Die Lauser lernen von den Profis

Die Stuttgarter Kickers trainieren mit den Kindern vom SV Hoffeld für das 36.Höfleswetzturnier

Degerloch. Morgen kicken 170 Fußballmannschaften aus ganz Baden-Württemberg beim Höfleswetzturnier in Stuttgart. Um optimal gerüstet zu sein, erhielten die Nachwuchssportler vom SV Hoffeld eine spezielle Vorbereitung: Ein Sondertraining mit den Stuttgarter Kickers.
Von Marina Geitz

„Okay Jungs, macht euch bereit.“ Ein Pfiff schallt über den Rasen. „Los geht“s“, ruft Peter Zeidler über den Platz. Normalerweise gelten die Kommandos des Cheftrainers der Stuttgarter Kickers seinen Regionalligaspielern. Die tragen blaue Trikots und haben durchschnittlich Schuhgröße 43. Die Beine, die nun über den Rasen flitzen, stecken in deutlich kleineren Schuhen. Die Spieler tragen zudem bunte Überzieher und sind zwischen neun und vierzehn Jahren alt. Zeidler trainiert heute die Kinder, die morgen beim Höfleswetzturnier kicken. Das Höfleswetzturnier ist eines der größten und traditionsreichsten Jugendfußballturniere in Deutschland. 1500 Kinder werden von 8.30 Uhr an auf den Sportplätzen an der Mercedesstraße in Bad Cannstatt gegeneinander antreten.

Drei Teams hat der SV Hoffeld gemeldet – Degerlocher Kandlwetzer, Hoffelder Flügelflitzer und Hoffelder Lattenkracher nennen sie sich. Sie gehören den Lausern an, der jüngsten Altersklasse des Turniers. Aber heute kicken sie zusammen mit den Profis auf dem Gelände des ADM-Sportparks am Königsträßle und holen sich Tipps direkt vom Profi. „Als Stürmer müsst ihr eine gute Kondition haben, weil ihr schnell rennen müsst“, sagen die Blauen. Zweimal wöchentlich trainieren die neun- oder zehnjährigen Jungs beim SV H – die Kraft müsste also reichen.

Das Spiel beginnt. Je drei Kickers-Spieler unterstützen die Teams der Nachwuchstalente und feuern sie nebenbei kräftig an. „Wir sind viel stärker als die“, motiviert der Mittelfeldspieler Bashiru Gambo die Hoffelder Flügelflitzer. Von allen Seiten gibt es Zurufe, die Mütter stehen am Spielfeldrand und sind stolz auf ihre Schützlinge. Die rennen über den Platz und geben ihr Bestes, um den Profis zu zeigen, was sie können.

„Gut so, Vaccaro – lauf“, ruft der Kickers-Stürmer Angelo Vaccaro seinem etwa halb so großen Double hinterher, dessen Trikot bis fast in die Kniekehlen hängt. Das scheint den kleinen Vaccaro, eigentlich Luis, aber nicht sonderlich zu behindern. Er trickst mit einem geschickten Schlenker seinen Gegner aus und hat freie Bahn in Richtung Tor. Mit zusammengekniffenen Lippen schießt er – und der Ball landet im Netz. „Tooor“, schreien die Kandelwetzer. Der große und der kleine Vaccaro drehen Hand in Hand eine Ehrenrunde.

Ein Pfiff des Schiedsrichters übertönt den Jubel und verordnet eine Pause. „Ruht euch ein bisschen aus und geht was trinken“, rät Vaccaro den Jungs. Dzenis hat zwar schon einen roten Kopf, aber Pause machen möchte er nicht. „Komm, wir üben Kopfbälle“, sagt Bashiru Gambo und wirft ihm einen Ball zu. Auch Luis trudelt schon wieder von der Pause ein. „Der Papa von meinem Freund Bruno ist Dirk Eichelbaum, der Präsident von den Stuttgarter Kickers“, erzählt Luis. „Das Vaccaro-Trikot habe ich von ihm zum Geburtstag bekommen“, erzählt er stolz. Von dem Kickers-Stürmer hat er einen wichtigen Tipp zur Fußballtechnik gelernt. „Wenn der Ball höher kommt, muss man ihn mit der Innenseite vom Fuß spielen“, erklärt Luis. Dann verschwindet er schnell zu den anderen, die eifrig mit Bashiru Gambo und Sascha Benda Kopfbälle und Pässe üben.

Die Stimmung auf dem Rasen ist ausgelassen. Es wird gebolzt, geschrien und viel Spaß gemacht. „Auf Gambo zu reiten ist voll cool“, sagt Steffen. Er sitzt rittlings auf dem Rücken des Mittelfeldspielers. Der rennt dribbelnd über den Rasen und lacht. Peter Zeidler trommelt alle Spieler zusammen, das außergewöhnliche Training ist zu Ende. „Wir bedanken uns bei allen, die bei diesem speziellen Training mitgeholfen haben. Schön, dass so viele Kinder mit dabei waren. Und fürs Höfleswetzturnier wünschen wir euch natürlich viel Glück“, sagt Zeidler und verabschiedet sich bei den Teams.

Mit roten Köpfen verlassen die Lattenkracher, Flügelflitzer und Kandlwetzer das Profi-Trainingsgelände der Blauen. Egal, wer morgen beim Turnier gewinnt: Alle Höfleswetzer bekommen Freikarten für Ligaspiele des VfB Stuttgart und der Stuttgarter Kickers. Und irgendwie scheint das für einige sogar wichtiger zu sein als Sieg oder Niederlage.

Das Höfleswetzturnier wird von der Stadt Stuttgart und verschiedenen Unternehmen zum 36. Mal ausgerichtet. Spielort sind die Fußballplätze an der Mercedesstraße in Bad Cannstatt. Beginn ist morgen um 8.30 Uhr. Aus dem Verbreitungsgebiet des Blick vom Fernsehturm spielen außer den oben genannten Mannschaften noch das Team des Schülercafé Alberta, die Birkacher Krauthoppers und die Raketenkicker 70 599 mit.

Stuttgarter Nachrichten

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