Vor dem Derby gibt es nicht nur Gegensätze
Regionalliga Der Absteiger Kickers trifft heute auf den Aufsteiger SG Sonnenhof. Von Joachim Klumpp
Vor dem Regionalliga-Derby zwischen den Stuttgarter Kickers und der SG Sonnenhof Großaspach (heute 19 Uhr, Gazi-Stadion) haben die beiden Trainer gestern erst am späten Nachmittag zum Abschlusstraining gebeten. Allerdings aus ganz unterschiedlichen Motiven. Während der Kickers-Coach Dirk Schuster seine Spieler einen Tag vor der Partie gerne zur Anstoßzeit trainieren lässt, um den Rhythmus zu halten, hat es bei seinem Kollegen Jürgen Hartmann rein pragmatische Gründe. Seine Spieler gehen allesamt noch einem Job oder einer Ausbildung nach, so dass an ein Training unter Profibedingungen nicht zu denken ist. „Daran wird sich wohl auch nächste Saison nichts ändern“, sagt Hartmann.
Dafür in anderer Hinsicht. Der Ausbau des eigenen Sportgeländes Fautenhau in eine viertligataugliche Spielstätte mit mindestens 5000 Plätzen ist vom Gemeinderat nach langen Diskussionen mit den Anliegern genehmigt worden. Ein kleiner Meilenstein für die SG, die in dem örtlichen Hotelier und Spielerberater Uli Ferber einen prominenten Fürsprecher besitzt. Ohne dessen Hilfe in jedweder Form wäre der Höhenflug des Teams kaum zu machen gewesen.
Sonnenhof, der Aufsteiger, gegen die Kickers, den Absteiger – dennoch wollen beide nach oben, der eine vielleicht früher, der andere später. „Das muss ein fließender Prozess sein“, betont Hartmann, während der Gegner die klare Vorgabe ausgegeben hat, spätestens in zwei Jahren in der dritten Liga zu sein. Dazu will der Trainer Dirk Schuster seinen Teil beitragen („Wir haben eine sehr gute Zusammenarbeit“), auch wenn der Vertrag vorerst lediglich bis 2012 läuft, während Hartmann sogar nur bis zum Saisonende unterschrieben hat.
„Eine Verlängerung ist momentan nicht das wichtigste Thema“, sagt der 47-Jährige. „Zunächst einmal wollen wir an den Klassenverbleib endgültig einen Haken machen“, sagt der Exprofi des VfB Stuttgart, auch wenn das eigentlich nur noch Formsache ist. Hartmann hat – wie Schuster – im vergangenen Sommer bei seinem Club begonnen. Als Sprungbrett nach oben? „Ich konzentriere mich auf die Aufgabe bei der SG, ich bin nicht so der Typ, der sich für andere Vereine empfehlen will“, sagt Hartmann, um dann doch noch ein wenig Humor zu versprühen: „Aber Bundestrainer will natürlich jeder werden.“
Und Nationalspieler auch. Ehrgeizig jedenfalls zeigen sich die Kickers-Spieler. „Die Mannschaft hat ja eigenständig Platz fünf als Ziel ausgegeben“, sagt Schuster, „jetzt muss sie sich auch daran messen lassen.“ Immerhin ist man in diesem Jahr noch ungeschlagen. Dabei soll es bleiben, auch wenn Hartmann einwirft: „Wir haben ja schon bewiesen, dass wir eine Serie beenden können.“ Zum Beispiel in der Vorrunde beim 2:1 gegen die Kickers – was deren erste Saisonniederlage war.
Zur ersten Heimniederlage soll es heute nicht kommen, zumal die Partie ja unter dem Motto einer guten Tat steht: dem „Tag des Olgäle“, der vor Weihnachten der Witterung zum Opfer fiel. Der Kickers-Premium-Partner Xerox zahlt für jeden Besucher fünf Euro an die Stiftung des Kinderkrankenhauses. Deshalb hoffen die Verantwortlichen auf mindestens 3000 Zuschauer. Auch wenn Jürgen Hartmann in dieser Hinsicht wenig Hoffnung auf Unterstützung machen kann. „Unsere Fangemeinde ist leider nicht so groß.“
Während die Kickers einen Durchschnitt von rund zweieinhalbtausend Besucher haben, verloren sich im Heilbronner Ausweichquartier der SG zuletzt gegen den 1. FC Nürnberg II gerade einmal 300 Fans. Das könnte sich im Sommer schlagartig ändern, dann ist ein Freundschaftsspiel gegen den FC Bayern München geplant. Damit wäre man dann auf Augenhöhe mit den Stuttgarter Kickers – die hatten den Rekordmeister vergangenes Jahr zu Gast.
Stuttgarter Zeitung
Kickers spielen auch für den guten Zweck
Stuttgart (bw) – Gleich zwei Ziele haben die Stuttgarter Kickers bei ihrem Heimspiel in der Fußball-Regionalliga heute (19 Uhr) gegen die SG Sonnenhof Großaspach. Zum einen sollen möglichst viele Fans ins Gazi-Stadion kommen, denn pro Zuschauer zahlt der Kickers-Partner Xerox fünf Euro an die Olgäle-Stiftung für das kranke Kind e.V. Zum anderen wollen die „Blauen“ mit der Unterstützung des Publikums ihre bemerkenswerte Heimbilanz ausbauen. Schließlich sind sie das einzige Team in der Regionalliga Süd, das zu Hause in dieser Saison immer noch ungeschlagen ist. „Das soll auch so bleiben“, betont Trainer Dirk Schuster vor der Partie gegen die Großaspacher, die mit drei Punkten weniger fünf Ränge hinter den Kickers auf Platz zwölf stehen. Außerdem gibt es nach dem 1:2 im Hinspiel noch etwas gutzumachen. „Diese ärgerliche Niederlage wollen wir ausmerzen“, kündigt Schuster Revanche an. Dabei kann er personell aus dem Vollen schöpfen. Bis auf die Langzeitverletzten stehen alle Spieler zur Verfügung. Bei der SG kickt übrigens Martin Cimander in der Abwehr, der Sohn des früheren Kickers-Torhüters Waldemar Cimander.
