Tunjic trifft, fliegt und geht
Fußball Der Torjäger der Kickers wechselt nach Unterhaching. Von Joachim Klumpp
Der SSV Reutlingen steht mit seiner Pleite nicht mehr alleine da. Am Dienstag hat auch Eintracht Bamberg in der Fußball-Regionalliga Insolvenz angemeldet und ist somit der zweite Zwangsabsteiger. Was aber nicht bedeutet, dass sich die betroffenen Mannschaften kampflos ergeben, das mussten am Mittwoch die Stuttgarter Kickers vor 2000 Zuschauern an der Reutlinger Kreuzeiche erleben. „Es war ein sehr hartes und emotionsgeladenes Derby“, sagte der Kickers-Trainer Dirk Schuster, dessen Team mit 3:1 (2:1) die Oberhand behielt.
Und das obwohl Mijo Tunjic kurz vor der Pause wegen einer Tätlichkeit vom Platz flog, nachdem der 22-Jährige zuvor mit einem Doppelpack sein Trefferkonto auf 19 erhöht und sich damit an die Spitze der Torjägerliste gesetzt hatte. Was ihn für andere Vereine so interessant gemacht hat, dass er die Blauen zum Saisonende in Richtung Unterhaching verlassen wird, auch wenn die Unterschrift unter den Vertrag noch fehlt. Dank der Ausstiegsklausel bekommen die Kickers zumindest eine Ablöse, die allerdings unter 50 000 Euro liegen dürfte. Etwas unverständlich war, dass Tunjic noch am Spieltag beim Münchner Vorortverein weilte, um die letzten Details zu klären. Die Kickers dagegen müssen einen Ersatz suchen, auch wenn der Verein zunächst einmal mit Kaan Tosun aus der zweiten Mannschaft verlängern will.
Morgen im Heimspiel gegen Hessen Kassel (14 Uhr; Rentner erhalten erstmals wieder einen ermäßigten Eintritt von 7,50 Euro) ist Tunjic sowieso gesperrt. Schuster betont aber: „Wir werden auf jeden Fall mit zwei Stürmern antreten“ – wobei Dirk Prediger gesetzt ist. Dazu könnte auch noch Fabian Gerster auf der linken Abwehrseite ausfallen, der sich einen Bluterguss am Knöchel zuzog und früh ausgewechselt werden musste. Zu guter Letzt steht noch ein Fragezeichen hinter Jerome Gondorf, der in der Schlussphase umgeknickt ist.
Einen kleinen Sieg konnte Reutlingen dann doch noch verbuchen: von den Kickers kommt zur nächsten Saison der Torhüter Patrick Gühring, der zwischenzeitlich die Nummer zwei war. Die Kickers, deren Freundschaftsspiel gegen den Lokalrivalen VfB Stuttgart auf den 14. Juli terminiert wurde, haben dafür gestern den Vertrag mit dem Werbepartner Haase-Gruppe verlängert. Deren Geschäftsführer Adnan Alatas sagt: „Wir wollen, dass der Verein Planungssicherheit hat.“ Und das können in diesen Tagen ja nicht alle Regionalligisten von sich behaupten.
SSV Reutlingen Linse – Fecker (71. Hämmerle), Bogdanovic, Härter, di Leone – Bentele, Rill, Kühnert (62. Calisir), Meha – Tucci (71. Karapantzos), Makarenko.
Stuttgarter Kickers Wagner – Abruscia, Auracher, Rapp, Gerster (19. Savranlioglu) – Rizzi – Gondorf (87. Jung), Marchese, Ivanusa – Prediger (72. Türpitz), Tunjic.
Tore 0:1 und 0:2 Tunjic (31. und 32.), 1:2 Makarenko (33.), 1:3 Rapp (66.).
Rote Karten di Leone (86., grobes Foulspiel)/Tunjic (44., Tätlichkeit).
Stuttgarter Zeitung
SSV verliert vor 2000 Fans gegen die Kickers mit 1:3
Von Manfred Kretschmer
REUTLINGEN. Vor einer imposanten Kulisse von 2000 Zuschauern an der Kreuzeiche verlor der SSV Reutlingen das Derby in der Fußball-Regionalliga gegen die Stuttgarter Kickers mit 1:3 (1:2). Für den SSV war’s die fünfte Niederlage in Folge.
Während Kickers-Trainer Dirk Schuster von „einem sehr emotionsgeladenen und mit sehr viel Härte“ geführtem Derby sprach, war Reutlingens Coach Peter Kaschuba nach dem 1:3 gegen die „Blauen“ enttäuscht: „Wir haben zwar ordentlich angefangen. In der zweiten Halbzeit hat mir allerdings der letzte Wille, der letzte Biss gefehlt.“
Nach einer halben Stunde Spielzeit ging im Kreuzeiche-Stadion die Post ab.
31. Minute: Mijo Tunjic markierte nach einem Zuckerpass von Vincenzo Marches das 1:0 für die Stuttgarter.
32. Minute: Nach einer Flanke von Jerome Gondorf und einer Hackenablage von Dirk Prediger schnappte sich Tunjic den Ball und markierte aus 18 Metern das 2:0 für seine Farben. Für Tunjic war’s bereits der 19. Saisontreffer.
33. Minute: Reutlingens Stürmer Anton Makarenko verkürzte mit einem platzierten Zwölf-Meter-Schuss auf 1:2.
44. Minute: Der zweifache Kickers-Torschütze Mijo Tunjic erhielt nach einer Tätlichkeit an Fabian Fecker die rote Karte.
Im zweiten Durchgang fehlte dem SSV die Kraft und die letzte Entschlossenheit, um dem Spiel eine Wende zu geben. Nach dem 1:3 durch einen Kopfballtreffer von Marcel Rapp war die Partie entschieden.
