Peter Zeidler erhält letzte Chance
Die Stuttgarter Kickers halten trotz der Niederlage bei 1860 München II an ihrem Trainer fest
MÜNCHEN/STUTTGART. Die Stuttgarter Kickers haben bei 1860 München II 0:1 (0:1) verloren, aber der Trainer Peter Zeidler bleibt zumindest bis zum nächsten Heimspiel im Amt. „Da muss jetzt mit allen Mitteln ein Sieg her“, sagt der Manager Joachim Cast.
Von Fabian Heckenberger und Joachim Klumpp
Walter Kelsch hatte zwar nicht die gesamten 90 Minuten gesehen, aber offenbar genug. Zumindest verließ das Präsidiumsmitglied der Stuttgarter Kickers unter den immerhin 1100 Zuschauern kurz vor Schluss das Stadion an der Grünwalder Straße, nachdem Kelsch erst nach dem Anpfiff gekommen war und somit das Tor des Tages in der sechsten Minute verpasst hatte. Einen Fehler von Marcel Rapp nutzte Mustafa Kucukovic zum 1:0 für 1860 München II. „Das darf einfach nicht passieren“, sagte der Trainer Peter Zeidler, wohl wissend, dass er inzwischen in jedem Spiel unter besonderer Beobachtung steht.
Wer weiß, vielleicht haben dem Gymnasiallehrer sogar nur die einsetzenden Herbstferien noch mal den Job gerettet, denn der Präsident Dirk Eichelbaum war bereits im lang geplanten Spanienurlaub, seine Kollegen Frieder Kummer und Hans-Jürgen Wetzel ebenfalls unpässlich, so dass sich eine Mehrheit des Vorstands kein eigenes Bild vom Auftritt machen konnte und sich letztlich nicht dazu durchringen wollte, nach dem 13. Spieltag einen Schlussstrich unter die Personalie Peter Zeidler zu ziehen.
Gestern morgen hatte der Verein noch vermeldet, eine Entscheidung über Zeidlers Zukunft werde erst heute Mittag in der Sitzung zwischen Kelsch und dem Manager Joachim Cast getroffen. Doch dann liefen schon am gestrigen Mittag die Telefondrähte heiß, und die Verantwortlichen verständigten sich darauf, Peter Zeidler eine letzte Chance einzuräumen. „Die Mannschaft steht hinter dem Trainer“, sagte Cast: „Wir können jetzt keinen negativen Trubel und erst recht keine langwierige Trainerdiskussion gebrauchen. Aber zu Hause muss gegen Frankfurt mit allen Mitteln ein Sieg her.“ Der Nachsatz hängt unausgesprochen in der Luft: Sonst war es das wohl endgültig für den Trainer in Stuttgart. Die Kickers sind im eigenen Stadion in dieser Saison noch ohne Sieg.
Damit hat sich der Manager Cast zumindest kurzfristig nochmal gegen Zeidlers Kritiker durchgesetzt, die den Übungsleiter gerne schon früher an die frische Luft gesetzt hätten. Dass auch der für sportliche Dinge zuständige Exprofi Walter Kelsch da schon seit geraumer Zeit keine Bedenken mehr hätte, ist bekannt – nicht nur, weil er in München kurz angebunden war: „Kein Kommentar.“ Es ist ein offenes Geheimnis, dass Kelsch weder von den Kickers im Besonderen noch vom Niveau der Regionalliga im Allgemeinen besonders angetan ist. Andererseits kommt seine etwas forsche Vorgehensweise im Verein nicht überall gut an. Schon vor der Partie gegen Reutlingen hatte Kelsch betont, dass es ein Schlüsselspiel für Zeidler sei. Die Partie endete mit einem mageren 1:1, doch der Trainer blieb im Amt – ebenso wie jetzt nach der Niederlage am Samstag in München. „Es ärgert mich selbst am meisten, dass wir verloren haben“, sagte Zeidler.
Zumal die Pleite vermeidbar gewesen wäre. Denn noch ehe die Löwen in Führung gegangen waren, hätte Marco Tucci völlig frei stehend das 1:0 für die Kickers machen müssen. Nach der Pause waren die Gäste tonangebend, dafür fehlten jetzt die zwingenden Chancen, obwohl Zeidler recht offensiv aufgestellt hatte: neben Vaccaro noch Tucci und Parmak als Flügelzange und Benedikt Deigendesch als Spielgestalter.
