Die Kickers treten auf der Stelle
Der Konkurrenzkampf spitzt sich zu: Gleich sechs Clubs kämpfen in der Fußball-Regionalliga um den letzten freien Platz
FRANKFURT. Die Stuttgarter Kickers leben noch. Das 0:0 beim Aufstiegsanwärter FSV Frankfurt war ein Achtungserfolg, auch wenn er sich in der Tabelle nicht unmittelbar bemerkbar machte. „Aber der Punkt wird noch Gold wert sein“, sagt der Manager Joachim Cast.
Von Joachim Klumpp
Wenn es schon keine Tore zu feiern gab, dann wenigstens ein Endergebnis. Als am Bornheimer Hang zum Schluss das Resultat der Partie Aalen gegen Regensburg (2:5) durchgesagt wurde, brach der größte Jubel unter den 3400 Zuschauern aus. Schließlich spielte das dem Tabellenzweiten FSV Frankfurt in die Karten – ganz im Gegensatz zu den Stuttgartern, deren Präsident Dirk Eichelbaum nach dem Achtungserfolg zugeben musste: „Das einzig Schlechte waren die Ergebnisse der Konkurrenz.“ Denn die punktete (wie eben Regensburg) fast durchweg, so dass die Kickers in der Tabelle stagnieren.
Ganz im Gegensatz zum Auftritt auf dem Rasen. Denn da gab es gegenüber der ärgerlichen Niederlage gegen 1860 München eine offensichtliche Leistungssteigerung, wobei auch die zuletzt stark kritisierten Spieler ihre Chance genutzt haben. Mit einem Kapitän Oliver Stierle „auf dem Weg der Besserung“, so der Trainer Stefan Minkwitz, einem Ferhat Cerci zumindest mit Formanstieg, und einem sehr engagierten Stürmer Angelo Vaccaro, der an nahezu sämtlichen Kickers-Chancen beteiligt war – und die größte kurz vor der Pause frei stehend vergab. „Die Abschlussschwäche ist das Einzige, was es zu bemängeln gibt“, sagte Minkwitz, der auf Wiedergutmachung gesetzt hatte. Seine Begründung: „Konsequenzen sind manchmal auch ernste Gespräche – und die können fruchten.“
Das gilt auch für die Umstellungen, die Minkwitz dennoch vorgenommen hat. Der Oberligaspieler Franco Petruso ersetzte Mustafa Akcay im rechten Mittelfeld, und machte das vor allem vor der Pause mehr als ordentlich; und hinten bildete die Innenverteidigung wieder Marcus Mann mit seinem eingespielten Pendant Marcel Rapp (so dass Jens Härter eine Pause erhielt), was eher überraschend war – aber erfolgreich. So etwas wie der Schlüssel des Erfolgs. Sowohl defensiv gegen eines der besten Stürmerduos der Liga (Cenci und Ulm) als auch in der Spieleröffnung war das ein deutlicher Fortschritt. In diese Richtung zielten auch die Aussagen des FSV-Trainers Tomas Oral, der sagte: „Die Kickers haben auf dem aktuellen Tabellenplatz normalerweise nichts zu suchen.“
Lob, für das sich der Club nichts kaufen kann, doch der Manager Joachim Cast sagt: „Wenn wir in den restlichen drei Spielen so weitermachen, werden wir es schaffen.“ Die dritte Liga. Dabei hatte sich das Präsidium am Freitag erstmals intensiv Gedanken um eine Zukunft in der vierten Liga gemacht, was einem Abstieg gleichkommt. Klar ist in diesem Fall, „dass der Hauptsponsor Gazi nicht weitermachen wird“, erklärte Dirk Eichelbaum. Ob es dann überhaupt weitergeht? „Wenn wir einen Ersatz als Trikotpartner finden, dann mit einem stark reduzierten Etat.“ Von allenfalls 1,5 Millionen Euro sowie einem Gerippe mit Spielern der jetzigen zweiten Mannschaft ist die Rede.
