Fußball-Drittligist stellt den Stürmer am Trainingsauftakt frei – Malchow kehrt als Co-Trainer zurück
Stuttgart – Am Freitag begann für Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers wieder der Arbeitsalltag: Bei ersten Training nach der Winterpause fehlte allerdings Angelo Vaccaro, der nicht mehr zum Team zählt. Alexander Malchow wurde dagegen wieder zum Co-Trainer berufen.
Ein guter Stürmer will immer anspielbar sein, also ist er stets in Bewegung, um die Bewacher abzuschütteln. Angelo Vaccaro war nach Ansicht der Kickers-Chefstrategen in dieser Saison viel zu statisch, dazu oft lust- und leidenschaftslos. Deshalb haben sie nun die Notbremse gezogen und entschieden: Wer sich nicht freiläuft, wird freigestellt. „Vaccaro will weg, nun hat er ausreichend Freiraum, sich damit zu beschäftigen“, sagt Joachim Cast. Der Manager hatte den 27-Jährigen direkt vor dem Trainingsstart um 10 Uhr in die Trainerkabine gebeten, wo Chefcoach Edgar Schmitt und Cast den Italiener von der Verbannung in die zweite Mannschaft unterrichteten.
Vaccaro fiel nicht aus allen Wolken – sein Berater Jürgen Schwab hatte ihm am Donnerstag dieses Szenario bereits angedeutet – der Stürmer konnte den radikalen Schnitt dennoch nicht nachvollziehen. „Ich war auch nicht immer zufrieden mit meiner Leistung, aber ich habe immer alles gegeben“, betont Vaccaro, „und ich verstehe nicht, warum man mich in die zweite Mannschaft abschiebt – ich bin doch wirklich kein Unruhestifter.“ 20 Tore hat Vaccaro im Kickers-Trikot erzielt, aber nur fünf in dieser Saison (davon zwei Elfmeter) – da wird es nicht leicht, einen neuen Arbeitgeber zu finden. Besonders dann nicht, wenn die Ansprüche nicht geringer werden. „Ich möchte mindestens in der dritten Liga unterkommen“, sagt der 27-Jährige. Sein Berater muss mächtig wirbeln, bis zum Ende der Transferperiode am 31. Januar ist’s nicht mehr lange hin.
Auch Cast und Schmitt werden Schwab die Daumen drücken – falls Vaccaro von der Gehaltsliste gestrichen werden kann, haben die Blauen ein wenig finanziellen Spielraum, um einen neuen Stürmer zu holen. Zunächst hat die Suche nach einem Innenverteidiger Vorfahrt, anscheinend haben Sponsoren dafür ein paar Euro lockergemacht. „Die Prioritäten haben sich durch Vaccaros Freistellung nicht verschoben“, sagt Cast, „wir suchen weiter einen Mann für die Abwehr.“ In der kommenden Woche will der Club alles klarmachen, als heißer Kandidat gilt der Ex-Aalener Mischa Welm.
Vaccaro geht, ein anderer kehrt zurück: Alexander Malchow. Der 39-Jährige war Co-Trainer bei Stefan Minkwitz und wurde mit ihm am 21. September 2008 beurlaubt, nun hat der Verein die lange Freizeitphase beendet. Malchow wird als Co-Trainer bei Schmitt und neben dem zweiten Co-Trainer Rainer Kraft arbeiten. „Es macht Spaß, wieder mit der Mannschaft zu arbeiten“, sagt er, der kein fest umrissenes Aufgabengebiet hat. „Wir müssen im Kampf gegen den Abstieg alle Kräfte bündeln“, begründet Cast.
Jedoch waren nicht alle Kräfte zum Auftakt im Einsatz. Es fehlten Josip Landeka (Trauerfall), Jens Härter, Ralf Kettemann (beide Grippe), Dirk Prediger (Mittelfußbruch) und Marcel Rapp (Knieverletzung). Als Trainingsgast spielte Dirk Dittrich (22) mit, der vor drei Jahren in der Kickers-A-Jugend gespielt hatte. „Nächste Woche geben wir richtig Gas“, sagt Trainer Schmitt, „dann sehen wir, wie fit die Spieler sind.“
Jürgen Kemmner
Stuttgarter Nachrichten