Der Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers hat am Samstagnachmittag sein Auswärtsspiel beim VfR Aalen vor 8200 Zuschauern mit 1:3 (0:0) verloren. Nach der Führung für die Gäste durch den Treffer von Josip Landeka in der 52. Spielminute wendete die Mannschaft von der Ostalb die Partie durch die Tore von Marco Sailer (54.), Kristoffer Andersen (84.) und Christan Alder (92., Foulelfmeter). Weitere Wermutstropfen aus Sicht der Gäste: Angelo Vaccaro und Bashiru Gambo sahen Gelb-Rot und fehlen im nächsten Heimspiel gegen den SV Werder Bremen II.
Die Geschichte der ersten Halbzeit auf der Ostalb ist schnell erzählt. Nachdem die Hausherren in ihrer ersten Partie unter dem neuen Coach Petrik Sander besser ins Spiel gefunden hatten, brauchten die Gäste eine gute Viertelstunde, ehe sie sich mit den Gegebenheiten akklimatisiert hatten. Ein seifiges, aber insgesamt gut bespielbares Geläuf in der Scholz-Arena ließ flotte Kombinationen zunächst nicht zu.
Echte Torchancen in den ersten 45 Spielminuten waren ausschließlich für die Mannschaft von Kickers-Trainer Edgar Schmitt zu notieren. Die erste und gleichzeitig beste im ersten Abschnitt hatte Josip Landeka in der 24. Minute. Seinen Schuss aus halblinker Position parierte der Aalener Torhüter Tobias Linse. Die zweite Möglichkeit bot sich Sascha Traut. Der rechte Mittelfeldmann der Blauen zog aus halbrechter Tordistanz ab, Sekunden vor dem Pausenpfiff von Schiedsrichter Thorsten Joerend zwang er mit einem strammen Flachschuss den Keeper der Heimelf zu einer Fußabwehr. Der VfR Aalen wusste beim Debüt seines bereits dritten Cheftrainers in dieser Spielzeit nicht zu überzeugen. Die Folge: die Mannschaft von Sander wurde beim Gang in die Halbzeitpause mit lautstarken Pfiffen von ihren Fans verabschiedet.
Mit dem jeweils gleichen Personal gingen die beiden Trainer in die zweite Spielhälfte des Württemberg-Derbys, das insgesamt 8200 Zuschauer (Saisonrekord für den VfR Aalen) bei frostigen Temperaturen auf den Rängen verfolgten. Erwärmendes boten die Akteure auf dem Rasen zunächst jedoch nicht. Die Kräfteverhältnisse zwischen dem Tabellenzwölften und dem Tabellenneunzehnten blieben fürs Erste ausgeglichen. Das erste Ausrufezeichen setzten danach die Kickers: durch den Führungstreffer von Landeka in der 52. Minute. Der Linksfuß zog bei einem Freistoß aus 35 Metern einfach einmal ab – und zur Überraschung aller landete der noch abgefälschte Aufsetzer im linken unteren Toreck zum 0:1. Nur zwei Minuten danach gelang Aalen der Ausgleich. Marco Sailer nutze eine Fehlerkette in der Kickers-Abwehr mit einem Schuss als spitzem Winkel zum 1:1. In der Folge wurde die Partie ruppiger, aber nicht überhart. Der Platzverweis für den Kickers-Angreifer Angelo Vaccaro (Gelb-Rot in der 57. Minute/wiederholtes Foulspiel) war deshalb eine viel zu harte Entscheidung.
Die Kickers in der verbleibenden Spielzeit folglich in numerischer Unterzahl, kämpften dennoch verbissen. Für einen Schreckmoment aus Sicht der Gäste sorgte in der 66. Minute der Aalener Torschütze Sailer – sein Gewaltschuss im Gäste-Strafraum donnerte an die Querlatte des von Salz gehüteten Gehäuses. Zehn Minuten später zeigte der eingewechselte Orlando auf der Gegenseite eines von den gegnerischen Abwehrspielern gefürchteten Soli. Nachdem er jedoch vier Aalener Akteure bereits abgehängt hatte, wehrte das letzte Hindernis vor dem Ziel, der Keeper Linse, seinen Flachschuss zur Ecke ab. In der Schlussviertelstunde setzten die Hausherren alles auf eine Karte und erhöhten den Druck auf das gegnerische Tor – und belohnten sich in der 84. Minute mit dem Treffer zum 2:1. Kristoffer Andersen traf im Anschluss eine mehrfach zuvor abgewehrte Torschussserie flach aus halbrechter Schussposition uns Kickers-Tor.
