Vorberichte zum „Endspiel“: SSV 05 Reutlingen – Stuttgarter Kickers

Derby unter gleichen Vorzeichen
Die Fußballclubs Stuttgarter Kickers und Reutlingen brauchen Punkte und Geld für die dritte Liga

STUTTGART. Am Samstag steht das wichtige Spiel zwischen dem SSV Reutlingen und den Stuttgarter Kickers an. Für beide Mannschaften geht es um die Qualifikation für die dritte Liga. „Auf solche Spiele haben wir uns doch gefreut“, sagt der Kickers-Manager Cast.

Von Joachim Klumpp

Joachim Cast ist Manager der Stuttgarter Kickers, doch er hat auch schon beim SSV Reutlingen gespielt – insofern kennt er die beiden Clubs aus dem Effeff. Vor dem Derby am Samstag will er aber kein unnötiges Öl ins Feuer gießen: „Das Verhältnis der beiden Vereine ist grundsätzlich sehr gut.“ Das zeigt sich schon daran, dass die jeweilige Heimmanschaft dem Gast automatisch ein höheres Kontingent als die vorgeschriebenen 20 Vip-Karten zukommen lässt.

Aber selbst ohne dieses Entgegenkommen wird in Reutlingen ein Rekordbesuch für diese Saison erwartet: Der liegt bei 4100 gegen den VfR Aalen, der zuletzt auch bei den Kickers für eine Bestmarke gesorgt hat. Trotzdem sagt Cast: „Die Heimmannschaft steht immer etwas mehr unter Druck.“ Zumal der SSV Reutlingen neben den Spielen gegen Frankfurt und in Unterhaching zuletzt noch den Stammtorwart Markus Krauss wegen Rot für zwei Partien verloren hat. „Das trifft uns mehr als die Niederlage“, sagt der Trainer Peter Starzmann, der nun auf den 18-jährigen Kevin Kraus aus der A-Jugend baut. Beim Ersatztorwart hofft der SSV noch auf die Zusage eines zuletzt inaktiven Exprofis, wobei in letzter Zeit etliche ausländische Kandidaten im Probetraining waren.

„Wir brauchen noch drei Siege – egal gegen wen“, sagt Starzmann im Hinblick auf die Qualifikation für die dritte Liga. Wobei der SSV nur mit 2,3 Millionen Euro kalkuliert und damit unter dem schon bescheiden angesetzten Kickers-Etat (drei Millionen) liegt. „Der DFB hat sich sehr fair verhalten, wir müssen eben ein bisschen nachbessern“, sagt SSV-Geschäftsführer Klaus Weiss, der mit dem Kollegen Cast befreundet ist.

Von Freundschaft kann im Fall Hans Kullen nicht unbedingt die Rede sein. Doch trotz aller Dissonanzen zeigt sich auch der ehemalige Kickers-Präsident und das jetzige SSV-Präsidiumsmitglied moderat: „Ich gönne den Erfolg der Mannschaft und vor allem dem Trainer Stefan Minkwitz, den ich schon als Nachfolger für Robin Dutt vorgeschlagen habe.“ Was Kullens Klage auf Rückzahlung seines Darlehens angeht, gibt es inzwischen zumindest einen sogenannten Gütetermin vor Gericht: am 25. Juni in Stuttgart.

Stuttgarter Zeitung

SSV Reutlingen – Torhüter Kevin Kraus wird am Samstag gegen die Stuttgarter Kickers ins kalte Wasser geworfen. »Es wird schon klappen. Wir haben eine gute Abwehr« 
 
Ein Kleiner will ein Großer werden 
 
VON MANFRED KRETSCHMER 
 
REUTLINGEN. Sein persönliches Ziel hat er längst abgesteckt: »Ich möchte einmal in der Bundesliga spielen«, sagt Kevin Kraus. Am Samstag spielt er auch. Für den SSV Reutlingen. In der Fußball-Regionalliga. Im Derby gegen die Stuttgarter Kickers. »Das wird schon klappen, wir haben ja eine gute Abwehr«, sieht der 18-jährige Torhüter diesem großen Auftritt im Kreuzeiche-Stadion im Moment noch gelassen entgegen. 
 
Markus Krauss (zwei Spiele Sperre) raus, Kevin Kraus rein. So geschehen am Samstag im Unterhachinger Sportpark. Dort wurde der 20 Jahre alte Krauss in der 60. Minute mit der roten Karte bedacht – und der zwei Jahre jüngere Kraus durfte ran. »Beim Einlaufen war ich schon etwas zittrig«, beschreibt der Balinger seinen Seelenzustand. »Ich hatte aber nicht lange Zeit zum Überlegen und nahm mir einfach vor, es wie in der A-Jugend zu machen.« Bei den Oberliga-A-Junioren des SSV ist der Industriekaufmann-Azubi die unumstrittene Nummer eins, der große Rückhalt. Kraus ist zwar nur 1,81 Meter groß, verfügt aber über eine enorme Sprungkraft.

»Kevin spielt sehr gut mit, hat ein Auge für die Spieleröffnung und ein gutes Stellungsspiel«, beschreibt Vater Harald Kraus (früher Keeper in Ludwigsburg und Balingen) die Stärken seines Sohnes. In der Winterpause – nach dem Abgang von Sven Hoffmeister zum SV Sandhausen – avancierte Kraus zur Nummer zwei in der Reutlinger Regionalliga-Mannschaft.

Beim SSV steht Kraus, der vor einem Jahr ein Angebot von Hoffenheim vorliegen hatte, unter den Fittichen des Jugend-Torwarttrainers Holger Klages. Montags und freitags nimmt der frühere Verbandsliga-Keeper die A- und B-Junioren-Torsteher ran. In dieser Woche bekommt Klages Gesellschaft – von Cheftrainer Peter Starzmann (»Kevin hat ein gesundes Selbstbewusstsein«) und dessen »Co« Otmar Rösch.

Am Mannschaftstraining der »Ersten« kann Kevin Kraus fast nie teilnehmen. Berufsbedingt. In dieser Woche ist er wenigstens zwei Mal dabei: am Feiertag (1. Mai) und am Brückentag (2. Mai). Am Samstag schließlich nimmt er gegen die Stuttgarter Kickers in einem für den SSV eminent wichtigen Spiel im Kampf um ein Drittliga-Ticket den Platz zwischen den Pfosten ein. Dann will der Kleine unter Beweis stellen, dass er ein Großer werden kann. (GEA)

Reutlinger Generalanzeiger

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.