Doch noch gibt es neun Punkte zu vergeben. Eichelbaum sagt: „Drei Siege und die Sache ist gelaufen.“ Abwarten, denn der Konkurrenzkampf spitzt sich von Woche zu Woche zu. Und nach diesem 31. Spieltag sieht es für die Kickers verdammt danach aus, als ob die ersten neun Plätze – bei sechs Punkten Rückstand – zumindest sportlich vergeben sind. Bleibt Platz zehn. Und um den buhlen noch ein halbes Dutzend Mannschaften, Spannung pur also. Hopp oder topp? Wobei der Manager Joachim Cast überzeugt ist: „Der Punkt wird noch Gold wert sein.“ Und in diesem Fall auch Geld. Denn alleine die Differenz aus den Fernsehgeldern zwischen der dritten und vierten Liga beträgt aktuell rund eine halbe Million Euro.
Stuttgarter Kickers: Yelldell – Deigendesch, Mann, Rapp, Stierle – Petruso, Rosen, Gambo (68. Akcay), Cerci – Tucci (78. Kacani), Vaccaro (89. Prediger).
Schiedsrichter: Fischer (Hemer).
Stuttgarter Zeitung
Hans-Jürgen Wetzel tritt zurück
Die Turbulenzen gehen weiter
STUTTGART (ump). Wer nach dem 0:0 in Frankfurt auf ein ruhiges Pfingstwochenende bei den Stuttgarter Kickers gehofft hatte, wurde wieder einmal enttäuscht. Denn während die Mannschaft zu überzeugen wusste, kann man das vom Umfeld des Teams nicht gerade behaupten. Gestern gab Hans-Jürgen Wetzel (65) nach nur knapp einem Jahr im Präsidium seinen Rücktritt bekannt, der eigentlich erst zum Saisonende erwartet wurde. Der für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit zuständige Funktionär nannte „unterschiedliche Auffassungen über die Zusammenarbeit im Verein und die Ausrichtung der Marketingaktivitäten“ als Grund für die Entscheidung.
Wobei der Verein ein Problem hat, dass das Präsidium laut Satzung aus mindestens vier Personen bestehen muss. Ein Umstand, der für die rasche Einberufung einer Mitgliederversammlung spricht, die von Teilen des Aufsichtsrats befürwortet wird und auch für das ehemalige Präsidiumsmitglied Dieter Wahl Voraussetzung für eine Rückkehr in ein Amt wäre. „Ich bin auf jeden Fall gesprächsbereit“, sagt der CDU-Politiker, der immer noch auf die Entlastung des alten Präsidiums wartet – und deshalb auf ein Gespräch mit dem Aufsichtsratschef Rainer Lorz dringt.
Stuttgarter Zeitung
Kickers: Wetzel tritt zurück
Druck wächst: Nach 0:0 in Frankfurt leben die Blauen vom Prinzip Hoffnung
Stuttgart – Der Rückstand der Stuttgarter Kickers auf Platz zehn ist auf drei Punkte angewachsen. Zur prekären sportlichen Lage kommen Probleme in der Führungsetage: Was sich schon lange andeutete, trat nun ein – Präsidiumsmitglied Hans-Jürgen Wetzel wirft das Handtuch.
VON JÜRGEN FREY
„Das trägt nicht gerade zur Ruhe bei“, sagte Kickers-Trainer Stefan Minkwitz, als er am Pfingstmontag von der Personalie Wetzel erfuhr. „Unterschiedliche Auffassungen über die Zusammenarbeit im Verein und die Ausrichtung der Marketingaktivitäten gaben den Ausschlag für diese Entscheidung“, teilte der Fußball-Regionalligist mit. Die Aufgaben im Bereich Marketing und Öffentlichkeitsarbeit werden vorübergehend von den anderen Präsidiumsmitgliedern wahrgenommen, hieß es weiter. Warum der intern seit Monaten scharf kritisierte Wetzel nicht bis zum Saisonende mit seinem Rücktritt wartete, dazu wollte er sich nicht äußern. Er sagte nur so viel: „Ich glaube nicht, dass das Ganze Unruhe bringen wird, so wichtig bin ich nicht.“ Gut möglich ist unterdessen, dass sich demnächst eine externe Vermarktungsagentur um zusätzliche Einnahmequellen für die Kickers kümmern wird.
