Der 37-Jährige zieht eine positive Zwischenbilanz bei den Stuttgartern und bastelt nach seiner Rückkehr von Olympia bereits eifrig weiter an der Zukunft des Vereins
Stuttgart – Während der Olympischen Spiele moderierte Jens Zimmermann in Whistler die Wettbewerbe im Langlauf und in der Nordischen Kombination. Jetzt gilt die volle Konzentration wieder seiner Arbeit als Geschäftsführer des Fußball-Regionalligisten Stuttgarter Kickers. „Es geht gleich wieder in die Vollen“, sagt der 37-Jährige im Gespräch mit Beate Wockenfuß.
Was bleibt von gut drei Wochen Kanada haften?
Zimmermann: Unheimlich viele positive Eindrücke. Eine absolut professionell durchgeführte Veranstaltung, fröhliche Menschen und eine sehr friedliche Stimmung. Ich habe viele gute Freundschaften mitgenommen. Die Zusammenarbeit mit den Kollegen war ganz fantastisch.
Hatten Sie auch noch Zeit, sich das eine oder andere anzuschauen?
Zimmermann: Ich hatte insgesamt nur vier freie Tage. Zwei Mal war ich Skifahren, was eine große Freude für mich war, weil ich ein leidenschaftlicher Skifahrer bin. Außerdem war ich bei der ersten Goldmedaille von Biathletin Magdalena Neuner und dem Slalom-Gold von Maria Riesch dabei.
Wie ist es, umzuschalten von einer der weltgrößten Sportveranstaltungen auf die Fußball-Regionalliga?
Zimmermann: Das fällt mir nicht schwer. Ich habe die ganze Zeit den Kontakt zu den Kickers gehalten. Am Sonntagmorgen um 5 Uhr Ortszeit saß ich vor meinem Laptop und habe das Spiel gegen Weiden im Ticker verfolgt und natürlich mitgefiebert. Ich hatte mir extra den Wecker gestellt. Allerdings musste ich eine Viertelstunde vor dem Spielende das Haus verlassen, um zum Wettkampf zu gehen. Aber durch den Kickers SMS-Service habe ich die freudige Siegesnachricht bekommen.
Und jetzt geht der Alltag in Degerloch sofort weiter.
Zimmermann: Ich war einen Tag nach meiner Rückkehr um 7 Uhr schon wieder im Büro, dann beim Ehrungsabend für langjährige, verdienstvolle Mitglieder. Am Freitag kommt das Spiel bei 1860 II. Es geht also gleich wieder in die Vollen.
Wie fällt Ihre persönliche Zwischenbilanz nach einem Dreivierteljahr als Geschäftsführer aus?
Zimmermann: Durchweg positiv. Wir sind ein tolles Team, auf und neben dem Platz, in dem alle an einem Strang ziehen. Angefangen bei den Mitarbeitern der Geschäftsstelle bis hin zum Präsidium und den Trainern. Wir haben viele Dinge schon sehr erfolgreich auf den Weg gebracht. Wir haben neue Partner für den Verein gewonnen, Spielerverträge frühzeitig verlängert. Daran gilt es jetzt weiterzuarbeiten, um den Verein wieder dorthin zu bringen, wo ihn sich alle wünschen.
Und das wäre?
Zimmermann: Das wäre mindestens mal eine Klasse höher. Und alles andere ist Kürprogramm.
Die Sponsoreneinnahmen sind schon jetzt schon viel höher als eingeplant. Man hätte nicht unbedingt erwartet, dass so viele Sponsoren in der Regionalliga einsteigen . . .
Zimmermann: Das ist einfach ein Zeugnis dafür, dass die Stuttgarter Kickers tatsächlich auch diese starke Marke sind, die zwar immer hochbeschworen wurde, aber vielleicht nicht immer ganz so nach außen verkauft werden konnte. Jetzt erfährt das gesamte Team eine sehr positive Resonanz. Wir haben den Neubeginn im Sommer sehr gut geschafft. Die Depressionsphase nach dem Abstieg war relativ kurz und die Aufbruchstimmung schnell da.
Und die Mannschaft hat sich bisher auch ziemlich gut geschlagen . . .
Zimmermann: Die handelnden Personen hatten im Sommer ein glückliches Händchen bei der charakterlichen Zusammenstellung. Die Mannschaft liefert auf dem Platz – wie Trainer Dirk Schuster immer sagt – ehrlichen Fußball ab. Die Jungs sind einfach sympathisch und zum Anfassen. Das hilft uns bei allem, was wir hier vorantreiben.
Auch der strategische Partner hilft, der in den Verein investiert . . .
Zimmermann: Es ist für uns unglaublich wichtig, dass wir so eine Zusammenarbeit eingehen konnten. Es gibt 56 Erst- bis Drittligisten und 54 Regionalligisten, von denen sehr viele an so etwas arbeiten oder sich so etwas wünschen würden. Und wenn sich ein Investor für die Kickers entscheidet, kann das auch eine Signalwirkung für andere Partner haben. Das ist natürlich auch eine große Verpflichtung für uns, diesen Weg der Konsolidierung konsequent weiterzugehen.
Die Kickers haben die Lizenzunterlagen für die 3. Liga eingereicht. Ist das nicht etwas zu optimistisch?
Zimmermann: Nein, das ist einfach nur professionell. Im Fußball ist grundsätzlich alles möglich. Es sind zwar 14 Punkte bis zum Spitzenreiter VfR Aalen, aber sicher ist sicher. Und wir wollen uns nichts vorwerfen lassen müssen. Zudem kostet es nichts, die Lizenz beim DFB zu beantragen. Von daher kann man sich die Arbeit machen und die haben wir uns auch gerne gemacht.
Was sind die nächsten Aufgaben?
Zimmermann: In den nächsten Wochen stehen einige intensive Gespräche mit Partnern und Sponsoren an. Wir wollen auch neue dazugewinnen. Ein wichtiges Thema ist noch in diesem Monat die Vertragsverlängerung mit Hauptsponsor Gazi, von dem wir schon positive Signale bekommen haben. Nichts würde uns mehr freuen, als wenn die langjährige Partnerschaft fortgesetzt werden könnte.
Und die längerfristigen Ziele?
Zimmermann: Natürlich die 3. Liga. Irgendwann sollten wir den Blick aber auch mal weiter nach oben richten. Doch im Vordergrund stehen ganz klar die weitere positive Entwicklung und die Entschuldung des Vereins.
Eßlinger Zeitung