„Zur Not auch mal ein Foul begehen“

Michael Kümmerle spricht vor dem Spiel des KSV Hessen Kassel gegen die Stuttgarter Kickers auch über die Abwehrprobleme

Von Florian Hagemann

Kassel. Fußball-Regionalligist KSV Hessen Kassel steht vor einem richtungsweisenden Spiel: Gegen die Stuttgarter Kickers am Samstag im Auestadion (Anpfiff: 14 Uhr) muss ein Sieg her, um im Kampf um die Qualifikation für die dritte Liga nicht den Anschluss zu verlieren. Über die Situation sprachen wir mit Abwehrspieler Michael Kümmerle.

Michael Kümmerle, der KSV Hessen Kassel hat in 22 Regionalligaspielen bisher 37 Gegentore kassiert. Wie konnte es zu dieser hohen Zahl kommen?

Kümmerle: Wenn ich das wüsste! Ein Grund liegt sicherlich darin, dass unser Spiel recht offensiv ausgerichtet ist – und wir daher in der Defensivarbeit anfällig sind. Die ganze Mannschaft muss konsequenter nach hinten arbeiten.

Also sind die 37 Gegentore nicht das Problem der Abwehr, sondern das des Mittelfelds und des Sturms?

Kümmerle: Die vielen Gegentore sind das Problem der gesamten Mannschaft. Wir unterbinden das Spiel des Gegners nicht konsequent genug. Zur Not müssen wir auch mal rechtzeitig ein Foul begehen und dürfen nicht erst warten, bis die anderen kurz vor unserem Tor sind.

Sie sind der Spieler der Vierer-Abwehrkette mit den meisten Einsätzen, Sie haben nur einmal wegen einer Gelbsperre gefehlt. Ansonsten setzt sich die Vierer-Abwehrkette Woche für Woche fast immer neu zusammen. Sorgt diese Rotation womöglich für Verunsicherung?

Kümmerle: Das glaube ich nicht. Jeder weiß, was er zu tun hat – auch wenn er in der Woche zuvor nicht gespielt hat. Was sicher noch verbessert werden kann, ist generell die Absprache untereinander. Es muss auch mal laut werden. Dabei haben wir Leute dafür, die das machen können.

Warum spielt der KSV am Wochenende gegen die Stuttgarter Kickers zu null?

Kümmerle: Wir werden die Zweikämpfe von Anfang an bedingungslos annehmen. Die Platzverhältnisse werden uns schon dazu anhalten. In Unterhaching hat uns der gute Platz dazu verleitet, mehr schön zu spielen als zu kämpfen. Das hat sich letztlich gerächt.

Verliert der KSV am Samstag, könnte erstmals Rang zehn in weitere Ferne rücken – und damit die Qualifikation für die eingleisige dritte Liga. Ist der Druck vor der Partie nun besonders groß?

Kümmerle: Wir gehen mit Sicherheit nicht mit Angst in die nächsten Spiele, die für uns so wichtig sind. Die Mannschaft ist intakt, sie weiß, um was es geht. Und wenn wir am Samstag von Anfang an auf der Höhe sind, werden auch unsere Fans uns wieder unterstützen. Sie werden am Anfang vielleicht skeptisch sein, aber wir werden sie auf unsere Seite bringen.

Sie waren vier Jahre bei den Stuttgarter Kickers, Ihrer ersten Profistation. Schlägt Ihr Herz noch für die Schwaben?

Kümmerle: Was heißt schlagen? Ich verfolge die turbulente Entwicklung dort, kenne Trainer Stefan Minkwitz ganz gut. Mit ihm habe ich noch zusammen bei den Kickers gespielt. Aber mein Herz schlägt nicht mehr für die Stuttgarter Kickers. Mein Herz schlägt für den KSV.

Für die Kickers haben Sie aber in 59 Zweitligaspielen fünf Tore erzielt, für den KSV ist Ihnen in 29 Regionalligabegegnungen noch kein einziger Treffer gelungen. Es wird Zeit, oder?

Kümmerle: Das stimmt. Aber ich muss mich vor jedem Spiel zurücknehmen, damit ich nicht zu offensiv werde. Außerdem spielt in der Regel mit Denis Berger ein Spieler vor mir, der immer sehr weit vorne agiert. Da muss ich mich zurückhalten.

Denis Berger fehlt wegen der fünften Gelben Karte…

Kümmerle: Stimmt. Mal schauen, was geht. Aber wichtig ist, dass wir hinten sicher sind.

HNA-Online

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