Kickers fehlt das Erfolgserlebnis
Das 1:1 gegen die zweite Mannschaft von Bayern München macht die Analyse schwierig
STUTTGART. Nach dem 1:1 (0:0) gegen die zweite Mannschaft von Bayern München warten die Stuttgarter Kickers in der Fußball-Regionalliga nun seit fünf Spielen auf einen Sieg. „Vom Ergebnis her war das sicher eine Katastrophe“, sagte der Trainer Robin Dutt.
Von Joachim Klumpp
Es hätte alles nach Plan laufen können, der für den Kickers-Trainer Robin Dutt gestern so aussehen sollte: „Uns reichen ein 1:0 und die drei Punkte“, hatte er vor dem Spiel gegen die zweite Mannschaft der Münchner Bayern gesagt. Als Mirnes Mesic dann in der 78. Minute den lang ersehnten Führungstreffer erzielt hatte und kurz danach auch noch der Gästespieler Schwarz die gelb-rote Karte sah, da schien das Konzept aufzugehen. Allerdings nur sieben Minuten lang, denn die Kickers hatten die Rechnung ohne den eingewechselten Sandro Wagner gemacht, der mit einem Schuss ins lange Eck noch für den Ausgleich sorgte (85.). Und für Ernüchterung bei den Kickers: „Das Ergebnis an sich ist natürlich eine Katastrophe“, sagte Dutt, dessen Mannschaft in der Regionalliga nun schon seit fünf Spielen auf einen Sieg wartet. „Dennoch habe ich heute einen Aufwärtstrend gesehen, auch wenn einem das in dieser Situation leicht als Schönfärberei ausgelegt werden kann.“
Im Vergleich zur Niederlage in Pirmasens, als die Kickers aber auch eines Spitzenteams nicht würdig agierten, bezog sich das vor allem auf die Grundordnung, die gestern auf eine geordnete Offensive ausgerichtet war. Dutt: „Schließlich war es nicht einfach zwischen der nötigen Aggressivität und der drohenden Übermotivation zu unterscheiden.“ Zumal neben Parmak und Gambo auch noch Recep Yildiz (Bronchitis) ausfiel. Schon in der zehnten Minute schien die Taktik aufzugehen, als Mirnes Mesic nach einem herrlichen Zuspiel von Sven Sökler völlig frei vor dem Bayern-Torwart auftauchte, aber zu lange mit dem Abschluss zögerte. „Diese Chance muss er machen“, sagte Dutt, der seinem Stürmer ansonsten keinen Vorwurf machen konnte. Im Gegenteil: im Bemühen um Wiedergutmachung legte sich Mesic besonders ins Zeug. Wobei auch die Gäste zu ihren Möglichkeiten kamen, wenngleich begünstigt durch Abstimmungsprobleme in der Innenverteidigung der Kickers. Einmal musste der Pfosten retten (15.), zwei-, dreimal dann der Torwart David Yelldell.
Auch wenn die Kickers im Mittelfeld nicht das begeisternde Spiel zeigten, das sich vielleicht so manch einer der 3580 Zuschauer erhofft hatte, bewiesen sie zumindest Geduld. Zumal sie sich während der gesamten Spielzeit im Zwiespalt befanden zwischen gewinnen zu wollen, aber nicht verlieren zu dürfen. Weshalb auch der Spielmacher Laszlo Kanyuk lange auf seine Einwechslung warten musste. Kaum war er dann auf dem Platz, gelang Mesic zwölf Minuten vor Schluss doch die 1:0-Führung. Die eigentlich zum Sieg hätte reichen müssen. Aber ein individueller Fehler von Sascha Benda, der sich von Wagner düpieren ließ, verhinderte das Happyend. Dennoch stellte sich der Trainer demonstrativ hinter den vermeintlichen Sündenbock: „Natürlich geht der Ausgleich zu 80 Prozent auf Bendas Kappe“, sagte Robin Dutt, „aber gewisse Schwächen in der Defensive müssen wir in Kauf nehmen – zu Gunsten seiner Stärken in der Offensive.“
„Am Ende hat uns einfach die Cleverness gefehlt“, sagte der Kapitän Jens Härter. Doch die brauchen die Kickers, wenn sie ein Wörtchen um den Aufstieg mitsprechen wollen. Zunächst einmal aber versuchen sie sich am Mittwoch an der nächsten Pokalsensation gegen den Bundesligisten Hertha BSC. „Das ist eine vergleichsweise einfache Aufgabe, weil die Favoritenrolle klar verteilt ist“, sagte Robin Dutt. Diese Einschätzung fiel ihm sichtbar leichter als die Analyse des Bayernspiels. Obwohl auch die hätte so einfach sein können – ohne das Gegentor.
