Der Kickers-Spieler Frieder Scholz gehört zu denen, für die der Berufstraum Fußballer erreichbar scheint
Degerloch. Jürgen Klinsmann, Guido Buchwald, Fredi Bobic – sie alle haben bei den Stuttgarter Kickers gespielt. Auch Frieder Scholz trainiert bei dem Degerlocher Traditionsverein. Der 14-Jährige und sieben seiner Mannschaftskameraden sind im Talentförderprogramm des DFB und träumen vom Profifußball.
Von Katharina Sorg
Der erste Schulranzen war noch neu, als Frieder Scholz begann, regelmäßig seine Fußballschuhe zu schnüren. Mit sechs Jahren spielte er für den SV Hoffeld, wechselte zum SV Sillenbuch und stürmte mit neun Jahren für die Stuttgarter Kickers. Seither trägt der 14-Jährige das blaue Trikot des Vereins aus Degerloch. „Früher war ich immer Stürmer, aber inzwischen spiele ich im defensiven Mittelfeld“, sagt er. Viermal in der Woche schwitzt er auf dem Trainingsgelände der Kickers gemeinsam mit seinen Mannschaftskameraden beim Training. Viermal sind sie in den vergangenen Jahren Meister geworden, nur in diesem Jahr mussten sie den Titel abgeben. „Vizemeister zu werden, tut natürlich weh“, sagt Frieder, „vor allem, wenn der VfB uns den Titel wegschnappt.“
Nach der Sommerpause wollen sie den Jungs aus Cannstatt dann nicht nur den Ball, sondern auch die Meisterschaft wieder abnehmen. Bis dahin wird trainiert. Frieder und sieben seiner Mannschaftskameraden verbessern ihr Spiel nicht nur bei den Kickers, sondern einmal die Woche auch beim DFB-Stützpunkttraining.
Seit 2002 gibt es die besondere Talentförderung des DFB. „Vor etwa vier Jahren gab es eine ganz große Sichtung, bei der dann auch ich für das Training ausgewählt wurde“, sagt Frieder. Die Idee der Ballübungen nach Plan des DFB ist, Talente, die in kleineren Vereinen schlummern, angemessen zu fördern und auszubilden. 390 Stützpunkte gibt es bundesweit, etwa 16 000 Jugendliche im Alter von elf bis siebzehn Jahren profitieren von dieser Förderung. Der DFB will sich dabei nicht zu früh auf einen kleinen Kreis an Top-Talenten konzentrieren, zu schwierig ist es zu ahnen, aus welchem talentierten Nachwuchskicker einmal ein Profi werden könnte. Wer es wie Frieder geschafft hat, aufgenommen zu werden, wird über mehrere Jahre konstant gefördert. „Wer sich nicht gut entwickelt, kann seinen Platz natürlich auch wieder verlieren“, sagt der 14-Jährige.
Seine Mitspieler und er träumen davon, einmal Profifußballer zu werden und mit dem Kicken ihr Geld zu verdienen. Elf Spieler im Alter von 14 Jahren sind sie beim Stützpunkttraining in Stuttgart. Elf Spieler, die alle hoffen, bei einer weiteren Sichtung vielleicht den Sprung in die Bezirksauswahl zu schaffen. „Das Auswahltraining im Frühjahr in Ruit würde ich natürlich gern mitmachen“, sagt Frieder, „für den Bezirk Stuttgart zu spielen, wäre toll“. Aber nicht nur beim Stützpunkttraining wird aussortiert, sondern auch in der eigenen Mannschaft. Nach jeder Saison beschließen die Trainer, wer es in die nächste Altersklasse der Stuttgarter Kickers schafft. Fünf Mitspieler von Frieder mussten ihr Trikot vor der Sommerpause abgeben. „Es ist ein harter Weg bis in die A-Jugend“, sagt der Gymnasiast, „und dann muss man erst mal den Sprung zu den Profis schaffen.“ Die Profimannschaft der Kickers ist sein Ziel, sein Traum wäre es, irgendwann einmal für einen seiner Lieblingsvereine, Inter Mailand oder Real Madrid, zu spielen. Beim spanischen Spitzenklub verdient auch Fabio Cannavaro sein Geld. „Er ist der beste Abwehrspieler der Welt und mein großes Vorbild“, sagt der Gymnasiast.
Neben der Arbeit für den Traum vom Profifußballer muss Frieder für Klausuren pauken, denn das Abitur möchte der Nachwuchskicker mit der Rückennummer zwölf bestehen. „Wenn es mit dem Fußball nicht klappt, dann wäre die Alternative vielleicht Ingenieur“, sagt der Schüler des Mörike-Gymnasiums. Die Sommerpause will er nutzen, um seine Verletzung auszukurieren. Seit dem Zusammenstoß mit einem Gegenspieler im Winter hat Frieder ein Loch im Knorpel der Wachstumsfuge. „Das ist meine erste schwere Verletzung“, sagt der 14-Jährige, „wenn man das nicht auskuriert, kann es zu einem fehlerhaften Wachstum kommen“. Statt zum Training fährt er deshalb seit Wochen zur Physiotherapie. Eine Verletzung soll seinen Traum nicht zerstören.
Stuttgarter Nachrichten