Nachbetrachtung in der Presse zum Weiden-Spiel

Tunjic gibt die richtige Antwort

Regionalliga Die beiden Tore reichen nicht zum Kickers-Sieg. Reutlingen verliert 0:2 und die Tabellenführung. Von Joachim Klumpp

Die Spieler der Stuttgarter Kickers hatten übers Wochenende zwei Tage freibekommen. Quasi als Belohnung, selbst wenn sie beim 2:2 in Weiden am Freitag am Ende zwei Punkte verschenkt haben. Angesichts der vielen Chancen und der Führung bis vier Minuten vor Schluss gab selbst Weidens Trainer Gino Lettieri zu: „Das Ergebnis sehe ich als glücklichen Punkt für uns.“ Und der Kollege Dirk Schuster sagte: „Man kann stolz auf die Leistung sein.“ Denn die Mannschaft hat da weitergemacht, wo sie zuletzt aufgehört hat „und phasenweise richtig gut Fußball gespielt“. Nach drei Spielen ohne Niederlage kann man vorsichtig anmerken, dass sich die Kickers in der Regionalliga nicht zu verstecken brauchen. Schuster: „Bange ist uns sowieso nicht gewesen, aber man weiß ja nie so genau, wo man steht.“

Das galt für die Mannschaft im Allgemeinen und für Mijo Tunjic im Besonderen. Der Stürmer hatte in der Vorbereitung vier Wochen verletzt gefehlt, bisher noch keine Luft für 90 Minuten und weder bei der Einwechslung gegen Wehen noch im Pokal in Herrenberg noch bei seinen Einsätzen in der zweiten Mannschaft voll überzeugt. Also folgte unter der Woche ein Gespräch mit den Trainern. Ergebnis laut Schuster: „Er war etwas in einem Loch, weil ihm die körperliche und geistige Frische gefehlt hat.“ Aber er wollte in Weiden unbedingt dabei sein – und hat die richtige Reaktion gezeigt. Dass die beiden Treffer des Einwechselspielers letztendlich nicht zum Sieg gereicht haben „ist ärgerlich“ (Schuster), auch weil es die Mannschaft dadurch verpasst hat, zumindest zwischenzeitlich die Tabellenführung zu übernehmen.

Der bisherige Spitzenreiter SSV Reutlingen musste gestern beim Aufsteiger SG Sonnenhof Großaspach antreten, verlor mit 0:2 (0:2) – und war damit auch den Platz an der Sonne los. Völlig verdient, wie der Trainer Roland Seitz zugeben musste: „Das war unterirdisch, von der Nummer 2 bis 11.“ Lediglich den Torhüter Linse nahm er von der Pauschalkritik aus, der eine höhere Niederlage verhinderte. Seitz: „Schon zur Halbzeit hätten wir 0:6 zurückliegen können.“ Stattdessen blieb es bei zwei Treffern: die Führung der Gastgeber durch einen Freistoß von Fabian Aupperle (18.), den Trainer Jürgen Hartmann als „Knalleffekt“ beschrieb. Abedin Krasniqi (37.) setzte mit einer schönen Einzelleistung die Weichen auf Sieg für den Aufsteiger, der gegen die desolaten Reutlinger (Jens Härter: „So gewinnen wir kein Spiel mehr“) einen Glanztag erwischt hatte. Etwas enttäuschend war allenfalls die Kulisse im weiten Rund des Heilbronner Frankenstadions, in dem sich – statt der erhofften zweitausend – nur 887 Besucher verloren.

Unter den Zuschauern war übrigens auch der Kickers-Trainer Dirk Schuster. Für ihn hatten die zwei freien Tage keine Gültigkeit, nachdem er am Vortag bereits die Partie Karlsruher SC II gegen Eintracht Frankfurt II beobachtet hatte.

Stuttgarter Zeitung

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