Allen Offensivbemühungen der Kickers zum Trotz: ein weiterer Treffer fiel nur noch auf der Gegenseite. In der Nachspielzeit entschied der Unparteiische nach einer Attacke von Marcel Rapp an seinem Gegenspieler Benjamin Schöckel auf Strafstoß, den Christian Alder zum 3:1-Endstand sicher verwerte. Weiterer Wermutstropfen für die Blauen: Nach dem Schlusspfiff sah auch noch der bereits verwarnte Bashiru Gambo Gelb-Rot – und wird demgemäß im nächsten Heimspiel der Stuttgarter Kickers am kommenden Sonntag gegen den SV Werder Bremen II (GAZI-Stadion, 14 Uhr) ebenso wie Angelo Vaccaro fehlen.
Aus Aalen berichtete Frank Pfauth
Die Trainerstimmen:
Edgar Schmitt: „Wir sind natürlich enttäuscht. Wir haben eigentlich ganz gut angefangen, sind gut gestanden. Es war Spannung im Spiel, zwar kein hochklassiges Spiel, wofür wir aber auch nicht zuständig waren. Wir schießen dann das 1:0 und drei Minuten später machen wir wieder diese individuellen Fehler zum 1:1. Damit war immer noch nichts passiert, aber es ist natürlich subjektiv unsererseits, aber der Schiedsrichter darf niemals zwei gelb-rote Karten geben. Niemals. Der Platzverweis gegen Vaccaro war lächerlich. Meiner Meinung nach haben wir es danach immer noch einigermaßen im Griff gehabt. Doch Aalen ist dann immer stärker geworden, weil sie einfach sehr gute Einzelspieler haben. Markus Sailer macht dann sehr schön das 1:1, ist cool geblieben, dann das 2:1 durch den starken Andersen. Und so hat das Spiel dann seinen Lauf genommen. Dann gibt der Schiedsrichter noch den Elfmeter, ich habe mich nur darüber aufgeregt, weil ich wusste, dass er noch einen gibt. Zumindest dann kann man meine Spieler in Ruhe lassen, okay das war`s, aber dann gibt er nach dem Schlusspfiff noch Gelb-Rot für Bashi Gambo, was natürlich ein großer Verlust für uns ist. Das regt mich auf. Aber insgesamt muss ich agen, dass Aalen nach dem 1:1 stärker geworden ist. Vielleicht hätten wir mit etwas Glück durch Orlando das 2:1 machen können. Aber insgesamt war es dann okay. Schade für uns.“
Petrick Sander: „Man hat der Mannschaft schon angemerkt, dass etwas Verunsicherung da ist, dass sie den Rucksack mit dem 0:4 noch mit sich rum trägt und die Veränderungen innerhalb des Vereines gehen logischerweise auch nicht spurlos an einer Mannschaft vorbei. Das hat man zu Beginn gemerkt, wo Stockfehler drin waren und wo die Kickers zu gefährlichen Angriffen gekommen sind. Aber Tobias Linse war heute unsere Garant da hinten, er hat sehr souverän und sachlich agiert. Wir sind dann eigentlich zufrieden mit dem 0:0 in die Halbzeit gegangen und wussten dass wir in der zweiten Halbzeit noch Chancen bekommen. Dann ist es umso bitterer, dass man durch so einen abgefälschten Freistoß in Rückstand gerät. Aber wie die Mannschaft das weggesteckt hat und mit welcher Moral sie zurückgekommen is, das war schon sehr imposant. Nach dem Schlusspfiff ist eine spürbarer Erleichterung eingetreten, es war auch ein sehr wichtiger Sieg. Ich freu mich für die Jungs, aber es gibt noch viel Arbeit, es gilt noch vieles aufzuarbeiten, noch zu verbessern. Den Sieg am Schiedsrichter festzumachen, daran beteilige ich mich nicht. Es ist sicherlich nicht einfach so ein Spiel zu leiten. Aber insgesamt ein verdienter Sieg für uns, der über den Kampf, die Moral und Leidenschaft kam. Deshalb bin ich mit den Jungs auch sehr zufrieden.“
Die Spielstatistik:
VfR Aalen: Linse – Schöckel, Alder, Bader, Stegmayer – Haller, Hofmann, Andersen (90. Holzer), Bohl – Sailer (87. Okic), Bouadoud (69. Mayer) – Trainer: Sander
Stuttgarter Kickers: Salz – Reiß, Ortlieb, Rapp, Härter – Deigendesch, Traut (87. Tucci), Gambo, Landeka – Schürg (70. Orlando), Vaccaro – Trainer: Schmitt
Zuschauer:
8.200 Fans in der Aalener Scholz-Arena
Torfolge:
0:1 Landeka (51.)
1:1 Sailer (55.)
2:1 Andersen (85.)
3:1 Alder (90., Foulelfmeter)
Schiedsrichter:
Joerend (Lübbecke)
Verwarnungen:
Gelbe Karten: Bader, Alder, Bouadoud – Smeekes, Traut
Gelb-Rote Karten: Vaccaro (57., wegen wiederholten Foulspiels), Gambo (90. +5, vermutzlich wegen Schiedsrichterbeleidigung)
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