Für die Drittliga-Qualifikation könnte es dann schon zu spät sein. „Wir haben es nicht mehr selbst in der Hand“, weiß Präsident Dirk Eichelbaum, „wir brauchen drei Siege und wissen selbst dann nicht, ob es reicht.“ Durch das eigene 0:0 beim FSV Frankfurt und dem Reutlinger 2:0 gegen Ingolstadt ist der Rückstand auf Platz zehn auf drei Punkte angewachsen. „Wir haben Druck, aber die anderen auch“, sagt Minkwitz. Was ihn optimistisch stimmt, war die Leistung in Frankfurt. Diszipliniert, kampfstark, taktisch und spielerisch ohne Fehl und Tadel präsentierten sich die Blauen beim Zweiten. Nur vor dem Tor hatten die Kickers ihre Nerven nicht im Griff – allein Angelo Vaccaro scheiterte dreimal. Weshalb die Kickers mehr denn je von einem leben: vom Prinzip Hoffnung.
Stuttgarter Nachrichten
Für die Kickers wird es eng
Trotz Remis in Frankfurt wächst der Abstand zu Platz zehn
Frankfurt/Stuttgart (bw) – Die Luft für die Stuttgarter Kickers wird dünner. Zwar holte der Fußball-Regionalligist beim Aufstiegsaspiranten FSV Frankfurt ein achtbares 0:0, doch der Abstand zu den Qualifikationsrängen für die dritte Liga ist drei Spieltage vor Saisonschluss auf drei Punkte angewachsen.
„Jetzt müssen drei Siege her, sonst schaffen wir die Qualifikation nicht mehr“, lautet die unmissverständliche Vorgabe von Kickers-Trainer Stefan Minkwitz vor den abschließenden Spielen gegen die SpVgg Unterhaching (16. Mai), den VfB Stuttgart II (24. Mai) und bei der SV Elversberg (31. Mai). Auch in Frankfurt war ein Dreier durchaus möglich. Zumindest waren die Stuttgarter diesem gleich mehrfach näher als der ambitionierte Aufsteiger. „Ich bin zufrieden mit der Leistung, aber nicht mit der Chancenverwertung“, sagte Minkwitz. Allein Angelo Vaccaro hatte ein halbes Dutzend Möglichkeiten, den Siegtreffer zu erzielen. Daher wird jetzt im Training intensiv an diesem Manko gearbeitet.Die Stuttgarter hatten sich nach der Heimpleite zuletzt gegen 1860 München II erheblich gesteigert. Verteidiger Marcus Mann kehrte nach seiner Sperre zurück und hielt mit Marcel Rapp den gegnerischen Sturm in Schach. Vor allem Vaccaro zeigte sich wesentlich engagierter als gegen 1860 II. „Die Teamleistung stimmt zuversichtlich für die restlichen Partien“, so Minkwitz. Für Unruhe sorgt allerdings das Umfeld. Wie der Verein gestern mitteilte, ist das für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit zuständige Präsidiumsmitglied Hans-Jürgen Wetzel mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Als Grund wurden unüberbrückbare Differenzen genannt. Stuttgarter Kickers: Yelldell – Deigendesch, Mann, Rapp, Stierle – Petruso, Rosen, Gambo (69. Akcay), Cerci – Tucci (78. Kacani), Vaccaro (89. Prediger).
Eßlinger Zeitung
FSV Frankfurt – Stuttgarter Kickers (0:0)
Zähne fletschen für die zweite Liga
VON ANNETTE SEITZ
Drei Spieltage sind in der Fußball-Regionalliga Süd noch zu absolvieren. Und es sieht ganz danach aus, als wenn dem FSV Frankfurt tatsächlich der Durchmarsch in die zweite Liga gelingen würde. Denn in der Endphase der Saison, in der auch die Nerven eine Rolle spielen, legen die Bornheimer eine mentale Stärke an den Tag, die am Ende den Ausschlag für den Aufstieg geben könnte. Während die beiden direkten Konkurrenten im Kampf um die Zweitklassigkeit – der VfR Aalen (2:5 gegen Regensburg) und der FC Ingolstadt (0:2 gegen Reutlingen) – verloren, erreichte der FSV gegen die Stuttgarter Kickers wenigstens ein torloses Remis.