Für die entscheidende Partie gegen Frankfurt hofft Zeidler nun auf die Rückkehr von Bashiru Gambo in den Kader, und er gibt sich trotz der schwierigen Situation selbstbewusst: „Wir gewinnen am Samstag, da bin ich mir sicher. Die Mannschaft ist stark genug, und die Zeit ist reif für den ersten Heimsieg.“ Was soll der 45-Jährige anderes sagen? Auch ihm ist aber klar, dass es am Samstag sein Schicksalsspiel wird. „Der Ausdruck Schicksal hat im Fußball eigentlich nichts verloren, aber mir ist natürlich bewusst, dass es um alles geht und dass wir gewinnen sollten. Aber ich werde nicht die Nerven verlieren.“ Peter Zeidler ist Optimist. „Ich genieße jeden Tag bei den Kickers.“ Mindestens sechsmal darf er das noch tun.
Stuttgarter Kickers: Yelldell – Steinle, Wildersinn, Rapp (84. Petruso), Stierle – Akcay – Parmak, Mann, Deigendesch (71. Kacani), Tucci (76. Rodrigues) – Vaccaro.
Tor: 1:0 Kucukovic (6.).
Stuttgarter Zeitung
Streit um Trainer Zeidler spaltet Kickers
Kelsch sägt am Stuhl des Übungsleiters – Manager Cast: Coach sitzt am Samstag auf der Bank
Stuttgart – Die Stuttgarter Kickers haben den Aufbruch in ruhigere Gefilde verpasst: Der Fußball-Regionalligist unterlag beim TSV 1860 München II mit 0:1 (0:1) – seitdem ist die Führungsriege der Blauen in Pro und Contra in der Frage nach dem Verbleib von Trainer Peter Zeidler gespalten.
VON JÜRGEN KEMMNER
Bei den Kickers geht es rund. Da treibt die mögliche Rückzahlung des Darlehens des Ex-Präsidenten Hans Kullen die Führungsriege um Clubchef Dirk Eichelbaum um. Und weil eine Großbaustelle nicht genug ist, läuft im sportlichen Bereich auch vieles nicht wie erhofft. Das ist stressig, nervenaufreibend – und verwirrend. Denn im Führungszirkel der Blauen weiß offenbar die linke Hand nicht, was die rechte tut. Nichts scheint abgestimmt oder abgesprochen.
Doch der Reihe nach. Am Samstag blieb der erhoffte Befreiungsschlag aus – 0:1 bei 1860 München II. Auch nach 13 Spielen stehen die Blauen erst mit vier Siegen da. Das Saisonziel, mindestens Platz zehn zu erreichen, ist weiter akut gefährdet. Und Trainer Zeidler steht seit der 0:3-Blamage im WFV-Pokal gegen den VfL Kirchheim vor rund zwei Wochen in der Diskussion.
Die hat Präsidiumsmitglied Walter Kelsch nun angeheizt. Auf die Frage, ob der Coach auch noch am nächsten Samstag gegen den FSV Frankfurt auf der Bank der Blauen sitzt, antwortete Kelsch: „Das entscheiden wir am Montag.“ Am Sonntag bekräftigte der Ex-VfB- und Kickers-Stürmer seine offensive Gangart: „Wir wissen seit Wochen, dass wir sportlich nicht das bringen, was nötig ist – am Montag wird eine Entscheidung fallen, die ich auch erst dann kommentieren werde.“ Auch aus Spielerkreisen war zu erfahren, dass Kelsch die Entlassung von Zeidler als eine Frage der Zeit einstuft. Zudem soll er einem der vier ausgemusterten Spieler bedeutet haben, er möge die Verbannung mit Fassung tragen: Zeidlers Tage unterm Fernsehturm seien gezählt.
