Kickers-Trainer vor Spiel gegen Aalen
„Ich wünsche mir ein Unentschieden“
Stuttgart – Edgar Schmitt war diese Saison schon beim VfR Aalen und bei den Stuttgarter Kickers Trainer. Das Duell der beiden Fußball-Drittligisten am 12. Mai im Gazisatdion verfolgt der 46-Jährige aus der Ferne.
Herr Schmitt, werden Sie beim Drittligaderby heute ab 19 Uhr im Gazistadion sein?
Nein. Ich schaue mit derzeit zwar viele Spiele an, zuletzt war ich in Kaiserslautern und beim VfB, aber zum Derby komme ich nicht. Ich will nicht polarisieren.
Beide Trennungen haben ihre eigene Geschichte. Das Aus in Aalen hatte rein politische Hintergründe und keine persönlichen oder sportlich nachvollziehbare. Nicht nur ich, sondern auch die Menschen in der Region Aalen können meinen Rauswurf bis heute nicht verstehen. Bei den Kickers ging der Trainerwechsel von mir aus und ist alleine deshalb schon anders gelagert. Allerdings habe ich bei der Trennung von den Blauen menschlich eine große Enttäuschung erlebt, aber daraus meine Lehren gezogen. Künftig werde ich genauer hinschauen, wen ich in mein näheres Umfeld lasse.
Hat Ihr Aus in Aalen und Stuttgart Ihrem Ruf geschadet, und wie geht das Derby aus?
In der Szene kennt man die Sachverhalte und die Situation in beiden Vereinen und man weiß meine Arbeit sehr wohl zu schätzen. Ich habe nichts Rufschädigendes getan und blicke deshalb positiv in die Zukunft. Für das Derby wünsche ich mir ein Unentschieden und dass beide Vereine in der dritten Liga bleiben.
Jürgen Frey
Stuttgarter Nachrichten
Kellerderby bei den Kickers
Fußball, 3. Liga: VfR-Chefcoach Rainer Scharinger stimmt seine Spieler per Video-Analyse auf das Kickers-Spiel ein
„Meine beiden Stürmer sind schon die ersten Abwehrspieler.“ Mit diesen Worten VfR Aalens neuer Trainer Rainer Scharinger die Schuldzuweisungen für die drei Gegentore gegen Paderborn von seiner Hintermannschaft und verteilt sie auf die ganze Mannschaft. Beim Schlusslicht Stuttgarter Kickers hofft er am heutigen Dienstag (Anpiff: 19 Uhr), dass das Kollektiv funktioniert.
Viel Zeit hat Scharinger nicht mehr, um der Mannschaft seine Fußball-Philosophie nahe zu bringen. Aber er tut was er kann. „Ich habe viele gute Dinge gesehen, aber auch viele, die es zu verbessern gilt“, sagt er, nachdem er sich das 3:3 gegen Paderborn am Bildschirm noch einmal genauer angeschaut hat. Die Auswertung seiner Beobachtungen hat er seiner Mannschaft in einer zweistündigen Videoanalyse vor Augen geführt. „Ich glaube, dass es sehr fruchtbar für die Spieler war, dieses zu sehen“, ist er überzeugt und lobt das engagierte Mitgehen seiner Spieler in der Diskussion. „Das ist genau das, was ich will. Ich brauche Spieler, die sich einbringen. Nur so gelingt es, dass wir als Team noch enger zusammenwachsen. Und ich habe bereits nach wenigen Stunden das Gefühl, das wir schon recht schnell zueinander gefunden haben.“
Beim Kellerderby am heutigen Dienstagabend beim Schlusslicht Stuttgarter Kickers geht es für beide Mannschaften um sehr viel. Gewinnt Aalen (36 Punkte) , könnte der VfR bei gleichzeitigen Niederlagen von Jena (37 / in Düsseldorf) und/oder Burghausen (37 / bei Bayern II) am Mittwoch eines oder sogar beide Teams überholt und die Abstiegszone verlassen haben. Verliert Aalen und die vor ihm liegenden Teams könnten punkten, würde es in den noch ausstehenden beiden Spielen gegen Düsseldorf (am 16 Mai in Aalen) und in Unterhaching am 23. Mai sehr sehr schwierig, die Klasse noch zu halten. Dennoch sagt Rainer Scharinger: „Wir müssen nicht gewinnen. Wir wollen gewinnen.“ Denn, so der neue VfR-Coach: „Das Wort ‘müssen’ ist nicht gut für einen Spieler. Das baut eine unnötige Blockade auf.“
Also schickt er seine Jungs im Gazi-Stadion unterm Fernsehturm auf den Platz, um Vollgas zu geben und miteinander füreinander zu kämpfen. Scharinger: „Erfolg gibt’s nur im Team.“ Die Aufstellung will er seinen Spielern erst nach dem Abschlusstraining heute Vormittag bekannt geben. Schließlich können die Trainingseindrücke noch aktuell in die Aufstellung mit einfließen.