Eßlinger Zeitung
Eine harte Nuss für Großaspach
Regionalligist muss zu den Kickers
(uwe). „Dass wir gegen eine solche Mannschaft noch zurückgekommen sind, zeugt von einer guten Moral.“ Aspachs Trainer Jürgen Hartmann war mit seinen Regionalligafußballern beim 2:2 gegen NürnbergII nicht unzufrieden. Doch er sah auch noch Steigerungspotenzial für die Partie heute im Schwabenduell bei den Stuttgarter Kickers. Ab 19 Uhr versucht der Neuling dem Traditionsverein die erste Heimniederlage beizubringen. Eine richtig harte Nuss. „Die Kickers sind heimstark und mit den Zuschauern im Rücken werden sie viel Druck auf uns ausüben“, erwartet der SG-Coach, der seiner Elf empfiehlt: „Es wird wichtig sein, uns nicht hinten reindrängen zu lassen und für Entlastung nach vorne zu sorgen.“ In der Vorrunde gelang das der SG Sonnenhof gut. 2:1 gewann der Aufsteiger gegen den Exbundesligisten in der Vorrunde. Wiederholung heute im Gazi-Stadion erwünscht, wenn’s nach Jürgen Hartmann geht.
Neuling fordert den Traditionsklub
Aspachs Regionalligakicker müssen am Freitagabend bei den Kickers ran – Martin Cimander ist bei der SG wieder an Bord
Schwäbischer Traditionsverein gegen schwäbischen Neuling lautet das Duell morgen auf der Stuttgarter Waldau. Ab 19 Uhr kämpft die SG Sonnenhof bei den Kickers um Regionalligapunkte. Aspachs Trainer Jürgen Hartmann weiß, dass auf seine Elf eine schwere Aufgabe wartet.
Von Uwe Flegel
Eigentlich ist der Vergleich des Tabellensiebten mit dem Zwölften ein Spiel zweier Mittelfeldmannschaften. Doch wenn die Kicker aus dem Fautenhau morgen nach Degerloch fahren, dann steckt in der Partie schon deutlich mehr Brisanz. Das liegt zum Beispiel daran, dass die Gastgeber in der Saison 1988/1989 in der Ersten Bundesliga kickten, während den Aspachern in diesem Jahr gerade mal der Aufstieg aus der Kreisliga B gelang. Kein normales Duell ist es auch, weil mit dem Stuttgarter Mijo Tunjic (13 Treffer) und dem Sonnenhof-Angreifer Abedin Krasniqi (12) die beiden besten Torschützen der Regionalliga Süd aufeinandertreffen. Und dann gibt es noch die Ehemaligen. Bei den Kickers ist es Co-Trainer Alexander Malchow, der als Coach im Fautenhau zweimal den Abstieg der Aspacher aus der Oberliga verhinderte. Bei der SG sind es Martin Cimander, Adam Adamos, Nicolo Mazzola und Daniel Zivaljevic, die allesamt in der Kickers-Jugend am Ball waren. Zwei des Vier zählen morgen wahrscheinlich zur Startformation: Nicolo Mazzola und Martin Cimander. Letzterer saß beim 2:2 gegen Nürnberg seine Spielsperre ab, die er nach der fünften Gelben Karte in Aalen aufgebrummt bekommen hatte.
Gegen die Kickers ist der dienstälteste SG-Fußballer wieder dabei, auch wenn sich Trainer Jürgen Hartmann zur Anfangself nicht groß äußern will. Nur soviel: „Wir fahren mit demselben Kader wie gegen Nürnberg plus Martin Cimander nach Stuttgart.“ Ob es in der Abwehr, die beim 2:2 gegen den Tabellenzweiten nicht immer sattelfest war, eine Änderung gibt, dazu sagt Hartmann nichts. Fakt ist: Mit der Rückkehr von Linksverteidiger Cimander hat der Coach eine zusätzliche Alternative. Auch beim Thema Angreifer hält sich der Trainer eher bedeckt. Eine oder zwei Spitzen? „Ich würde ungern auf einen der beiden verzichten.“ Einerseits. Andererseits: „Beide Stürmer müssen aber nach hinten mitarbeiten.“ Gegen NürnbergII war das nicht immer der Fall. Gegen Stuttgart ist mehr Aktivität gefragt. Wobei dasselbe auch für die Defensive in Sachen Vorwärtsgang gilt. Insgesamt war es dem Trainer gegen den Club in Abwehr und Angriff lange Zeit zu passiv. Erst nach Rüdiger Rehms Anschlusstreffer gab der Aufsteiger richtig Gas.
Gegen den ehemaligen Bundesligisten darf sich die SG Sonnenhof den Luxus der Zurückhaltung in dieser Form nicht leisten. Immerhin gastieren die Aspacher bei der einzigen Mannschaft der Liga, die bislang noch ohne Heimniederlage ist. Und: Mit nur 20 Gegentoren hat die vom früheren Nationalverteidiger Dirk Schuster trainierte Kickers-Elf die drittbeste Defensive. Liegen die Kicker aus dem Fautenhau im Gazi-Stadion also erst einmal hinten, dann wird es richtig schwer, eine Niederlage zu verhindern.