Presse zu Stuttgarter Kickers – FC Bayern München II (0:0)

Mit dem 0:0 gut bedient
Die Kickers spielen gegen München II zu verhalten – Am 21. Juli kommen die großen Bayern

STUTTGART. Die Stuttgarter Kickers haben sich in der dritten Liga gegen Bayern München II mit einem 0:0 zufriedengeben müssen. Der Trainer war enttäuscht: „Mit dieser Einstellung werden wir das große Ziel Klassenverbleib nicht schaffen“, sagte Edgar Schmitt.

Von Joachim Klumpp

Einige Spieler des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers sind gestern offensichtlich mit der Einstellung in die Partie gegangen wie manche Schüler derzeit in die Abiturprüfung: Mut zur Lücke. Beispielsweise trug Thomas Gentner die falschen Radlerhosen, so dass er vom Schiedsrichter bereits nach zwei Minuten zum Umziehen geschickt wurde; anderen fehlte wohl der Bezug zu ihrer Position, wie Bashiru Gambo, der seiner Rolle als zweiter Stürmer nur unzureichend nachkam, so dass der Trainer Edgar Schmitt ihn kurz nach der Halbzeit auswechselte und nach dem 0:0 sehr verärgert war: „Weniger wegen dem Ergebnis, als wegen der unprofessionellen Einstellung. Wenn wir so weitermachen, werden wir das große Ziel Klassenverbleib jedenfalls nicht schaffen.“ Das saß.

Unabhängig von Nebenkriegsschauplätzen wie der korrekten Kleidung fällt bei den Kickers in diesem Jahr auf, dass die Mannschaft recht verhalten in ihre Heimspiele geht, zögerlich, fast ängstlich. Das war schon gegen Unterhaching so, gegen Erfurt – und gestern auch gegen die kleinen Bayern, deren Trainer Hermann Gerland sagte: „Wir haben in den ersten zwanzig Minuten gezeigt, dass wir etwas Fußball spielen können und müssen auch in Führung gehen.“ Vor allem Daniel Sikorski hatte zweimal (7. und 13.) das 1:0 auf dem Fuß und Kopf, scheiterte aber jeweils am Aluminium.

Die Kickers, bei denen kurzfristig der Kapitän Alexander Rosen wegen einer Bindehautentzündung ausfieI („Es ist schlecht, wenn man als Fußballer nichts sieht“), kamen jedenfalls ganz schwer ins Spiel und hätten sich auch nicht beklagen dürfen, wenn der Schiedsrichter nach einem Zusammenprall zwischen dem Torwart Manuel Salz und Münchens Müller auf Elfmeter entschieden hätte. „Mit dem 0:0 zur Pause waren wir gut bedient“, gab der Aufsichtsratvorsitzende Rainer Lorz zu. So sah es wohl auch der Trainer, der wetterte: „Wenn jeder macht, was er will, haben wir keine Chance.“

Nach dem Wechsel wurde es dann besser, die Kickers wirkten zielstrebiger, wozu auch die Einwechslung von Michael Schürg beitrug. Dennoch sagte Schmitt später: „Ich hatte nie das Gefühl, dass wir gewinnen.“ Daran änderte selbst Benedikt Deigendeschs Lattentreffer (84.) nichts – und verdient wären die drei Punkte auch nicht gewesen. Für die Bayern, die ohne den an der Hand verletzten Torhüter Jörg Butt angereist waren, aber auch nicht (Gerland: „Am Ende wurde es immer weniger“), so dass unterm Strich ein gerechtes Remis stand. „Damit müssen und können wir leben“, sagte der Kickers-Manager Joachim Cast, auch wenn die Mannschaft in der Tabelle weder Punkte noch Boden gutgemacht hat. Der Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz beträgt weiter vier Zähler. Wie sagte Lorz: „Noch ist nichts verloren.“

Die nächsten Aufgaben warten schon: Bereits am Mittwoch steht das Derby bei den VfB-Amateuren (im heimischen Gazi-Stadion) auf dem Programm, sechs Tage später kommt es zum Aufeinandertreffen mit den Offenbacher Kickers. „Das sind zwei wichtige Spiele“, so Lorz, die bereits mit darüber entscheiden können, ob die Kickers am Saisonende noch einmal versetzt werden.

Unabhängig wie diese Saison verläuft, werden die Münchner Bayern aber wiederkommen – und zwar mit den Profis. Denn zum Abschluss des Tages gab das Präsidiumsmitglied Dieter Wahl gestern bekannt, dass der deutsche Rekordmeister am 21. Juli im Rahmen des ADM-Gedenkjahres in Degerloch gastieren wird. Und das war dann doch noch so etwas wie ein Sieg.

Stuttgart: Salz – Steinle, Traub, Mann, Gentner – Deigendesch, Tucci (53. Traut), Ortlieb, Landeka (76. Köpf) – Gambo (53. Schürg), Smeekes.

München: Riedmüller – Badstuber, Kopplin, Saba, Contento – Schütz – Fürstner, Ekici (62. Duhnke/88. Schürf), Haas – Müller, Sikorski.

