StZ: Nachgefragt: Kick im Knast

Eine Reise ins Ungewisse
Die Stuttgarter Kickers spielen heute in der Justizvollzugsanstalt Stammheim, wo der Fußball-Regionalligist gegen eine Juniorenauswahl der Häftlinge antritt. Fabian Heckenberger hat mit dem Kickers-Trainer Stefan Minkwitz gesprochen.

Herr Minkwitz, ihre Mannschaft hatte am vergangenen Sonntag trainingsfrei. War das nicht leichtsinnig vor dem Spiel heute in Stammheim?

Ja, Sie haben Recht, das war nicht so clever. Da haben wir wertvolle Trainingszeit verschenkt. Zumal die gegnerischen Spieler ja sehr viel Zeit zum Trainieren haben.

Haben Sie den heutigen Gegner beobachten lassen?

Wir wollten. Und wir haben im Vorfeld alles versucht, aber da war nichts zu machen, zu viele Mauern. Wir haben auch keinen Häftling in unserer Mannschaft, der die Platzverhältnisse in Stammheim kennt. Insofern treten wir eine Reise ins Ungewisse an.

Wie stellen Sie Ihre Mannschaft darauf ein?

Die Taktik lautet folgendermaßen: Wir werden tief stehen, uns in unserer Hälfte einigeln, den Gegner kommen lassen und dann vielleicht einen Konter fahren. Bei drei Spielen innerhalb von acht Tagen muss man seine Kräfte schonen.

Nun mal im Ernst: Wie kam die Partie denn zustande?

Die Vollzugsanstalt Stammheim hat vor einiger Zeit bei uns angefragt, ob so etwas denn möglich wäre, und wir haben gesagt: in Ordnung, das machen wir. Wir werden auch mit der gesamten Mannschaft hinfahren und vor der Partie wie immer eine Teambesprechung abhalten. Es wird vielleicht nicht jeder Spieler zum Einsatz kommen, aber wir sehen das schon als sinnvolles Trainingsspiel.

Das vielleicht auch einen gewissen Motivationseffekt hat?

Ich glaube nicht. Es wird sicher interessant für meine Spieler, mal ein Gefängnis von innen zu sehen. Mehr aber auch nicht.

Und wenn einer der Häftling-Junioren heute die gestandene Kickers-Abwehr schwindelig spielt?

Dann kann er sich gerne bei mir melden – wenn er wieder auf freiem Fuß ist.

Stuttgarter Zeitung

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