Zweifel an der Kondition
Wie fit sind die Kickers?
Stuttgart – Nach zwei Spielen steht für den Kickers-Trainer Edgar Schmitt fest: „Wir haben konditionelle Probleme über 90 Minuten.“ Als Vorwurf an seinen Vorgänger Stefan Minkwitz will er das nicht verstanden wissen: „Ich maße mir nicht an, jemanden zu kritisieren.
Von Joachim Klumpp
„Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Deshalb hat der Kickers-Trainer Edgar Schmitt für Dienstag einen Laktattest angesetzt, außer der Reihe gewissermaßen. Im Grunde haben ihm die bisherigen Trainingseinheiten schon gezeigt, welcher Spieler wo Defizite hat. „Aber ich will es nochmals bestätigt wissen“, sagt Schmitt. Schwarz auf weiß also.
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Wichtige Punkte verloren
Dass die Mannschaft Probleme mit der Kondition – und damit auch Konzentration – hat, lassen die Ergebnisse der vergangenen Wochen vermuten. In fünf Punktspielen haben die Kickers in den letzten zehn Minuten jeweils wichtige Punkte aus der Hand gegeben – unter dem Strich sind das acht Zähler.
Es kann sich jeder selbst ausrechnen, wo der Verein mit acht Punkten mehr in der Drittligatabelle stehen würden. Im gesicherten Mittelfeld. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, da macht sich Schmitt nichts vor. „Unser Ziel kann nur lauten: drei Mannschaften hinter uns zu lassen. Alles andere wäre Illusion“, betont der Exprofi, der keinen Vorwurf an die Adresse des Vorgängers Stefan Minkwitz richtet: „Das maße ich mir nicht an und wäre auch nicht korrekt.“
Minkwitz selbst bekommt die Entwicklung (auch im Urlaub) mit: „Wenn beim Laktattest etwas Negatives herauskommt, nehme ich das auf meine Kappe“, sagt der Excoach, „aber prinzipiell sehe ich das mehr als psychisches Problem – und da war sicher das Gegentor kurz vor der Pause entscheidend.“
Schmitt erwartet hohe Laufbereitschaft
Zudem darf man bei dieser Diskussion nicht vergessen, dass Minkwitz nach dem schlechten Saisonstart in dem Dilemma steckte, zwischen der Ausdauerarbeit und spielerischen Weiterentwicklung der Mannschaft abzuwägen – und sich, nachvollziehbar, zwischendurch für mehr Arbeit mit dem Ball entschied. Dass da möglicherweise andere Dinge (wie ein weiterer Laktattest) auf der Strecke geblieben sind, wurde in Kauf genommen. „Aber wenn man bei Bayern II 3:0 führt, zeigt das, dass die Mannschaft Potenzial hat“, betont Minkwitz.
Jedenfalls blickt Schmitt nicht zurück, sondern nach vorne: „Wir müssen jetzt so trainieren, dass die Mannschaft meine Philosophie umsetzen kann.“ Die beruht auf hoher Laufbereitschaft. 70 Minuten lang habe das auch in München geklappt, ehe der Einbruch kam und sich die Überlegenheit der Bayern nach der Pause in Toren niederschlug. Wobei Schmitt zu bedenken gibt, dass die zweiten Mannschaften des VfB Stuttgart oder Bayern Münchens von Grund auf seit Jahren eine ganz andere – sprich bessere Ausbildung – genießen. „Bei uns kommen ja viele Spieler von unterklassigen Vereinen, die müssen erst einmal an das Niveau herangeführt werden.“
Trainer legt sich auf keinen Zeitraum fest
So etwas geht nicht von heute auf morgen. Dazu braucht es Geduld, die im Profifußball aber selten vorhanden ist. Auf einen Zeitrahmen will sich Schmitt deshalb nicht festlegen: „Wir müssen versuchen, bis zur Winterpause so viele Punkte wie möglich zu holen.“ Und zwar möglichst auch einmal drei auf einen Schlag. Auch der Manager Joachim Cast weiß: „Es ist noch zu früh, um uns in die Winterpause retten zu wollen.“
Korrekturen an der Ausdauer können durchaus im Laufe der Runde erfolgen, allerdings wohl kaum bis in zehn Tagen gegen den Lokalrivalen VfB Stuttgart II, den Schmitt zuletzt selbst beobachtet hat: „Ich bin ja ein bisschen Fan der Nachwuchsabteilung des VfB.“ Wobei diese Sympathien im Derby einmal ruhen müssen.