Schiedsrichter: Tino Wenkel (Mühlhausen).

Zuschauer: 3770.

Stuttgarter Zeitung

0:0 – Schmitt lässt Dampf ab
Kickers-Trainer kritisiert mangelnde Professionalität: „So schaffen wir“s nicht“

Stuttgart – Für ein Schlusslicht, das Boden gutmachen muss, war es eindeutig zu wenig. Beim 0:0 des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers gegen den FC Bayern München II versäumten es die Blauen vom Anpfiff weg, den nötigen Druck aufzubauen.

VON JÜRGEN FREY

So kannte man Edgar Schmitt schon als Spieler. Immer unter Strom, auch noch nach dem Schlusspfiff. Das hat sich als Trainer nicht geändert. Der Kickers-Coach ließ nach den 90 Minuten Dampf ab. Und das nicht zu knapp. Weniger vom Ergebnis sei er enttäuscht, sagte der 45-Jährige, sondern von der Einstellung der Mannschaft. „Da haben manche die falsche Radlerhose an, andere müssen die Schuhe wechseln“, schimpfte Schmitt – und kam zu der Erkenntnis: „So haben wir keine Chance.“

Der Mann war auf 180. Thomas Gentner wurde vom Schiedsrichter, als das Spiel schon lief, wieder in die Kabine geschickt. Seine Radlerhose hatte nicht die richtige Farbe. Orlando Smeekes zog sich während der Partie neue Kickstiefel an. Das waren die Beispiele, die Schmitt in Rage brachten. Was hinter dem Wutausbruch steckt, dürfte klar sein: Der Ex-Profi hat inzwischen erkannt, dass die Aufholjagd nur dann erfolgreich endet, wenn alles passt. Dazu gehören nun mal auch Kleinigkeiten.

Vor der Pause fehlte es den Blauen gegen die Bayern jedoch an elementaren Dingen. Ohne Kapitän Alexander Rosen (Bindehautentzündung) und Mustafa Parmak (Sprunggelenkverletzung) fehlte den Blauen ein Chef im Team, der die Bälle verteilt. Die Staffelung im Mittelfeld passte nicht. Hinzu kam, dass die Kickers viel zu ängstlich zur Sache gingen und die technisch starken Bayern spielen ließen. Folge: Zwei Riesenchancen für den Bundesliga-Nachwuchs durch Daniel Sikorski (12.) und Mehmet Ekici (15.). „Wenn man solche Möglichkeiten vergibt, hat man es auch nicht verdient zu gewinnen“, sagte Bayern-Trainer Hermann Gerland.

Nach dem Wechsel ein völlig anderes Bild. Die Bayern stellten ihre Offensivbemühungen praktisch ein. Die Blauen drückten aufs Tempo. Teilweise gab es sehenswerte Kombinationen. Doch glasklare Chancen blieben bis auf einen Lattenschuss durch Benedikt Deigendesch (82.) aus. „Wir haben zu wenig investiert, den Sieg zu wenig versucht zu erzwingen“, klagte Innenverteidiger Marcus Mann. Es fehlte das letzte Risiko. Das wiederum wollte Schmitt nicht gelten lassen. „Vor einem halben Jahr wussten hier manche noch nicht, wie sie die Schuhe binden sollen, wir können jetzt nicht plötzlich die Welt einreißen“, sagte er. Irgendwie war gestern nicht der Tag des Edgar Schmitt. Selbst die Nachricht, dass der FC Bayern mit seiner Bundesligatruppe am 21. Juli zum Benefizspiel ins Gazistadion kommt, konnte seine Laune nicht verbessern.

Stuttgarter Nachrichten

Zu wenig
Die Stuttgarter Kickers lassen beim 0:0 gegen den FC Bayern München II den nötigen Biss vermissen

Stuttgart – Für die Stuttgarter Kickers hat sich in der Tabelle der dritten Fußball-Liga nicht viel getan. Zwar holte das Schlusslicht zu Hause beim 0:0 gegen den FC Bayern München II einen Punkt, aber der Abstand auf die Nichtabstiegsplätze ist mit vier Zählern gleich geblieben – und das auch, weil die „Blauen“ den im Abstiegskampf nötigen Biss vermissen ließen.

