„Nord-Rundschau“, aktualisiert am 12.04.2011 um 00:00 Uhr
Stammheim. Die Kickers bezwingen den TV Stammheim mit 11:5 im Fußball, der TVS siegt im Faustball mit dem selben Resultat. Von Mike Meyer
Was passiert, wenn ein Fußball-Regionalligist und ein Faustball-Bundesligist sich zusammentun, um sich nacheinander in ihren beiden Sportarten zu messen? Im günstigsten Fall verläuft es so wie am Sonntag beim Aufeinandertreffen des TV Stammheim mit dem SV Stuttgarter Kickers: Vor ungefähr 200 Zuschauern gab es im Duell der Disziplinen reichlich sehenswerte Aktionen, eine letztendlich ausgeglichene Bilanz – und einen immens hohen Spaßfaktor.
Neue Erfahrungen zu sammeln, das kann manchmal ein schmerzhafter Prozess sein. „Verdammt, das tut weh“, war so ziemlich die erste Reaktion des Quintetts aus dem Kader des Fußball-Regionalligisten SV Stuttgarter Kickers, als sie zum ersten Mal einen Faustball faustballgerecht durch die Luft beförderten. Aber der Fußballer von heute ist ja Schmerzen gewohnt, wenn auch an anderen Körperstellen als den Unterarmen. Doch auch die Faustballer hatten mit ungewohnter Belastung zu kämpfen: „Wir brauchen eine andere Art von Ausdauer als die Fußballer“, bekannte Christian Nacke schmunzelnd. „Wenn wir auf dem Kleinfeld einmal von hinten nach vorne sprinten, dann sind wir vorne schon im anaeoben Bereich – und dann fehlt die Konzentration für den Torschuss.“
Was gleichzeitig eine gute Ausrede dafür war, dass die Stammheimer trotz einer gewissen Passivität der Kickers in der Defensivarbeit eine ganze Reihe guter Chancen versemmelten. „Die haben sich ganz ordentlich verkauft“, urteilte Kickers-Coach Dirk Schuster, nachdem Ugur Yilmaz, Alessandro Abruscia, Dirk Prediger, Oliver Stierle und Torwart Günay Güvenc nach knapp 50 Minuten Spielzeit als 11:5-Sieger im ersten der beiden Vergleiche hervorgegangen waren. Dass es so lange dauerte, bis sich der Fußball-Regionalligist durchgesetzt hatte, lag sowohl an der Spielfreude der Gäste aus Degerloch als auch an der Stammheimer Taktik der ausgesprochen stark kontrollierten Offensive. Letzteres funktioniert folgender Maßen: Fünf Mann verteidigen auf wenigen Quadratmetern geschlossen das eigene Tor und lauern auf Konter. Szenenapplaus gab es trotzdem zuhauf: Sei es für die Paraden, mit denen Jan Trinemeier etliche Gegentore verhinderte, die zahlreichen Beispiele angewandter Ballbehandlung auf beiden Seiten oder der Abschlussstärke eines Dirk Prediger, der immerhin sechs der elf Treffer für die Kickers erzielte. Sogar schön anzusehende, aber eigentlich misslungene Aktionen bedachten die Zuschauer mit wohl gemeinten Zurufen beziehungsweise Ratschlägen und lautstarkem Beifall.
Dieselbe Euphorie machte sich auch beim anschließenden Faustballspiel breit – das die Nord-Stuttgarter ihrerseits mit 11:5 gewannen – und steckte sogar Kickers-Coach Dirk Schuster an, der sich bis dahin mit lautstarken Äußerungen zurückgehalten hatte. „Endlich haben wir für dich die richtige Sportart gefunden“, scherzte der Übungsleiter in Richtung Dirk Prediger, der im Faustball eine ähnliche natürliche Begabung bewies wie zuvor Christian Nacke oder Joaquin Mödinger im Fußball. Wobei der Chilene Mödinger zuvor von seinen Teamkollegen erst einmal gebremst werden musste. „Es hat ein Weilchen gedauert, bis wir ihm klar gemacht haben, dass wir gegen die Kickers ohne Körperkontakt spielen werden“, sagte Christian Nacke.
Das Fazit des „etwas anderen Stuttgarter Derbys“ fiel bei Kickers und TVS einhellig aus: „Es hat unglaublich Spaß gemacht.“ Eine Wiederholung des Duells ist deshalb nicht ausgeschlossen. Sollten sich beiden Clubs auf einen Termin einigen können, dann wird es im kommenden Jahr die nächste Auflage des Wettkampfs geben.
Das Fußballspiel: 0:1 Prediger, 0:2 Prediger, 0:3 Yilmaz, 1:3 Christian Nacke, 1:4 Stierle, 2:4 Daniel Nacke, 3:4 Krüger, 3:5 Prediger, 3:6 Krüger (Eigentor), 4:6 Daniel Nacke, 4:7 Prediger, 4:8 Stierle, 5:8 Trinemeier, 5:9, Abruscia, 5:10 Prediger, 5:11 Prediger.
Das Faustballspiel: 1:0 Eigenfehler Stierle, 2:0 Christian Nacke, 3:0 Eigenfehler Absruscia, 4:0 Eigenfehler Güvenc, 5:0 Leinenangabe Güvenc, 6:0 Mödinger, 7:0 Eigenfehler Absruscia, 8:0 Eigenfehler Stierle, 8:1 Absruscia, 9:1 Eigenfehler Yilmaz, 9:2 Eigenfehler Trinemeier, 10:2 Christian Nacke, 10:3 Yilmaz, 10:4 Eigenfehler Trinemeier, 10:5 Leinenangabe Krüger, 11:5 Daniel Nacke.
Stuttgarter Nachrichten