Verband vergisst den Schiedsrichter
STUTTGART (ump). Das Nachholspiel im Achtelfinale um den WFV-Pokal war ein reines Geduldsspiel – und das trotz des klaren 4:0- (0:0-)Erfolgs der Stuttgarter Kickers II gegen den Oberliga-Konkurrenten VfL Kirchheim. Denn bis die Partie am Donnerstag angepfiffen werden konnte, war schon eine geschlagene Dreiviertelstunde vergangen, weil der Schiedsrichter fehlte. Der steckte keineswegs irgendwo im Osterverkehr fest, er war schlicht nicht nominiert worden. Auf Rückfrage beim WFV erhielten die Kickers die Antwort: „Was für ein Spiel habt ihr denn?“ Irgendwie ist die Partie untergegangen, nachdem sie zuvor aus diversen Gründen x-mal verschoben worden war. Auf die Schnelle wurde noch der Referee Diehl nominiert. Der annullierte zwar einen Treffer von Petruso, doch nach der Pause sorgten Rizzi (58.), Tunjic (67.), Ivanusa (70.) und Boric (81.) für den ungefährdeten Einzug ins Viertelfinale – glücklicherweise in der regulären Spielzeit, sonst hätte noch ein Spielabbruch wegen Dunkelheit gedroht. Der Termin fürs Viertelfinale gegen Heidenheim steht übrigens schon fest (6. Mai), der Schiedsrichter noch nicht.
Der Kickers-Chefcoach Edgar Schmitt war, genau wie die nahezu komplette Führungsriege des Vereins, aufmerksamer Beobachter des WFV-Pokalspiels, schließlich standen auch einige Spieler aus seinem Kader auf dem Feld: Ersatztorwart Huber, Rapp, Petruso, Tucci und Kacani. Leider zog sich Marco Tucci eine Leistenverletzung zu, so dass er die Busfahrt zum Auswärtsspiel beim Drittliga-Spitzenreiter Union Berlin (morgen, 14 Uhr) nicht mitmachen kann. Ebenfalls zu Hause bleibt der erkrankte Mustafa Parmak.
Stuttgarter Zeitung
0:4 in Degerloch: Aus im WFV-Pokal – Heftiger Disput ums VfL-Personal
Eine Stunde lang bot eine gegenüber den letzten Punktspielen stark veränderte Mannschaft des VfL Kirchheim den Stuttgarter Kickers II Paroli. Doch am Ende setzte es gegen die Oberliga-Mitstreiter eine empfindliche 0:4 (0:0)-Klatsche – das Aus im Achtelfinale des WFV-Pokals. Nur den Anteil von 350 Euro an der Nettoeinnahme nahm der VfL mit nach Hause. Aber der taugt nicht wirklich zum Trostpflaster.
KLAUS SCHLÜTTER
Stuttgart. Es ließe sich trefflich darüber streiten, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, von Anfang an in stärkster Besetzung anzutreten. Schließlich winkte beim Weiterkommen das lukrative Heimspiel gegen das Regionalliga-Spitzenteam 1. FC Heidenheim. Doch VfL-Trainer Rolf Baumann räumt dem Kampf um den Oberliga-Klassenerhalt Priorität ein. In Anbetracht des schweren Heimspiels am Ostermontag gegen die TSG Balingen schonte er gleich sieben Stammspieler, gab Männern aus der zweiten Reihe und Rekonvaleszenten eine Chance.
Mag sein, dass das Spiel für Kirchheim mit der kompletten ersten Elf besser gelaufen wäre. Für Baumann war es keine leichte Entscheidung. Er hatte sie im Sinne der Punkterunde getroffen und damit eine kontrovers geführte Diskussion unter den Fans und Betreuern entfacht.