Ihr nächstes Spiel bestreiten die Reutlinger am Samstag bei der zweiten Mannschaft des SV Wehen Wiesbaden. (kre)
Derby lockt 2000 Fans
Vor rund 2000 Fans verlor der SSV Reutlingen das Regionalliga-Derby gegen die Stuttgarter Kickers mit 1:3 (1:2) – es war die fünfte Niederlage des SSV in Folge. Dabei gab es acht Gelbe und zwei Rote Karten.
Obwohl es sportlich für beide Teams um nichts mehr ging – die Kickers stehen im Mittelfeld und Reutlingen steht bekanntlich als Zwangsabsteiger fest – war es ein heiß umkämpftes Derby mit acht Gelben und zwei Roten Karten.
Eine davon sah mit Mijo Tunjic auch der Top-Torjäger der Liga. Zuvor erzielte er noch zwei Tore (wie bereits im Hinspiel) und hat seine Trefferzahl nun auf 19 hochgeschraubt.
Prediger( 19.) vergab die erste Kickers-Chance, der SSV konnte sich zunächst keine einzige erspielen. Meha und Rill wurden zweimal ausgebremst. Als dann Tunjic (30. Minute) antrat, trabte Bogdanovic untätig neben ihm her. Ein Fehler, denn aus spitzem Winkel erzielte der Torjäger das 1:0 für die Kickers. Nur zwei Minuten später sahen die 2000 Zuschauer (darunter etwa 150 Kickers-Fans) einen Absatztrick von Rizzi auf Tunjic, der aus 18 Metern entschlossen und unhaltbar ins untere Eck einschoss.
Wiederum zwei Minuten später setzte sich Reutlingens Makarenko durch, schüttelte Auracher ab und traf aus halblinker Position zum 1:2. Es war der dritte Saisontreffer von Makarenko, der in den Großraum Nürnberg zurückkehren wird und sich dort einen neuen Verein suchen will.
Vor der Pause zeigte der phasenweise überfordert wirkende Schiedsrichter das erste Mal die Rote Karte: Als Tunjic gefoult wurde, wehrte er sich mit einem Ellenbogencheck gegen Fecker und musste dafür vom Platz. In der zweiten Hälfte kam der SSV trotz Überzahl nicht mehr ins Spiel. Nur ein Mal kam nach Di Leones Flanke (63.) Gefahr auf, aber Savranlioglu klärte einen Meter vor dem Tor, wobei der Ball nur knapp über die Querlatte des Tores strich. Mehr gab es vom SSV Reutlingen nicht zu sehen, die dominierenden Stuttgarter hingegen kamen noch zu einem Treffer. Nach einem Freistoß von Marchese war Rapp zur Stelle und markierte mit dem Kopf aus drei Metern und völlig unbedrängt das 1:3.
Auf ein Aufbäumen des SSV wartete man vergeblich, eine aufregende Szene gab es aber doch noch. Als Türpitz zu einem Solo ansetzte (85.), wurde er von Di Leone von den Beinen geholt. Die Folge war die zweite Rote Karte in dieser Partie.
„Das war ein ganz schlechtes Spiel von uns. Wir erholten uns von den beiden Gegentoren, aber nach der Pause konnten wir keinen Druck aufbauen. Da müssen sich einige Spieler an die Nase fassen, im Training und auf dem Platz mehr bringen, so geht es nicht weiter“, machte Reutlingens Jens Härter seinem Ärger Luft. Anton Makarenko: „Wir fanden kein Mittel gegen die Kickers, die die Räume zumachten. Wir hatten auf einen Punkt gehofft , aber der Treffer zum 1:3 war der Genickbruch.“
Freude herrschte dagegen bei Kickers-Trainer Dirk Schuster: „Das war ein emotionsgeladenes Derby mit Herz und Leidenschaft. Der SSV stellte ein kampfkräftiges Team, aber wir haben taktisch nach der Pause überzeugt. Für uns ist der fünfte Platz jetzt in Reichweite. Die Dritte Liga ist kein Muss, wäre allerdings schön, aber der Modus der Regionalliga muss geändert werden, damit auch der Zweite eine Relegationschance erhält.“
Peter Kaschuba: “ Wir wollten unbedingt einen Punkt, nun war es die vierte Niederlage unter meiner Regie. Es begann ordentlich, dann kamen die beiden Gegentore, aber wir kamen nochmals heran. Nach der Pause fehlte einfach der letzte Wille, das hat mich enttäuscht. In der Pause sagten alle, dass man nochmals kämpfen würde, aber es war nichts zu sehen.“
Der SSV muss zudem im nächsten Spiel auf Di Leone und Meha (zehnte Gelbe Karte) verzichten. Am Ende bleibt den Reutlingern nur der Trost, dass das Derby für eine gute Einnahme gesorgt hatte.
So spielten sie
SSV Reutlingen: Linse – Fecker (70. Hämmerle), Härter, Bogdanovic, Di Leone – Bentele, Rill, Kühnert (61. Calisir), Meha – Tucci (70. Karapatanzos), Makarenko.
Stuttgarter Kickers: Wagner – Abruscia, Auracher, Rapp, Gerster (19. Savranlioglu) – Gondorf (87. Jung), Rizzi, Marchese, Ivanusa – Prediger (72.Türpitz), Tunjic.
Tore: 0:1 Tunjic (30.), 0:2 Tunjic (32.), 1:2 Makarenko (34.), 1:3 Rapp (66.).
Rote Karten: Tunjic (43.) Tätlichkeit, Di Leone (85.) Notbremse.
Ein Gedanke zu „Presse zu SSV 05 Reutlingen – Stuttgarter Kickers (1:3)“