Der 68-Jährige ist begeistert von der positiven Entwicklung des Vereins nach dem Abstieg aus der dritten Liga und will weitermachen
Stuttgart – Edgar Kurz ist seit dem 15. Juli Präsident des Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers und damit Nachfolger von Dirk Eichelbaum. Bei der Mitgliederversammlung am 24. November stellt er sich wieder zur Wahl. „Es hat sich alles sehr positiv entwickelt“, erklärt der 68-Jährige nach dem 1:1 gegen den 1. FC Eintracht Bamberg im Gespräch mit Beate Wockenfuß.
Die erste Heimniederlage wurde gerade so vermieden. Wie beurteilen Sie die Leistung der Mannschaft?
Kurz: Wir haben stark begonnen und auch die besseren Chancen gehabt. Der Rückstand gab dem Team einen Knacks. In der zweiten Hälfte haben wir wieder über den Kampf hineingefunden, waren total dominant, ohne richtig gefährlich zu sein. Wir haben alles in die Waagschale geworfen und verdient den Ausgleich erzielt. Man kann den Spielern von der Einstellung her mit Sicherheit keinen Vorwurf machen.
Die Mannschaft steht jetzt in der Tabelle im Mittelfeld. Hätten Sie sie dort erwartet?
Kurz: Ich habe bei meinem Amtsantritt gesagt, dass ich eine Platzierung zwischen acht und zwölf erwarte. Nach den ersten fünf Spielen habe ich mich korrigiert und gesagt, wir haben die Möglichkeit, Platz drei bis acht zu erreichen. Wir bewegen uns ziemlich genau in dem Bereich.
War es für Sie die richtige Entscheidung, das Amt zu übernehmen?
Kurz: Sie war aus einer gewissen Situation heraus geboren. Als alter Degerlocher und als alter Fußballer konnte ich nicht zulassen, dass wir eine neue hungrige Mannschaft haben, einen neuen Trainer, der nach oben will, einen neuen Geschäftsführer und einen neuen Jugendleiter – und dann ist in der Chefetage keiner mehr da. Das ist chaotisch. Und dieses Chaos wollte ich dem Verein und auch mir nicht antun.
Sie haben beschlossen, bei der Mitgliederversammlung wieder zur Wahl anzutreten. . .
Kurz: Ich habe ein gutes Team um mich herum. Mit den Leuten kann man gut arbeiten, diskutieren und sich auseinandersetzen. Und da kann man auch etwas bewegen. Das einzige, das uns im Moment fehlt, sind finanzielle Stabilisatoren, damit wir ruhiger und ohne ständig die Liquidität betrachten zu müssen, in die Zukunft schauen können.
Aber da hat sich schon etwas getan. Neue Sponsoren wurden gewonnen. Wessen Verdienst ist das?
Kurz: Es hat sich erstaunlich viel getan. Zum einen wegen der positiven Außenwirkung. Zum anderen haben wir in Jens Zimmermann einen sehr tüchtigen Geschäftsführer, der wirklich alles für den Verein gibt. Die sportlichen Ergebnisse sind auch da. Man konnte dieser Mannschaft vorher eigentlich gar nichts zutrauen. Sie war ja aus dem Nichts geboren. Von daher hat sich alles sehr positiv entwickelt. Und unter diesen Umständen habe ich gesagt, dass ich mir vorstellen kann weiterzumachen. Und wenn es die Mitglieder wollen, soll das so sein.
Der vierte Mann im Präsidium fehlt weiterhin.
Kurz: Ich möchte das Präsidium wieder voll haben. Ich hätte sogar gern eine fünfte Person. Wir brauchen vor allem jemanden, der für den sportlichen Bereich zuständig ist. Wir haben auch schon einige Gespräche geführt. Im Moment können wir noch keinen Namen nennen, aber bis zum 24. November muss die Mannschaft stehen.
Sie haben bei Ihrem Amtsantritt gesagt, es würde kein Zuckerschlecken. Hat sich das bewahrheitet?
Kurz: Es ist deshalb kein Zuckerschlecken, weil wir uns ständig mit unserer finanziellen Situation auseinandersetzen müssen. Alles andere ist Alltag. Das kenne ich aus 50 Jahren Berufsleben. Ich bin jemand, der Menschen zusammenführen kann und der ausgleichend sein kann. Aber das nützt beim finanziellen Teil überhaupt nichts.
Welche Folgen hat der Tod von Ursula Dünnwald-Metzler auf ihr Rangrücktrittsdarlehen?
Kurz: Gott sei Dank haben wir diesbezüglich Ruhe, bis wir in die Gewinnzone kommen. Über diese Regelung sind wir sehr dankbar.
Dann existiert ja noch das 200 000 Euro-Darlehen vom DFB, das bis Mitte Mai 2010 zurückgezahlt werden muss. Ansonsten gibt es keine Lizenz für die Regionalliga. . .
Kurz: Es ist unser Bestreben, das Geld so rasch wie möglich zurückzuzahlen. Wir sind schon in Gesprächen mit Leuten, die bereitstünden mitzuhelfen. Aber das ist noch nicht in trockenen Tüchern.
Da wird wohl auch kein Geld vorhanden sein, um den Kader in der Winterpause eventuell noch mal nachzubessern?
Kurz: Das ist bei uns im Moment kein Thema. Erstaunlicherweise auch bei unserem Trainer nicht. Er kommt mit dem Kader zurecht. Die Situation könnte sich höchstens dadurch ändern, dass man ein oder zwei Spieler abgibt, die er nicht unbedingt so hoch einstuft oder die er nicht benötigt auf der Position. Da könnte man etwas tun. Aber danach sieht es derzeit nicht aus. Zu dem bestehenden Kader wird aus finanziellen Gründen mit Sicherheit niemand hinzukommen.
Wie sehen Sie die Perspektiven der Kickers in den drei Jahren Ihrer möglichen Amtszeit?
Kurz: Ich würde wollen, dass wir in den drei Jahren in der dritten Liga sind und dann schauen, ob wir die Möglichkeit nach oben haben. Ich bin ja mal für meine Aussage kritisiert worden, dass die Kickers in die zweite Liga gehören. Aber das ist so. Ich habe nur gesagt, die Kickers gehören dahin. Aber ich habe nicht gesagt, dass wir es schaffen. Diese Aussage war also nicht das erklärte Ziel, sondern eine sachliche Feststellung. Die Stuttgarter Kickers gehören aufgrund ihres Namens und ihrer Tradition in die zweite Liga. Ob ‚ s funktioniert, wird sich zeigen.
Eßlinger Zeitung