Die VfL-Truppe zog sich in der ersten Halbzeit gegen die vehement anrennenden Kickers recht achtbar aus der Affäre und schaffte es sogar, den Gegner ab und zu in Bedrängnis zu bringen. So in der 11. Minute, als Oliveira den Schuss von Antonio Tunjic zwei Meter vor dem Tor gerade noch abblocken konnte. Oder in der 27. und 29. Minute, als Mathias Koch und Santos Aranjo-Tiago freistehend den Kasten verfehlten.
Zählbares brachten auch die Platzherren, die in der Punktrunde zuletzt fünf Mal ungeschlagen blieben (vier Siege, ein Unentschieden), nicht zustande. Zweitliga-Stürmer Tucci hämmerte aus drei Metern über den Kasten (4.). In der 25. Minute beulte ein 22-Meter-Schuss von Rizzi das Kirchheimer Netz aus. Doch der Linienrichter entschied auf Abseits, weil Kacani VfL-Torhüter Philipp Uttikal die Sicht nahm und ihn irritierte. Ein Pressschlag von Ivanusa landete auf der Querlatte (36.).
Das Bild änderte sich gravierend nach der Pause. Baumann wollte gerade wechseln, da schlug ein Freistoß von Rizzi aus 20 Metern zum 1:0 ein. Die Kirchheimer Mauer stand schlecht, auch der Torwart machte eine unglückliche Figur, wie überhaupt im ganzen Spiel. Uttikal schien, zumindest an diesem Tag, überfordert. Für die Löcher auf der rechten Abwehrseite zeichnete Mathias Koch mit seinem oft übertriebenen Offensivdrang verantwortlich.
Der Trainer wechselte in der zweiten Halbzeit fünfmal aus – im Pokal erlaubt –, doch die Mannschaft kam nicht mehr auf die Beine. Es folgte ein Doppelschlag von Antonio Tunjics Bruder Mijo und von Ivanusa innerhalb von zwei Minuten. Damit war die Partie gelaufen. Mit dem 4:0 durch Boric (80.) wiederholten die Kickers exakt das Ergebnis des Punktspiels in der Vorrunde.
Baumanns Erkenntnisse aus dem Spiel waren sehr unterschiedlich. „Eine Stunde lang haben wir gut gespielt, dann fiel alles zusammen. Ich hätte etwas mehr Konzentration gewünscht.“ Andererseits habe er auch Positives gesehen. So könne er sich Abwehrchef Ferdi Er durchaus auch im Mittelfeld und Philipp Schraivogel dafür im Abwehrzentrum vorstellen – womit er im Betreuerstab allerdings erneut heftige Diskussionen auslöste.
Sein Kollege Björn Hinck, der als künftiger Trainer der „großen Blauen“ im Gespräch ist, machte dem VfL ein Kompliment: „Er hat sehr gut verschoben und wir haben erst nach dem 1:0 zu unserem Spiel gefunden.“ Am Spielfeldrand rieb sich Kickers-Boss Dirk Eichelbaum vergnügt die Hände. Die Zusatzeinnahme, die das Viertelfinalspiel beschert, kann der klamme Verein sehr gut gebrauchen.
Stuttgarter Kickers: Huber – Petruso (83. Müller), Kärcher, Oliveira, Köpf, Rapp, Rizzi (77. Fennell), Jung, Ivanusa (77. Degirmenci) – Kacani (66. Boric), Tucci (51. Tunjic).
VfL Kirchheim: Uttikal – Koch, Kauffmann, Schraivogel, Eisenhardt – Söylemezgiller (58. Er), Thies (80. Ohran), Gürol (46. Polat), Altinsoy (67. Kadrija) – Tunjic, Aranjo-Tiago (67. Braha).
Tore: 1:0 Rizzi (55.), 2:0 Tunjic (67.), 3:0 Ivanusa (69.), 4:0 Boric (80.).
Gelbe Karten: Kacani – Schraivogel, Gürol.
Schiedsrichter: Martin Petersen (Stuttgart).
Zuschauer: 250.