Die Demontage des Trainers nimmt immer deutlichere Konturen an. Und keinen dürfte es in diesem Zusammenhang wundern, wenn Zeidler von seiner Demission als Letzter erfahren würde. Der Coach selbst hält in diesen Tagen fast nichts für ausgeschlossen. Über die jüngsten Ankündigungen von Kelsch staunt er allerdings nicht schlecht. „Ich weiß, dass ich am Samstag im Gazistadion auf der Bank sitzen werde“, sagt der 45-Jährige, „Präsident Eichelbaum und Manager Cast haben mir das zugesichert.“
Joachim Cast bestätigt das Treuebekenntnis: „Zeidler sitzt gegen Frankfurt auf der Bank der Kickers. Wir werden in den Tagen davor keine Trainerdiskussion führen. Punkt.“ Das Treffen mit Kelsch am heutigen Montagabend findet zwar in Degerloch statt, doch dabei handle es sich nicht um ein Krisengespräch, sondern um eine routinemäßige Sitzung von Cast mit dem Präsidiumsmitglied. Dort sollen viele Fragen besprochen werden, doch die Entscheidung über den Trainer stehe laut Cast „keinesfalls auf der Tagesordnung“.
Der Streit um Trainer Peter Zeidler spaltet den Traditionsverein auf der Waldau offensichtlich in zwei Lager. Wie die Dinge liegen, wagt Walter Kelsch einen Alleingang. Der Konflikt scheint damit programmiert, eine Lösung ist vorerst nicht in Sicht. Denn Kickers-Chef Dirk Eichelbaum kehrt erst am Samstag zum Heimspiel gegen den FSV Frankfurt (14 Uhr) aus dem Urlaub zurück. Bleibt die Hoffnung, dass bis dahin in der Diskussion um Zeidler nicht zuviel Porzellan zerschlagen wird.
Stuttgarter Nachrichten
0:1 – Kickers unter Druck
München (red) – Vor einer Woche erhielt Trainer Peter Zeidler vom Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers Rückendeckung von der Vereinsführung. Nach der 0:1 (0:1)-Niederlage der „Blauen“ beim TSV 1860 München II droht die Diskussion um Zeidlers Zukunft als Trainer in Degerloch erneut loszugehen. Zumal die Kickers zum ersten Mal nicht auf einem der ersten acht Tabellenplätze stehen, die zur Qualifikation für die dritte Liga berechtigen. „Jetzt stehen wir zum ersten Mal von der Tabellensituation her unter Druck“, sagte Zeidler, „aber ich bin nicht derjenige, der die Nerven verliert. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann wir gewinnen.“
Die Frage ist, wieviel Zeit hat Zeidler? Nach dem 0:1 in München wurde Präsidiumsmitglied Walter Kelsch auf die Frage, ob Zeidler am Samstag gegen den FSV Frankfurt noch Trainer ist, in „Sonntag aktuell“ mit dem Satz zitiert: „Das entscheiden wir am Montag.“ Zeidler selbst beteuerte gestern: „Ich habe andere Informationen, wonach ich am Samstag auf der Trainerbank der Kickers sitzen werde.“
In München waren die Kickers zwar überlegen, gerieten jedoch schon in der sechsten Minute durch Mustafa Kucukovic in Rückstand. „Das war ein individueller Fehler. Das darf nicht passieren“, sagte Zeidler.
Stuttgarter Kickers: Yelldell – Steinle, Wildersinn, Rapp (85. Petruso), Stierle – Parmak, Akcay, Mann, Deigendesch (71. Kacani) – Tucci (76. Rodrigues), Vaccaro.
Eßlinger Zeitung
Hallo liebe kickers-Fans,
mal ganz ehrlich, wie sollte der Zeidler mit diesen Neueinkäufen sich auch nur annähernd durchsetzen können. Dazu kommt noch, dass einige Spieler wohl mit der Art des Trainers nicht zurecht kommen und ihre Leistungsfähigkeit nicht abrufen können.
wenn die Kickers sich für einen neuen Trainer entscheiden sollten Sie diesesmal mehr Augenmaß zeigen und nicht so sehr auf die Kumpelschiene abzielen.
Gruß der Finalkicker
Wenn sich eine Mannschaft in einer solchen Situation für einen Trainer ausspricht, ist das schön und gut. Allerdings sind das warme Worte für den Trainer, mehr nicht. Die Tatsachen auf dem Platz sind entscheidend. Und diese nackten Tatsachen sprechen momentan weder für Spieler noch Trainer. Wenn die Spieler den Trainer retten wollen, dann mit eindeutigem Auftreten auf dem Platz. Und das ist bisher nicht passiert. Also muss ein neuer Trainer her, der die Blockade der Spiele löst bzw. ihnen Dampf macht.