StZ: Kickers-Trainer Minkwitz „Wir brauchen keine Schönspieler“

Stuttgart – Die Stuttgarter Kickers haben in der dritten Fußballliga nach drei Spielen noch keinen Punkt und kein Tor auf dem Konto. „Es ist ja klar, dass damit der Druck wächst – auch auf mich“, sagt der Trainer Stefan Minkwitz im Gespräch mit Joachim Klumpp.

Herr Minkwitz, wie sind denn die Platzverhältnisse auf dem Trainingsgelände?

Es gibt schon einige Löcher – weil die Spieler viel grätschen.

Aber Gras haben sie noch keines gefressen, wie Sie gefordert haben?

Im übertragenen Sinne schon. Und wenn die Mannschaft das umsetzt, was sie am Mittwoch gezeigt hat, dann ist mir jedenfalls nicht bange, dass sie am Sonntag ein vernünftiges Zweikampfverhalten an den Tag legt.

Und das reicht dann für drei Punkte im Heimspiel gegen Sandhausen?

Zunächst einmal ist es das A und O im Fußball, alles andere kommt dann von alleine: das Selbstvertrauen, gute spielerische Aktionen und individuelle Stärke.

Alles Attribute, die bis jetzt vermisst werden. Warum?

Es ist einfach Fakt, dass die sogenannten Führungsspieler ihre Leistung bisher nicht abrufen. Und dann kann ich von den jungen Spielern nicht verlangen, dass sie das Zepter in die Hand nehmen.

Wie wollen Sie das ändern?

Ich habe der Mannschaft gesagt, wir brauchen jetzt keine Schönspieler, sondern Leute, die Fußball arbeiten und die Gegenspieler nicht schonen – und die werden auflaufen.

Also fehlt ein Angelo Vaccaro, der bis jetzt einen eher lustlosen Eindruck macht?

Ich werde keinen öffentlich kritisieren, auch wenn man das vielleicht irgendwann einmal tun muss. Einige setzen die Trainingseindrücke einfach nicht um. Aber es wäre falsch, alles an einem Spieler festzumachen. Es gibt insgesamt zu viele Ausfälle.

Trauern Sie so gesehen Mirnes Mesic oder Mustafa Parmak nach?

Es bringt doch nichts, irgendwelchen Spielern nachzuweinen, die nicht da sind. Ich bin von der Qualität des Kaders nach wie vor überzeugt. Natürlich hätte ich Mesic gerne gehabt, und er wäre gerne gekommen, aber es hat aus den bekannten finanziellen Gründen nicht geklappt. Und Parmak wollte weg.

Kommt im Gegenzug bis zum Transferschluss noch eine Verstärkung?

Im Moment gibt es dafür keine Signale, auch wenn ich gerne noch einen Spieler hätte.

Priorität hätte wahrscheinlich ein Offensivspieler, nachdem derzeit der Niederländer Orlando Smeekes mittrainiert.

Priorität hätte ein Stürmer, der auch im defensiven Mittelfeld und der Innenverteidigung einsetzbar wäre.

Zunächst einmal kann man davon ausgehen, dass die Mannschaft am Sonntag ein anderes Gesicht hat als zuletzt?

Das hängt von den Trainingseindrücken ab. Aber die zuletzt verletzten Spieler wie Kettemann, Landeka und Schmiedel haben gezeigt, dass sie umsetzen, was ich verlange.

Inwiefern spüren Sie als Trainer nach drei Niederlagen den Druck? Gibt es Rückendeckung des Präsidenten Dirk Eichelbaum?

Wir haben am Dienstag telefoniert, natürlich gibt es die Rückendeckung. Aber wir wissen ja auch, dass das im Fußball nach zwei, drei weiteren Niederlagen ganz anders aussehen kann. So gesehen ist es normal, dass der Druck wächst – auch auf mich als Trainer.

Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Werden Sie kurzfristig noch etwas ändern?

Wir fahren am Freitag nach Bad Teinach ins Kurztrainingslager und werden erst zum Spiel anreisen, um nochmals intensive Einzelgespräche mit den Spielern führen zu können. Wir werden nichts unversucht lassen.

Sie haben gesagt: „Im Moment sind wir weder heim- noch auswärtsstark.“ Welche Stärke soll denn zuerst zurückkommen?

Zunächst einmal geht es darum, dass wir zu Hause wieder eine Macht werden – am besten schon am Sonntag.

Fragen von Joachim Klumpp

Stuttgarter Zeitung

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