„Dieser Punkt ist viel wert“, fand dann auch der Bornheimer Trainer Tomas Oral, der eine Partie gesehen hatte, die auf mäßigen spielerischem Niveau stand, aber Kampf und Spannung bot.
Dem FSV war anzumerken, dass ihm die englische Woche mit den beiden schweren Spielen gegen den VfB Stuttgart II und in Unterhaching noch in den Knochen steckte. Frische und Spritzigkeit fehlten, viele Stockfehler und Ungenauigkeiten schlichen sich ins Spiel ein. Matias Cencis Lattentreffer (28.) blieb die größte Chance des FSV, der es seinem starken Torwart Patric Klandt zu verdanken hatte, dass die Kickers vor der Pause nicht in Führung gingen.
Allerdings demonstrierten die Bornheimer nach dem Seitenwechsel, warum sie eventuell demnächst zweitklassig sind. Denn als es spielerisch nicht lief, erkämpfte sich die Mannschaft mit großer Willenskraft einen Punkt. „Man kann nicht immer so ein Spiel abliefern wie in Unterhaching“, sagte Mittelfeldspieler Christian Mikolajczak. „Es läuft manchmal alles. Und heute passt es halt mal nicht. Aber, wir haben gearbeitet und gekämpft, wir können uns keinen Vorwurf machen.“
Zumal sich der FSV als der Gewinner des Spieltages fühlen kann. Der Abstand auf Aalen ist auf zwei Zähler angewachsen, der Rückstand auf Tabellenführer Ingolstadt beträgt nur noch drei Punkte. „Wenn wir gewonnen hätten, wäre es fast eine Vorentscheidung gewesen“, sagte FSV-Manager Bernd Reisig. Der Ärger, gegen die Kickers die Chance verpasst zu haben, einen großen Schritt in Richtung Aufstieg zu machen, wich dann auch schnell der Erkenntnis, dass man mit dem Remis eigentlich ganz gut leben kann. „Wir sind weiter sehr gut im Rennen“, sagte Verteidiger Lars Weißenfeldt. Und nicht nur Tomas Oral äußerte seine Zuversicht, dass sich seine Mannschaft schon im nächsten Spiel bei der SV Elversberg wieder anders präsentieren wird. „Wenn die Mannschaft wieder Kraft geschöpft hat.“
Am Sonntag feierten Mannschaft und Anhänger auf einem eigens gecharterten Ausflugsschiff auf dem Main schon mal die Qualifikation für die dritte Liga. Unter Umständen kommt demnächst eine weitere Aufstiegsfeier dazu.
Frankfurter Rundschau
FSV – Stuttgarter Kickers: Stimmen zum Spiel
„Heute wollte er einfach nicht rein.“
David Ulm
„Wenn wir gewonnen hätten, wäre es fast eine Vorentscheidung gewesen. Aber unsere Situation hat sich jetzt verbessert, so komisch es auch klingt.“
Bernd Reisig
„Das war eine ziemlich lasche Vorstellung, okay. Vielleicht lag es ja an der englischen Woche, aber ich will keine Ausreden suchen. Aber wir sind noch sehr gut im Rennen.“
Lars Weißenfeldt
„Das Unentschieden geht in Ordnung. Der Punkt ist viel wert.“
Tomas Oral
„Mit dem Punkt kann ich leben. Meine Mannschaft hat sehr diszipliniert gespielt und teilweise gute Konter gesetzt. Das Einzige, was ich bemängeln muss, ist der Abschluss.“
Stefan Minkwitz, Trainer Stuttgarter Kickers
„Es ist so, wie wir gesagt haben: Die letzten Spiele werden brutal, weil hier jeder ums Überleben kämpft.“
Bernd Reisig
„Wir hätten heute vielleicht zehn, 15 Prozent mehr drauf packen müssen. Aber wir waren auch müde. Das Spiel am Dienstag hat Kraft gekostet.“
Sead Mehic