Von Beate Wockenfuß

„Das ist Einstellungssache – und sonst nichts“, schimpfte Kickers-Trainer Edgar Schmitt. Dann warf er seinen Schützlingen gar Unprofessionalität vor. „Was da einige gebracht haben, war eine Katastrophe“, wetterte der Trainer, der schon nach 25 Minuten alle sechs Ersatzspieler zum Warmmachen geschickt hatte. „Der eine trägt schwarze Radlerhosen, was nicht erlaubt ist, der andere zieht mitten im Spiel die Schuhe aus, die Stürmer schießen Freistöße – da werde ich wahnsinnig“, tobte Schmitt und war kaum zu beruhigen: „Wenn wir die nächsten Spiele so angehen wie heute und jeder macht was er will, dann erreichen wir unser Ziel nicht.“Der Manöverkritik ging eine absolut schwache erste Hälfte der „Blauen“ voraus – und eine zweite, die zu wünschen übrig ließ. Die „kleinen“ Bayern beherrschten vor allem in den ersten 30 Minuten das Geschehen, waren optisch und spielerisch überlegen, verpassten es allerdings, aus ihren Chancen Tore zu machen. Die größte Möglichkeit vergab Daniel Sikorski in der 12. Minute als er per Kopf nur die Latte traf. Dagegen fand die Heimelf, die ohne ihren Kapitän Alexander Rosen (Bindehautentzündung) antreten musste, in dieser Phase überhaupt nicht ins Spiel. Das besserte sich erst nach der Pause, als die Gäste stetig nachließen. Die Kickers kämpften, waren aber nicht in der Lage, daraus Kapital zu schlagen. Zwar trafen auch Josip Landeka (60.) und Benedikt Deigendesch (83.) das Gehäuse, aber das Bemühen war für eine Mannschaft, die so tief im Abstiegskampf steckt, zu wenig. „In unserer Situation muss man in so einem Spiel auch mal den Sieg erzwingen“, klagte Innenverteidiger Marcus Mann. Und: „Wir haben nach vorne zu wenig Druck gemacht, einfach zu wenig investiert.“ Auch Manager Joachim Cast attestierte der Mannschaft Passivität: „Wir haben die Bayern zu viel spielen lassen und unsere Ordnung nicht gehalten.“ Alles, was zuletzt beim Sieg gegen Kickers Emden ideal gelaufen sei, habe diesmal nicht gepasst. Elf Spiele haben die „Blauen“ noch Zeit, um sich zu retten. Schließlich wollen sie den Profis des FC Bayern München beim nächsten ADM-Gedenkspiel am 21. Juli im Gazi-Stadion als Dritt- und nicht als Regionalligist gegenüberstehen.

Statistik

Stuttgarter Kickers: Salz – Steinle, Mann, Traub, Gentner – Deigendesch, Ortlieb, Landeka (76. Köpf) – Tucci (52. Traut) – Gambo (52. Schürg), Smeekes.

FC Bayern München II: Riedmüller – Kopplin, Schütz, Saba, Contento – Badstuber – Fürstner, Ekici (62. Duhnke/88. Schürf), Haas – Sikorski, Müller.

Schiedsrichter: Wenkel (Mühlhausen).

Zuschauer: 3770.

Gelbe Karten: Deigendesch / Ekici, Haas.

Beste Spieler: Salz, Steinle / Ekici, Sikorski.

Esslinger Zeitung

Deigendesch vergibt die Chance zum Sieg
Sikorski trifft nur die Latte
Bayerns Amateure kamen beim Tabellenletzten aus Stuttgart nicht über ein 0:0 hinaus, hatten dabei mit zwei Lattentreffern durch Sikorski Pech. Die Kickers, bei denen Landeka und Deigendesch ebenfalls nur das Gebälk trafen, kommen nicht näher an das rettende Ufer.

Kickers Coach Edgar Schmitt veränderte sein Team im Vergleich zum 1:0-Auswärtssieg in Emden auf zwei Positionen: Für Kettemann, der ein Mittelfußbruch erlitt, stand Landeka in der Anfangsformation, und Tucci begann für Rosen. Auf Seiten der Münchner nahm Trainer Hermann Gerland nach dem 4:0-Sieg zuhause gegen Aalen gleich drei Umstellungen vor: Im Tor ersetzte Riedmüller Butt. Außerdem standen Kopplin und Fürstner für Heinze und Kakoko in der Anfangself.

Die „kleinen“ Bayern bestimmten die Anfangsphase: Sikorski scheiterte zweimal an der Latte (8.,13.). Ekici konnte mit einem Volleyschuss aus fünf Metern den Ball nicht im Tor der Kickers unterbringen (16.). Auch Thomas Müller wurde wenig später nach einem schönen Solo im letzten Moment vom Ball getrennt (23.).

In der Folgezeit verflachte die Partie, doch fast gingen die Kickers kurz vor der Halbzeit in Führung. Allerdings schoss Tucci nach schöner Körpertäuschung über das Tor (45.).

Nach dem Seitenwechsel erarbeiteten sich die Schwaben ein leichtes Übergewicht. Trauts Schuss konnte Riedmüller sicher halten (55.). Nach einem Freistoß von Landeka rettete erneut die Latte – diesmal allerdings für die Gäste (59.).

Kurz vor dem Ende die Chance zum Sieg für die Kickers: Zum vierten Mal in diesem Spiel ging der Ball allerdings nur an das Gebälk – diesmal nach einem Schuss von Deigendesch (84.).

Die Stuttgarter Kickers sind am nächsten Mittwoch zu Gast beim VfB Stuttgart II. Bayerns Amateure empfangen am kommenden Mittwoch Fortuna Düsseldorf.

Kicker

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