FC Nürnberg II), Saban Genisyürek (FV Illertissen), Markus Ortlieb (Wuppertaler SV), Marcel Rapp (SC Pfullendorf), Sokol Kacani, Dominique Rodrigues, Marco Tucci (alle Kickers II),
Tor: Manuel Salz, David Yelldell.
Abwehr: Sascha Benda, Jens Härter, Marcel Rapp, Moritz Steinle, Oliver Stierle, Marco Wildersinn, Recep Yildiz.
Mittelfeld: Mustafa Akcay, Benedikt Deigendesch, Bashiru Gambo, Marcus Mann, Markus Ortlieb, Mustafa Parmak, Dominique Rodrigues, Sven Sökler.
Angriff: Nico Beigang, Saban Genisyürek, Sokol Kacani, Marco Tucci, Angelo Vaccaro.
Trainer: Peter Zeidler.
Eßlinger Zeitung