Verhältnis stimmt nicht
Mit den Stuttgarter Kickers zittert der Manager Joachim Cast noch um die Qualifikation zur dritten Liga. Als Vertreter des Regionalligaausschusses kämpft er für die Interessen aller Vereine. „Wir hoffen, dass es noch eine zusätzliche Anschubfinanzierung durch den DFB gibt“, sagt Cast im Gespräch mit Joachim Klumpp.
Herr Cast, der Countdown zur dritten Liga läuft. Wie sieht Ihre Einschätzung 100 Tage vor dem Start aus?
Ich habe ja schon immer gesagt, dass das Konzept hätte ausgereifter sein müssen, da es zu viele offene Punkte gibt. 2009 wäre der ideale Zeitpunkt gewesen, weil dann der Fernsehvertrag ausläuft. Die Erhöhung der Gelder in diesem Sektor steht jetzt in keinem Verhältnis zu den zusätzlichen Aufwendungen. Vor allem im ersten Jahr gibt es da eine erhebliche Diskrepanz, was etliche Vereine vor Probleme stellen wird.
Gibt es Hoffnung auf Nachbesserungen?
Es gibt im Rahmen des Pokalendspiels in Berlin eine DFB-Spielausschusssitzung, auf der wir Vereinsvertreter ein paar Punkte vorschlagen möchten. In erster Linie geht es um eine Anschubfinanzierung, die im ersten Jahr notwendig wäre. Mittel gäbe es aus unserer Sicht genügend, zum Beispiel aus dem verbesserten Ausrüstervertrag mit Adidas oder auch dem WM-Überschuss. Ob die bereitgestellt werden, muss man allerdings abwarten.
An welche Summen denken Sie?
Es geht einfach darum, die fixen Einnahmen zu steigern, um damit besser planen zu können; auch wenn dies 50 000 Euro wären, um zum Beispiel für die Vereine die zusätzlichen Reisekosten zu decken. Manche Vereine fahren ja jetzt schon zu jedem Auswärtsspiel am Vortag an, wir nur dreimal in der Saison, von daher haben gerade die Kickers immense Mehrausgaben. Grundsätzlich sollte es einfach um ein Zeichen des DFB gehen. Wobei man festhalten muss, dass die Zusammenarbeit mit dem Verband insgesamt sehr gut ist.
Mit den geplanten 625 000 Euro Fernseheinnahmen sind Sie – und andere Vereine – nicht zufrieden. Warum?
Ich habe einmal ausgerechnet, dass die zweite Liga etwa ein Viertel des TV-Honorars der ersten Liga bekommt, die dritte Liga aber künftig nur etwa 13 Prozent der zweiten; da stimmt dann das Verhältnis einfach nicht, zumal die Aufwendungen deutlich an die der zweiten Liga angepasst werden.
Die zweiten Mannschaften der Bundesligisten spielen quasi außer Konkurrenz, weil sie nicht aufsteigen können. Hätte man diese Clubs überhaupt zulassen sollen?
Ich finde die Regelung, wie sie jetzt ist (mit bis zu vier Teams, d. Red.), gar nicht so schlecht, zumal Mannschaften wie der VfB Stuttgart und Bayern München speziell für uns sehr attraktiv sind. Aber es besteht in der Tat die Gefahr, dass die zweiten Mannschaften durch den Aufstieg aus der Regionalliga innerhalb kurzer Zeit überproportional vertreten sind – das wäre dann eine Farce.
Stuttgarter Zeitung
Wer ist dabei?
Nach aktuellem Stand wären folgende 20 Vereine für die neue dritte Liga qualifiziert:
1. FC Kaiserslautern, Energie Aue, Carl Zeiss Jena, SC Paderborn (zweite Liga); Union Berlin, Fortuna Düsseldorf, Werder Bremen II, Wuppertaler SV, Kickers Emden, RW Erfurt, Dynamo Dresden, Borussia Dortmund II (Regionalliga Nord); VfB Stuttgart II, VfR Aalen, SV Sandhausen, Spvgg Unterhaching, Wacker Burghausen, SSV Reutlingen, Bayern München II, Jahn Regensburg (Regionalliga Süd).
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