Jürgen Frey , aktualisiert am 26.05.2011 um 11:07 Uhr
Fußball Regionalliga Süd, Stuttgarter Kickers vs. KSV Hessen Kassel
Stuttgart – Der Aufstieg in die dritte Liga wäre der Lohn für eine fantastische Rückrunde. Doch Fußball-Regionalligist Stuttgarter Kickers muss nicht nur am Samstag (14 Uhr/Gazistadion) gegen Wormatia Worms gewinnen, sondern auch auf einen Ausrutscher von Spitzenreiter Darmstadt 98 im Heimspiel gegen den FC Memmingen hoffen.
Herr Schuster, hatten Sie denn schon Kontakt zu Ihrem Memminger Trainerkollegen?
Ja, ich habe mit Esad Kahric telefoniert.
Gibt seine Elf in Darmstadt noch mal alles?
Sie will sich voll reinhängen – um für sich selbst einen positiven Abschluss zu schaffen.
Ist es nicht pures Wunschdenken, anzunehmen, dass sich Darmstadt den Aufstieg daheim noch nehmen lässt?
Von der Papierform her sicherlich. Aber im Fußball hat es schon die verrücktesten Dinge gegeben. Im Jahr 2000 fühlte sich Leverkusen vor der Partie in Unterhaching schon als deutscher Meister, und 2001 war Schalke 04 für zwei Minuten Meister.
Zwei typische Fälle von zu früh gefreut.
Eben. Wir glauben fest an unsere Chance und wollen für den Fall der Fälle bereit sein.
Wie schätzen Sie die eigene Aufgabe ein?
Das wird eine knifflige Angelegenheit. Worms hat unter Ronny Borchers eine Riesenserie hingelegt. Aber wir haben auch nach dem 0:3 im Hinspiel etwas gutzumachen.
Seitdem haben die Kickers nicht mehr verloren. Wir erklären Sie sich diese tolle Serie mit elf Siegen und zwei Unentschieden?
Die Gründe sind vielschichtig. Zunächst einmal haben wir alles außer Fußball hinten angestellt und sind näher zusammengerückt. Dazu kamen ein paar Umstellungen personeller Art und auch was das System betrifft. Die Mannschaft hat eine beeindruckende Siegermentalität entwickelt.
Teile der Vereinsführung hatten in der Hinrunde ein zu ausgeprägtes Wohlfühlklima festgestellt. Waren erst diverse Reizpunkte wie Prämienkürzungen nötig, um die Mannschaft aufzurütteln?
Nein, es gab keine Reizpunkte und auch kein zu ausgeprägtes Wohlfühlklima. Wir wurden über die finanzielle Lage informiert und haben gemeinsam erörtert, wie wir den Verein unterstützen können. Mit unserem Verzicht haben wir ein Zeichen gesetzt.
Wie sehen Sie die Rolle des neuen Präsidiumsmitglieds Guido Buchwald?
Wir tauschen uns gut über sportliche Angelegenheiten aus, die Personalplanungen laufen in Absprache zwischen ihm und dem Trainerteam. Er hat im Tagesgeschäft absolutes Vertrauen und eine hohe Wertschätzung für unsere Arbeit.
Die Entscheidung, welche Neuzugänge kommen, trifft dann Guido Buchwald?
Wir äußern unsere Wünsche, der Verein entscheidet. Wir sind uns alle einig, dass wir den Kader qualitativ auffrischen müssen.
Viel wird wohl davon abhängen, ob der Aufstieg vielleicht doch noch gelingt?
Wenn wir den Sprung nach oben nicht schaffen, müssen wir Spieler holen, die die Qualität haben, damit wir kommende Saison in der Regionalliga um den Aufstieg mitspielen. Wenn wir doch noch Meister werden, müssen die Neuzugänge Garanten für den Nichtabstieg in der dritten Liga sein. Von daher gibt es keine großen Qualitätsunterschiede. Wichtig ist, dass die Spieler preislich in unseren Kostenrahmen passen.
Drei gestandene drittligataugliche Spieler sollen kommen?
Letztlich ist die Qualität entscheidend. Wir brauchen eine Blutauffrischung ohne den Charakter des Teams zu verändern.
Bei den Neuverpflichtungen hatten Sie bisher kein glückliches Händchen. Woran lag’s?
In meiner ersten Saison war der Kader mit heißer Nadel gestrickt, zudem lassen sich Verletzungen nicht voraussehen. Vergangenen Sommer haben wir dann auf junge, entwicklungsfähige Spieler wie etwa Ali Pala und Marcel Brandstetter gesetzt, die in ihren Clubs wenig Spielpraxis hatten. Sie brauchen Zeit, das zeigt auch das positive Beispiel Jerome Gondorf. Die Verpflichtung von Daniel Reule nehme ich allerdings auf meine Kappe. Da habe ich mir die Zusammenarbeit in der Tat anders vorgestellt.
Klappt es am Samstag nicht mit dem Aufstieg, werden Sie trotzdem feiern?
Ich bin unglaublich stolz darauf, was die Mannschaft in der Rückrunde geleistet hat. Wenn es nicht reicht – klar, wäre sicherlich ein bisschen Wehmut dabei, dennoch gäbe es für alle genügend Gründe, auf die vergangene Saison anzustoßen. Die Grundlage für die nächste Spielzeit ist gelegt. Wir sind zu einer Spitzenmannschaft gereift.
Wer wären die schärfsten Konkurrenten in der kommenden Runde?
Der FC Bayern II, wenn er tatsächlich absteigen sollte und nicht noch ein weiterer Drittligist insolvent geht, Hessen Kassel und 1899 Hoffenheim II. Das gibt eine fiese Liga.
Was ist Ihr Wunsch für die neue Saison?
Dass wir in der dritten Liga bleiben.
Stuttgarter Nachrichten