Orlandos Traumtor ist zu wenig
Degerloch. Die Stuttgarter Kickers warten in der Dritten Fußball-Bundesliga auch nach dem sechsten Spieltag weiter auf den ersten Saisonsieg. Am Samstag unterlag die Mannschaft von Cheftrainer Stefan Minkwitz vor 3280 Zuschauern im GAZI-Stadion im Kellerduell dem FC Erzgebirge Aue mit 1:2 (1:1) und bleibt damit weiter Tabellenletzter. Den zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer für die Blauen erzielte in der 27. Spielminute der bei seinem Debüt im Kickers-Trikot stark aufspielende Neuzugang Orlando mit einem Kracher von der Strafraumgrenze aus – unterm Strich war der Treffer des 26-Jährigen aus der Kategorie „Tor des Monats“ jedoch zu wenig.
Mit einer Gedenkminute hatte das richtungweisende Duell zwischen dem Tabellenletzten und dem Vorletzten der dritten Liga begonnen, das aufgrund des dichten Nebels auf der Waldau unter Flutlicht ausgetragen wurde. Die Blauen gedachten der am 31. August im Alter von 91 Jahren verstorbenen Kickers-Legende Albert Sing, als äußeres Zeichen lief die Heimelf dazu mit einem Trauerflor auf.
Fünf Minuten waren in der Partie absolviert, als sich die Mienen bei den Kickers und ihrem Anhang aus sportlicher Sicht das erste Mal an diesem Tag verdüsterten. Gleich die erste Tormöglichkeit hatten die Gäste aus dem Erzgebirge zum Führungstreffer genutzt. Nach einem weiten Schlag von Arne Feick, der unbedrängt den Ball von der linken Seite vors Kickers-Gehäuse flankte, parierte der Schlussmann Manuel Salz mit einem guten Reflex den Kopfball von Marc Hensel – gegen den Nachschuss des Gäste-Angreifers aus kurzer Distanz war der Kickers-Keeper allerdings machtlos: das 0:1.
Ehe sich die Blauen von diesem Gegentreffer erholten, verging viel Zeit. In der 25. Minute deutete der niederländische Kickers-Neuzugang Orlando erstmals seine Torgefährlichkeit an. Sein Schuss aus spitzem Winkel, gleichzeitig die erste Torchance überhaupt für die Minkwitz-Elf, ging allerdings knapp am Tor des FC Erzgebirge vorbei. Zwei Minuten danach, im Anschluss an einen Eckball von Ralf Kettemann, lag die Kugel dann aber doch im Gästetor. Erneut war es Orlando, die neue Nummer neun im Trikot der Degerlocher gewesen, der aus 16 Metern beherzt und mit mächtig viel Schmackes mit seinem starken rechten Fuß abgezogen hatte. Von der Lattenunterkante zischte die Kugel unerreichbar für den Gäste-Torwart Stephan Flauder zum 1:1 ins Netz. Dieser Treffer schien die Akteure des Tabellenletzten zu motivieren. Bis zur Halbzeitpause waren die Blauen klar am Drücker; allein, ein weiterer Treffer wollte den Hausherren trotz dieser optischen Überlegenheit nicht gelingen.
Direkt nach dem Seitenwechsel wechselte der Trainer Minkwitz zunächst Sasa Janic für Sascha Traut ein, später kamen auch noch Marco Tucci (für Michael Schürg) sowie in Gökhan Gümüssü ein Kickers-Drittliga-Debütant aus dem U-23-Team (für den angeschlagenen Bashiru Gambo) in die Partie. Der Elan, den die Kickers-Elf in der Endphase des ersten Abschnitts zur Freude ihrer Anhänger gezeigt hatte, war allerdings verpufft. Vieles spielte sich über weite Strecken der zweiten Halbzeit zwischen den beiden Strafräumen ab. Alleine der wuselige Orlando mit seinen stets gefährlichen Vorstößen wusste zu überzeugen. Für echte Torgefahr konnte aber der viermalige Nationalspieler der Niederländischen Antillen nicht sorgen, gleiches galt demgegenüber auch für die Mannschaft des Zweitliga-Absteigers aus Aue. Genau gesagt: bis zur 88. Minute. Als bis zu diesem Zeitpunkt schon vieles auf eine eigentlich gerechte Punkteteilung in diesem Kellerduell hingedeutete hatte, schlug der kurz zuvor eingewechselte Kenny Schmidt mit einem Jokertor zu. Eine weite Flanke von rechts bugsierte Schmidt mit einer Kopfball-Bogenlampe aus 15 Metern zum 1:2 ins Kickers-Tor – und sicherte damit quasi aus dem Nichts seiner bislang ebenfalls noch sieglosen Mannschaft den ersten Saisonerfolg.
Stuttgarter Kickers: Salz – Deigendesch, Mann, Rapp, Landeka – Rosen, Gambo –(79. Gümüssü) –Traut (46. Janic), Kettemann, Orlando – Schürg (72. Tucci). Trainer: Minkwitz.
FC Erzgebirge Aue: Flauder – Klingbeil, Thomas Paulus, Kos, Fabian Müller – Curri (64. El Berkani), Cimen, Steve Müller, Feick – Hensel, Lukunku (83. Kenny Schmidt). Teammanager: Weber.
Schiedsrichter: Achmüller (Freyung).
Tore: 0:1 Hensel (5.), 1:1 Orlando (27.), 1:2 Kenny Schmidt (88.)
Gelbe Karte: Mann / Steve Müller
Besonderes: –
Zuschauer: 3280 im GAZI-Stadion auf der Waldau