Stuttgart – An diesem Sonntag (14 Uhr/Gazistadion) beginnt für Regionalligist Stuttgarter Kickers mit der Partie gegen die SpVgg Weiden das Fußballjahr 2010. Die Lizenz für die dritte Liga haben die Blauen vorsichtshalber beantragt: „Der Teufel ist ein Eichhörnchen“, sagt Kickers-Trainer Dirk Schuster.
Herr Schuster, kribbelt es überhaupt vor dem Start?
Aber natürlich, warum denn nicht.
Weil die Blauen 14 Punkte Rückstand auf Platz eins haben und ein Elf-Punkte-Polster auf einen Abstiegsplatz.
Okay, wir stehen derzeit im Niemandsland der Tabelle, aber wir gehen hoch motiviert in die Rückrunde. Wir wollen unsere positive Entwicklung vorantreiben und den Zuschauern weiterhin attraktiven und ehrlichen Fußball bieten.
Wie lautet die konkrete Zielsetzung?
Unser Minimalziel ist es, einen Punkt mehr zu holen als in der Vorrunde.
Und deshalb hat der Verein die Lizenz für die dritte Liga beantragt?
Der Teufel ist doch ein Eichhörnchen. Vielleicht gibt es bei uns die große Leistungsexplosion. Oder woanders springt ein Sponsor ab …
…oder eine der zweiten Mannschaften der Profiteams verzichtet auf den Aufstieg.
Alles ist möglich. Wir sind jetzt nicht mehr das Team der Namenlosen, das unterschätzt wird. Unsere Chance liegt bei maximal fünf Prozent. Aber es wäre doch fatal, wenn wir zwei Spieltage vor Saisonschluss drei Punkte hinten wären und sagen müssten: Eigentlich wäre es ganz gut, wenn wir mal wieder verlieren müssten.
Jetzt geht es am kommenden Sonntag erst mal darum, gegen die SpVgg Weiden zu gewinnen. Was macht Sie optimistisch?
Wir alle scharren mit den Hufen und sind heilfroh, dass es endlich losgeht. Die Spieler haben mir in der Vorbereitung gezeigt, dass sie bereit sind, den inneren Schweinehund zu überwinden. Sie haben verinnerlicht, dass hier etwas am Entstehen ist.
Wer hat in der Vorbereitung den größten Sprung nach vorne gemacht?
Mahir Savranlioglu hat durch Engagement und Einsatzbereitschaft ein deutliches Zeichen gesetzt.
Und Ihr einziger Neuzugang Jerome Gondorf?
Hat sich gut eingefügt. Er ist ballsicher, gut in Eins-gegen-Eins-Situationen und unheimlich lernwillig. Wie es aussieht, wird er im rechten Mittelfeld beginnen.
Warum haben Sie dem erfahrenen Innenverteidiger Michael Stickel abgesagt?
Die ganz große Not auf dieser Position hatten wir nicht. Stickel ist ein gestandener Drittligaspieler. Er hat seinen Preis. Und unser Verein ist nicht auf Rosen gebettet.
Moment. Die Kickers haben doch jetzt einen Investor, der für die kommenden Jahre eine Million Euro zur Verfügung stellt.
Deshalb sind wir noch lange nicht der Krösus der Liga. Und mit absoluter Sicherheit ändern die besseren finanziellen Möglichkeiten nichts daran, dass wir weiter mit Augenmaß wirtschaften werden. Wir werden unseren Weg nicht verlassen und ganz bestimmt keine Söldner einkaufen. Der einzigartige Charakter dieser Mannschaft wird nicht aufs Spiel gesetzt.
Lautet das Ziel für die kommende Saison Aufstieg?
Das Ziel heißt Platz eins bis sechs. Ein Aufstieg lässt sich nur schwer planen. Wahrscheinlich kommt 1899 Hoffenheim II als Konkurrent aus der Oberliga dazu. Und in der Regionalliga schafft eben nur ein Team den Sprung nach oben. Aber klar ist: Wenn wir am Ende auf Platz eins stehen würden, wäre ich der Letzte, der sich gegen eine Aufstiegsfeier wehren würde.
Der Druck auf Sie wird um einiges zunehmen.
Dem werde ich mich stellen. Es passt nicht zu meinem Anspruchsdenken noch jahrelang mit den Blauen in der Regionalliga zu spielen. Wir alle bei den Kickers wollen in die dritte Liga.
Und den Unterbau vergessen Sie dabei nicht?
Ganz im Gegenteil. Wir tun alles, damit die zweite Mannschaft in dieser Saison den Klassenverbleib in der Oberliga schafft. Und im Nachwuchsbereich werden wir mit Nachdruck die Kommunikation, die Verzahnung und die Qualität in allen Bereichen verbessern. Die Jugend ist die Zukunft der Kickers.
Stuttgarter Nachrichten