Soviel aber stellt er klar. Christian Holzer, der seit Sonntag wieder im Training ist, wird in Stuttgart noch nicht spielen. Allein die Tatsache, dass der zuletzt verbannte Aalener Mittelfeldregisseur wieder dabei ist, bedeutet Scharinger viel. „Ich will nicht wissen, was war. Das gehört der Vergangenheit an“, sagt er. „Ich bin momentan dankbar für jeden, der uns helfen kann.“ Da zähle Holzer einfach dazu. Und: „Wenn er fit genug ist, besteht durchaus die Möglichkeit, dass er gegen Düsseldorf oder Unterhaching spielt.“
Auch Stuttgarts Cheftrainer Rainer Kraft, der vor einen dreiviertel Jahr zusammen mit Edgar Schmitt vom Aalener Rohrwang nach Degerloch gewechselt ist, verrät seine Aufstellung nicht. Nur soviel: „Es wird eine Veränderung geben.“ Dass er im Vorteil sein soll, weil er den VfR Aalen besser kennt als der neue VfR-Trainer, sieht er nicht. „In der Aalener Elf spielen inzwischen nur noch etwa die Hälfte der Spieler, die ich aus meiner Zeit in Aalen kenne“, erklärt er und schiebt die Favoritenrolle den Gästen zu. Rainer Kraft ist Realist genug, um zu sehen, dass die Chance auf den Klassenerhalt nur noch äußerst gering sind. Doch sein Team hat seit drei Spielen nicht mehr verloren. Und nach den beiden Siegen gegen Dresden (2:1) und Braunschweig (3:1) sowie zuletzt dem 0:0 gegen Jena seien seine Spieler heiß auf dieses Match gegen Aalen. „Wir wissen“, sagt Kraft, „wenn wir verlieren, können wir abgestiegen sein. Aber wenn wir gewinnen, ist noch alles möglich. Und daran glauben wir.“ Am Samstag gegen Paderborn war er im Stadion und hat sich seine ehemaligen Aalener – von denen mit Torsten Traub und Simon Köpf zwei nach Stuttgart gefolgt sind – noch einmal angeschaut.
So könnte der VfR spielen:
VfR Aalen: Linse – Schiele, Bader, Alder, Stemayer – Hägele – Okle, Okic, Hohn – Lechleiter, Sailer.
Der Gegner: Stuttgarter Kickers
Gründungsdatum: 21. September 1899
Vereinfarben: blau-weiß
Mitgliederzahl: 1500
Größte Erfolge: Aufstieg in die 1. Bundesliga 1988 und 1991
Aktueller Tabellenstand: 20. (37:62 Tore / 32 Punkte)
Trainer: Rainer Kraft
Beste Torschützen: Bashiru Gambo, Angelo Vaccaro (je 5)
Hinspiel: 4:1-Sieg für Aalen
Internet-Adresse: www.stuttgarter-kickers.de