Rücktritt als Geburtstagsgeschenk
Der Präsident Dirk Eichelbaum legt sein Amt nieder. Der Nachfolger heißt Edgar Kurz. Von Joachim Klumpp
Morgen hat Dirk Eichelbaum Geburtstag. Ein Grund zum Feiern also, erst recht in diesem Jahr, selbst wenn die 45 ja keine runde Zahl ist. Und wir wissen natürlich auch nicht, was der Rechtsanwalt so alles auf den Gabentisch bekommt, doch sein schönstes Geschenk steht wohl schon fest: Er ist nicht mehr Präsident der Stuttgarter Kickers.
Wie mehrfach angekündigt, hat er sein Amt nun auch offiziell niedergelegt, und die Kickers können nach langem Suchen einen Nachfolger präsentieren: Edgar Kurz, der bisher im Präsidium für die anderen Sportarten im Verein zuständig war. „Es ist für mich selbstverständlich, dem Verein in dieser Phase zur Seite zu stehen und noch mehr Verantwortung zu übernehmen“, sagte der Geschäftsführer einer Versicherungsagentur in einer ersten Stellungnahme. Der 67-Jährige wird nun zumindest bis zur Hauptversammlung, voraussichtlich im November, an der Spitze der Stuttgarter Kickers stehen. „Was dann passiert, muss man sehen“, sagt Kurz, der innerhalb des Clubs als mehrheitsfähig gilt – und zudem Fußballverstand besitzt: Er war selbst Spieler und Trainer, sein Sohn Marco Kurz ist derzeit Chefcoach beim 1. FC Kaiserslautern.
Für den Vorgänger Eichelbaum wurde die Präsidentenaufgabe nach knapp zweieinhalb Jahren zuletzt immer mehr zu einer Qual. „Dass es nach dem sportlichen Abstieg in die Regionalliga nicht nur Lob gab, ist klar“, sagt Eichelbaum. Doch die geballte Form der Kritik – extern, aber auch intern – hat ihm doch zugesetzt: „Natürlich tut das weh.“ So sehr, dass die Amtsmüdigkeit im Rückzug endete.
Für Eichelbaum war der Chefposten stets eher ein Zweckbündnis. Kein Wunder, der ehemalige Jugendspieler bei den SF Gechingen ist ja auch mehr hineingedrängt worden, nachdem seinem Vorgänger Hans Kullen vom Aufsichtsrat das Misstrauen ausgesprochen worden ist. Die damals recht vollmundige Ankündigung aus dem Umfeld – jetzt wird alles besser – erwies sich indes als Trugschluss. Der Verein steht sportlich und finanziell schlechter als unter Kullen da.
Der Expräsident hat genauso Geld in den Club gesteckt (rund eine halbe Million Euro) wie die amtierenden Gremien Präsidium und Aufsichtsrat. Die investierten allein 300 000 Euro in eine Beteiligungsgesellschaft für mögliche Transfererlöse, deren Wert nach dem Abstieg gegen null tendiert. Dennoch sagt der Aufsichtsratsvize Christian Dinkelacker: „Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass man mit den Kickers etwas erreichen kann.“
Aber nicht in der zweiten Liga, wie das Ziel bei Dinkelackers Amtsantritt lautete. Eichelbaums nüchterne Erkenntnis: „Wir hätten uns erst einmal in der dritten Liga etablieren müssen.“ Das ist mit einem Etat von gut drei Millionen Euro zwar kein unmögliches, aber ein schwieriges Unterfangen. Zumal die Kickers im Nachhinein bei der Trainerfrage – auf Stefan Minkwitz folgte Edgar Schmitt – kein glückliches Händchen hatten. „Das kann man uns sicher vorwerfen“, gibt Eichelbaum zu, der als Nachfolger die Namen Kelsch, Dinkelacker und Lorz favorisiert hatte.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Lorz schien vor zwei Wochen sogar bereit, das Amt zu übernehmen, hat dann im letzten Moment aber einen Rückzieher gemacht, offiziell aus zeitlichen Gründen. Möglicherweise gab zudem die unsichere Gesamtsituation des Vereins den Ausschlag, auch wenn Eichelbaum sagt: „Wenn nichts Außergewöhliches passiert, ist die Saison finanziell durchgeplant.“ Dazu zählen jedoch auch Bürgschaften (die Rede ist von 150 000 Euro), die im Zweifel gezogen werden müssten. Nicht zuletzt weil der Verein auch beim Deutschen Fußball-Bund mit 200 000 Euro in der Kreide steht und die Rückzahlung des Kautionsfonds (plus Zinsen) im Mai nächsten Jahres fällig ist.
Immerhin ist nun gesichert, dass die Bayern-Protagonisten Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge nächsten Dienstag beim Benefizspiel einem offiziellen Präsidenten die Hand schütteln können. Wie sagte der scheidende Eichelbaum: „Das ist doch ein passender Termin, um nach außen zu zeigen, dass der Verein lebt.“
Stuttgarter Zeitung
Keine Konstanz Kommentar
Präsident Häufige Personalwechsel bringen Unruhe. Von Joachim Klumpp
Eines muss man den Stuttgarter Kickers lassen: langweilig wird es bei ihnen nicht. Nachdem der Verein mit dem Abstieg in die Regionalliga sportlich in der Diaspora zu verschwinden droht, macht der Club hinter den Kulissen auf sich aufmerksam: durch den Präsidentenwechsel. Immerhin haben es die Verantwortlichen nach langer Diskussion geschafft, auf diesem Posten eine Hängepartie bis zur Hauptversammlung zu vermeiden, die nur einen weiteren Imageschaden bedeutet hätte. Denn in Personalfragen fehlt den Kickers vor allem eines: Kontinuität.
