Es war ein Abstieg auf Raten. Und trotz der bitteren und deutlichen 1:4 Niederlage gegen Aalen sind die Stuttgarter Kickers nicht gestern abgestiegen. Die Hinrunde war der Sargnagel. Im 14. Saisonspiel der erste Heimsieg, gerade einmal 13 Punkte in der Hinserie.
Doch die Weichen für diese verkorkste Hinserie wurden vor dieser Saison gestellt. Die Ausrede, die Qualifikation für die dritte Liga in letzter Sekunde kam zu spät, ist eine billige Ausrede, eben eine Ausrede. Die Kaderplanung war mehr als mangelhaft, als Verstärkung gedachte Spieler spielten selten oder nie. Viel zu viel Masse statt Klasse. Dazu das Festhalten an einem Trainerneuling, der trotz in letzter Sekunde erreichter 3. Liga in keinster Weise überzeugen konnte. Der noch dazu, wie spätestens seit einigen Woche alle wissen, schon zu Saisonbeginn die Mannschaft nicht führen konnte, genauso wie sein Nachfolger. An dem nach einem mehr als verpatzten Start in die 3. Liga viel zu lange festgehalten wurde. Von einer Euphorie die Dritte Liga erreicht zu haben, war absolut nichts zu spüren. Verpasste Chancen, allerorten.
Der Präsident Dirk Eichelbaum muss die Weichen unserer Stuttgarter Kickers für die Zukunft stellen. Und sich erklären: Wer trägt die Verantwortung für das Mißmanagement? Wer trägt die Verantwortung für die Verpflichtung der Trainer und der Spieler vor und während dieser Saison?
Wurden die Fehler von Manager Joachim Cast begangen, muss eine Trennung erfolgen. Wurden die Weichen mit Einverständnis oder auf Veranlassung des Präsidiums unwissentlich falsch gestellt, muss das Präsidium die Verantwortung übernehmen. Und sich entsprechend den Vereinsmitgliedern auf einer Jahreshauptversammlung stellen.
Es geht nicht darum, Sündenböcke auf die Schlachtbank zu führen. Es geht darum die Weichen des Traditionsvereins Stuttgarter Kickers auf eine positivere Zukunft zu stellen. Es geht um den Fortbestand eines Vereins, der tief im Herzen tausender blauer Fußballfans verankert ist. Tausender Fußballfans, die sich mit ihren Stuttgarter Kickers freuen und mit ihren Stuttgarter Kickers leiden. Wie in diesen Tagen.
Nun ist es traurige Gewissheit. Es kann nun nur zwei Strategien geben: Entweder die Strategie sofortiger Wiederaufstieg, die einen entsprechenden Sponsor erfordert, oder die Strategie des kompletten Neuanfangs mit einem Gerüst von wenigen (!) jungen (!) Spielern der diesjährigen Drittliga-Mannschaft in Kombination mit einigen Spielern aus der Oberliga-Truppe (Tunjic, Ivanusa etc.).
Jetzt oder nie (mehr).
Bitte aber keine halbherzigen Sachen, die irgendwo zwischen den beiden strategischen Optionen liegen.
Außerdem muß natürlich entweder Manager oder Präsidium die Verantwortung für den Abstieg übernehmen. Rainer Kraft kann diese nicht angelastet werden.
So sehe ich es auch. Entweder Neuanfang mit einer verstärkten U23 (ich kann mir hier sehr gut Moritz Steinle, der uneingeschränktes Viertligaformat und Führungsqualitäten mitbringt, sowie ein Bashi Gambo und Markus Mann oder Torsten Traub sehr gut vorstellen) mit mittelfristigem Ziel Rückkehr 3. Liga (hier schließe ich auch die endgültige Konsolidierung der Finanzen und Jugendarbeit ein) oder Sofortiger Wiederaufstieg mit einer verstärkten Abstiegsmannschaft. Die dritte Variante: Ziel sofortiger Wiederaufstieg mit einer neuen Mannschaft bzw. mehr als deutlich verstärkten U23 ist mit unseren finanziellen Möglichkeiten nicht durchführbar ohne das Risiko den Verein endgültig an die Wand zu fahren.
Es wird ein Mittelding aus A und B werden. Dann wäre extrem Fußballsachverstand in Trainerauswahl und v. a. Spielerauswahl gefordert. Diesen Sachverstand traue ich dem momentan handelnen Personal nicht zu, anderes Personal mit diesem Sachverstand hat momentan zu wenig Standing innerhalb des Vereins.
Habe ich vor zwei Jahren das Ganze nicht so vorhergesagt? Wurde ich dafür nicht geteert und gefedert und vom Schreibrastelli Kim-Tobias Stehle mit Maulkorb versehen? Und ich muss Ihnen leider sagen: Es kommt noch viel schlimmer, ich – als Unternehmensberater und „Blauer Adel“ – habe mir am Wochenende intensiv die Zahlen angeschaut. Selbst mir, der in gut 30 Jahren erfolgreicher Beratertätigkeit schon einiges gesehen habe, wurde es dabei anders. Herr Stehle Sie können für sich und Ihre Familie schon mal ein Schälchen vor die Türe stellen!