Stuttgarter Zeitung
Trainer Schmitt unzufrieden
Kickers fehlt das Stehvermögen
Stuttgart – Es gibt Spiele, da bringt eine Nacht Abstand neue Erkenntnisse. Bei Edgar Schmitt, dem Trainer der Stuttgarter Kickers, war das nach dem 3:3 beim FC Bayern München II nicht so. Er erneuerte seine Kritik am konditionellen Zustand seines Teams: „Wir brechen permanent ein. Die Elf ist für meine Spielart nicht fit genug.“
Für Alexander Rosen war der Sonntagnachmittag in München ganz besonders unangenehm. Nach der Drittligapartie im Stadion an der Grünwalder Straße stellte sich heraus, dass dem Kickers-Kapitän bei einem Ellbogencheck das Trommelfell gerissen war. Rosen hat nun Probleme, optimal zu hören, sein Sinn für die Realität hat darunter nicht gelitten. „Wir bauen gegen Ende regelmäßig ab, werden verhaltener und ängstlicher – das sieht jeder. Mit Pech hat das wirklich nichts zu tun.“ Mit Zufall auch nicht, was ein Blick auf die vergangenen fünf Spiele bestätigt:
In München lagen die Kickers schnell mit 3:0 vorne, bis zur 81. Minute hielten sie ein 3:1. Die späten Gegentore in der 82. und 90. Minute sorgten dafür, dass der erste Saisonsieg weiter auf sich warten lässt.
Bei Schmitts Premiere gegen Emden kassierten die Blauen den Ausgleich zum 1:1-Endstand neun Minuten vor Schluss.
In der letzten Partie unter der Regie von Stefan Minkwitz besiegelte ein Tor in der 90. Minute das 2:3 bei Rot-Weiß Erfurt.
Gegen Aue fiel das Tor für die Sachsen zum 1:2-Endstand in der 88. Minute.
In Regensburg machte ein Gegentor in der 86. Minute den Kickers-Traum von drei Punkten zunichte – die Partie endete 1:1.
Unterm Strich gingen durch das fehlende Stehvermögen in der Schlussphase acht Punkte flöten. „Das ist nun mal Fakt und hat mit Nachtreten gegen meinen Vorgänger nichts zu tun“, wehrt sich Schmitt gegen Vorwürfe, Stefan Minkwitz die Schuld für die Misere in die Schuhe schieben zu wollen. Auch Manager Joachim Cast weist Versäumnisse in der Saisonvorbereitung ins Reich der Fabel: „Es wurde genauso trainiert wie vergangenen Winter, als die Grundlagen für die Aufholjagd gelegt wurden.“
Woran liegt es dann, dass den Blauen gegen Ende regelmäßig die Luft ausgeht, die Konzentration und damit die Ordnung abhandenkommt? Die angeschlagene Psyche eines erfolglosen Teams spielt eine gewichtige Rolle. In beiden Begegnungen unter Schmitt auch die neue, laufintensivere Spielweise. Unter Minkwitz stand das Team oft sehr tief, ließ den Gegner kommen. Bei Schmitt gibt es kein Abwarten. Er fordert ein aggressives Spiel gegen den Ball. Er treibt sein Team permanent an, mutig und schnell nach vorne zu agieren. „Es ist eine andere Form der Belastung“, bestätigt Kapitän Rosen, „wir haben im Spiel viel mehr Läufe mit hoher Intensität im Maximalbereich.“ Daran muss sich die Mannschaft erst noch gewöhnen. Genauso an die Trainingshärte -und umfänge. „Einige meiner Spieler kennen das nicht“, sagt Schmitt, „die Neuzugänge Landeka oder Schürg hatten in ihren Oberligamannschaften nur vier oder fünf Einheiten pro Woche.“
Wie auch immer: Für den heutigen Dienstag setzte der Trainer einen Laktattest an. Am Mittwoch liegen die Werte der einzelnen Spieler vor. Dann weiß Schmitt, in welchen Bereichen er konkret ansetzen muss. Ein bisschen Zeit bleibt ihm. Das nächste Spiel geht erst am 17. Oktober (19 Uhr) gegen den VfB Stuttgart II über die Bühne.
Jürgen Frey
Stuttgarter Nachrichten