Das dokumentieren fünf verschiedene Trainer sowie ein neuer Aufsichtsratsvorsitzender, Geschäftsführer und Jugendleiter, um nur die wichtigsten Funktionsträger zu nennen, in der gut zweijährigen Ägide von Dirk Eichelbaum. Womit sich auch all diejenigen eines Besseren belehren lassen müssen, die in dessen Vorgänger Hans Kullen den alleinigen Sündenbock sahen.
Das ist – im wahrsten Sinne des Wortes – zu kurz gegriffen. Doch der Blick zurück hilft den Kickers sowieso nicht weiter, dafür stehen zu viele wichtige Aufgaben an. Dass der stets besonnen und eher im Hintergrund auftretende Edgar Kurz hier in der Kürze der Zeit bis zu den Neuwahlen Wunder vollbringen kann, wird keiner erwarten. Sein einziger Vorteil ist: es kann im Moment nur besser werden.
Stuttgarter Zeitung
Kurz-Arbeit an der Spitze der Blauen
Stuttgart – Lange Zeit sah es so aus, als wären die Stuttgarter Kickers vom heutigen Mittwoch an führungslos. Doch auf den letzten Drücker hat sich Präsidiumsmitglied Edgar Kurz bereit erklärt, als Nachfolger von Dirk Eichelbaum einzuspringen. „Es ist für mich eine Selbstverständlichkeit, dem Verein in der Phase nach dem Abstieg zur Seite zu stehen und noch mehr Verantwortung zu übernehmen“, sagte Kurz. Ob der 67-Jährige über die Hauptversammlung im kommenden November hinaus als Präsident zur Verfügung stehen wird, ließ er offen: „Ich werde jetzt mal abwarten, wie sich alles entwickelt.“
Dirk Eichelbaum hatte seinen Rücktritt zum 15. Juli dem Aufsichtsrat bereits vor zwei Wochen mitgeteilt. „Die Auswirkungen des Amts auf den privaten und beruflichen Bereich wurden zuletzt immer gravierender“, rechtfertigte der 44-Jährige seinen Schritt.
Nun übernimmt Edgar Kurz die Verantwortung. Das ist aller Ehren wert. Am 4. Juli 2008 war er ins Kickers-Präsidium zurückgekehrt. Kein Nachteil für die Blauen: Fußballsachverstand ist in der Familie Kurz reichlich vorhanden: Sohn Marco trainiert den 1. FC Kaiserslautern.
Stuttgarter Nachrichten
Kurz ist neuer Kickers-Präsident
Stuttgart (bw) – Bei den Stuttgarter Kickers ist die Suche nach einem neuen Präsidenten beendet: Edgar Kurz übernimmt die Amtsgeschäfte von Dirk Eichelbaum, der wie angekündigt zum heutigen Tag zurücktritt. Das gab der Fußball-Regionalligist gestern Abend bekannt. Kurz gehört seit Juli 2008 dem Präsidium der „Blauen“ an und war dort bisher für Jugend und andere Abteilungen zuständig. „Es ist für mich eine Selbstverständlichkeit, dem Verein in der Phase nach dem Abstieg aus der dritten Liga zur Seite zu stehen und noch mehr Verantwortung zu übernehmen“, sagte der 67-Jährige. Allerdings ist dem Geschäftsführer der Stuttgarter Mehrfach-Generalagentur Rudolf & Hermann Schmid auch bewusst, was für eine Mammutaufgabe das Präsidentenamt bei den Stuttgarter Kickers ist. „Das wird kein Zuckerschlecken“, betonte Kurz. Und: „Es ist immer schwierig, mit wenig finanziellen Mitteln etwas zu erreichen. Uns fehlen die Sponsoren, die richtig Geld in die Hand nehmen.“
Nur noch zu dritt
Neben Kurz gehören weiterhin Friedrich Kummer (Finanzen) und Dieter Wahl (Marketing und Öffentlichkeitsarbeit) dem Präsidium an. Ob wieder ein vierter Mann dazugeholt wird oder das Präsidium bis zu den Neuwahlen bei der Jahreshauptversammlung im November zu dritt weitermacht, ist laut Kurz noch nicht entschieden.
Eichelbaum, der seit März 2007 an der Spitze des Vereins stand, hatte in den zurückliegenden Wochen mehrfach angekündigt, sein Amt niederlegen zu wollen und den Aufsichtsrat gebeten, schnellstmöglich einen Nachfolger zu bestimmen. „Die enormen Belastungen wie in den vergangenen Monaten sind für mich nicht mehr tragbar“, hatte der Rechtsanwalt, der in der Abstiegssaison heftige Kritik einstecken musste, seinen Wunsch nach einem vorzeitigen Rückzug begründet.
Eßlinger Zeitung