Der neue Geschäftsführer des Regionalligisten Stuttgarter Kickers, Jens Zimmermann, spricht über die Chancen und Risiken seiner künftigen Aufgabe
Auf dem Transfermarkt ist der künftige Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers bisher eher zurückhaltend gewesen. Dafür ist die Position des Geschäftsführers neu besetzt worden – mit einem alten Bekannten: Jens Zimmermann. Der 36-Jährige arbeitete bereits von 1997 bis 2002 in verschiedenen Funktionen im Verein. „Ich sehe mich auch als Integrationsfigur“, sagt er im Gespräch mit Joachim Klumpp.
Herr Zimmermann, der Kickers-Präsident Eichelbaum sagt zu Ihrer Verpflichtung, Sie helfen in allen Bereichen, und ein Fan hat im Internet geschrieben: „Das wird wohl die hochkarätigste Verpflichtung.“ Sind solche Vorschusslorbeeren nicht Belastung?
Eher Motivation. Ich freue mich auf die Aufgabe, auch wenn ich weiß, auf was ich mich einlasse. Ich bin ja auch kein Alleinunterhalter, sondern es gibt schon ein sehr gutes Team auf der Geschäftsstelle. Ich habe zudem ein sehr großes und positives Feedback bekommen – zum Beispiel vom Exspieler und Trainer Wolfgang Wolf oder auch von Sponsorenseite. Ich gehe die Aufgabe jedenfalls sehr optimistisch an.
Sie haben gesagt: „Ich weiß, auf was ich mich einlasse.“ Was wird denn der Hauptschwerpunkt sein?
Der liegt im administrativen Bereich, sprich, alles, was auf der Geschäftsstelle anfällt. Mit Ausnahme beispielsweise von Spielerverpflichtungen, auch wenn ich da mit Rat und Tat zur Seite stehen kann, weil ich bei meinen letzten Tätigkeiten, wie Uhlsport, auch viel im sportlichen Bereich gemacht habe. Aber es gibt genügend andere Dinge. Die Kickers sind jetzt am Nullpunkt angekommen, da gilt es, jeden Stein umzudrehen, auf dem das Fundament für die Zukunft gebaut werden soll.
Sie haben Uhlsport angesprochen. Dort hatten Sie mit Spitzenspielern wie Pavel Nedved im Fußball und Pascal Hens im Handball zu tun. Das wird bei den Kickers anders. Ist das nicht ein Rückschritt?
Nein, ich sehe die Kickers alles andere als einen Rückschritt. Das ist eine große berufliche Herausforderung, zudem sollte sich jeder ab und zu auch erinnern, welche Wurzeln er hat. Es ist eine große Chance, bei der man etwas bewegen kann. Zumal ich gespürt habe, dass ich ein wenig diesen Stallgeruch eines Vereins und von frischem Gras brauche. Da hat schon etwas gefehlt, wenn man schätzungsweise 120 Handballspiele im Jahr sieht. Nicht zuletzt will ich den Kickers etwas zurückgeben, die mich damals im Schwarzwald „entdeckt“ haben.
Ist es denn auch eine Überlegung, Ihre Verbindungen aus dem Handball und Fußball ein Stück weit für die Stuttgarter Kickers zu nutzen?
Es ist in der Tat so, dass ich mir in den letzten Jahren ein großes Netzwerk aufbauen konnte, beispielsweise mit Kontakten in die Bundesliga, was natürlich von Vorteil ist, wenn man Rat oder Hilfe benötigt. Oft braucht man aber gar nicht so weit zu schauen. Wichtig ist für meine Tätigkeit ein offenes Ohr für den Fan. Jeder, der mithelfen will, ist in unserer Situation herzlich willkommen. Und da brauchen wir nicht nur Unternehmer, sondern auch Handwerker, die mal die Kabine streichen.
Ihr Vorgänger Joachim Cast ist offiziell noch gar nicht verabschiedet. Ist denn diesbezüglich eine Amtsübergabe geplant?
Davon gehe ich aus, weil ich Joachim Cast schon lange kenne und sehr schätze. Ich bin überzeugt, dass er da sehr kooperativ ist.
Casts Aufgaben gingen bis ins Marketing, zählt dieser Bereich auch zu Ihrem Tätigkeitsfeld?
Sicher, wobei man da etwas unterscheiden muss zwischen Marketing und Sponsoring. Das Letztere liegt in Händen von Martin Kurzka. Was das Thema Marketing angeht: nichts anderes habe ich die letzten Jahre in verschiedenen Bereichen federführend gemacht. Die Ausrichtung, wie sich die Kickers in der Öffentlichkeit positionieren, ist dabei eine wichtige Aufgabe. Wir brauchen uns nicht mit anderen vergleichen, sondern wir sind eine eigene Marke. Mit einer eigenen Tradition, hinter der wir uns – selbst in der Regionalliga – nicht verstecken müssen. Und was mir besonders am Herzen liegt, ist, das Pflänzchen Kickers-Familie wieder zum Wachsen zu bringen.
Mit Verlaub, aber gerade in dieser Hinsicht hat sich der Verein zuletzt häufig selbst das Leben schwergemacht. Mit internen Querelen. Hat Sie das nicht abgeschreckt?
Das hat mich zwar nicht abgeschreckt, war aber schon ein Punkt, über den ich mit den Präsidiumsmitgliedern gesprochen habe. Und wir sind uns einig, dass wir diese Situation schnell ändern und in der Außendarstellung einfach professioneller werden müssen.
Die Kickers haben auch eine Handballabteilung, die sich zuletzt mit dem Hauptverein nicht immer grün war. Könnte da ein Fachmann wie Jens Zimmermann vielleicht wieder Berührungspunkte setzen?
Zunächst einmal gibt es zahlreiche andere Aufgaben, die bewältigt werden müssen. Nichtsdestotrotz sehe ich mich schon ein Stück weit als Integrationsfigur und habe zu Handballchef Jürgen Hollenbach stets ein sehr freundschaftliches Verhältnis gepflegt. Die Handballer sind eine liebenswerte Tochter des Vereins, die ruhiger geworden ist. Und sie treten, wie auch die Hockeyspieler, unter dem Kickers-K auf, von daher darf man das nicht auseinanderdividieren.
Der HV Kickers will 2013 in der zweiten Liga sein. Haben die da gegenüber den Fußballern die Nase vorne?
Es gab bereits so viele Ziele bei den Kickers, die alle ins Leere gelaufen sind. Zu meiner Zeit gab es die Vision 2000, da haben die Fans 2010 drübergehängt. Das ist nächstes Jahr – und ich glaube nicht, dass deren Vision die Regionalliga war.
Stuttgarter Zeitung
Zur Person
1993 bis heute:Pressesprecher der Nordischen Behinderten-Nationalmannschaft
1997 bis 2002:bei den Stuttgarter Kickers als Leiter der Jugend-Organisation, Leiter Team sowie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
2002 bis 2008:Leiter Abteilung Sponsoring bei der Firma Uhlsport, unter anderem für die Handball-Marke Kempa.
2008 bis heute:Geschäftsführer bei einer Sport-Management-Agentur mit Schwerpunkt Handball.
Seit 1998:Moderator bei verschiedensten Sport- und Galaveranstaltungen.
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