Stuttgarter Kickers: Yelldell – Benda, Wildersinn, Härter, Steinle – Sökler (76. Kanyuk), Hartmann, Akcay, Stierle (67. Kanitz) – Okpala, Mesic (82. Bischoff).
Tore: 1:0 Mesic (78.), 1:1 Wagner (85.).
Gelb-Rote Karte: Schwarz (Bayern/80.).
Stuttgarter Zeitung
Kickers treten weiter auf der Stelle
Die Mannschaft von Trainer Robin Dutt kommt gegen Bayern München II nicht über ein 1:1 hinaus
STUTTGART. Das Krisengerede bei den Stuttgarter Kickers geht weiter. Nach dem 1:1 (0:0) gestern Abend gegen die zweite Mannschaft des FC Bayern München wartet die Mannschaft in der Regionalliga seit nunmehr fünf Spielen auf einen Sieg.
Von Joachim Klumpp
Im Gazistadion trafen gestern Abend nicht nur die Stuttgarter Kickers auf den FC Bayern München, sondern auch die beiden dienstältesten Trainer der Fußball-Regionalliga, wobei der Gästecoach Hermann Gerland seinem Kollegen Robin Dutt noch ein paar Monate voraus hat. Nach den 90 Minuten gestern Abend aber waren beide Trainer nach dem 1:1 gleichauf. Dabei hatte Dutt vor dem Spiel gehofft: „Uns reicht heute ein 1:0.“
Das hatte Mirnes Mesic schon nach zehn Minuten auf dem Fuß. Da tauchte er nach einem herrlichen Zuspiel ganz allein vor dem Münchner Schlussmann Thomas Kraft auf, doch der Kickers-Stürmer agierte, wie schon zuletzt in Pirmasens, zu unkonzentriert und lief förmlich auf den Schlussmann auf. Vorbei die Riesenchance – wer weiß, wie das Spiel mit einer Führung sonst gelaufen wäre.
So aber war erst einmal Schluss mit der Stuttgarter Herrlichkeit. Nach 15 Minuten ließen erstmals die Gäste aufhorchen, durch einen Pfostenschuss von Sikorski. Musste in diesem Fall noch das Aluminium den Kickers zur Seite stehen, war es danach mehrfach der Torwart David Yelldell der seine Mannschaft vor einem Rückstand bewahrte. Nach einem Fehler von Wildersinn klärte er gegen den flinken Stürmer Ngwat Mahop, wegen dem Kameruns Nationaltrainer Arie Haan auf der Tribüne saß. Und kurz vor der Pause hielt Yelldell abermals mit zwei herausragenden Reflexen das 0:0.
Und auch nach dem Wechsel musste der Kickers-Torsteher gleich wieder gegen Fabian Müller zur Ecke klären. Die Bayern, in deren Reihen mit Andreas Görlitz nur ein namhafter Spieler stand, hatten mehr vom Spiel. Den Kickers fehlten die Ideen, die Linie aus dem Mittelfeld, dazu kam eine seit Wochen anhaltende Schwäche bei Standardsituation, zu Saisonbeginn noch eine der Stärken der Kickers. In der 56. Minute dann endlich ein Lebenszeichen der Kickers, als Mesic eine Okpala-Flanke nur ganz knapp verpasste. Ging da noch was? Am gefährlichsten wurde es zunächst, als Saba eine Sökler-Flanke beinahe ins eigene Netz abfälschte. Dann brachte Trainer Dutt Kanyuk in die Partie, und kaum war der Spielmacher dabei hieß es schon 1:0. Mit einer geschickten Körpertäuschung versetzte Mesic seinen Gegenspieler und zog aus 17 Metern ins flache Eck ab.
Das war“s dachten sich die 3580 Zuschauer, zumal sich die Gäste durch eine gelb-rote Karte von Schwarz (80.) auch noch selbst schwächten. Doch der eingewechselte Wagner setzte sich auf der linken Seite gegen Benda durch und erzielte in der 85. Minute mit einem Schuss ins lange Eck den Ausgleich. Ein Unentschieden wird es am Mittwoch sicher nicht geben, dann geht es im Pokal gegen Hertha BSC, wenn es sein muss bis ins Elfmeterschießen. „Das heutige Ergebnis ist natürlich ein Rückschritt“, sagte Dutt nach dem Spiel, in dem er jedoch „spielerische Fortschritte erkannte.“ Der Kickers-Trainer fügte hinzu: „Doch nach ein solchem Spiel wird das einem schon eher als Schönrednerei ausgelegt.“
Kickers: Yelldell – Benda, Wildersinn, Härter, Steinle – M. Hartmann – Sökler (77. Kanyuk), Akcay, Stierle (67. Kanitz) – Okpala, Mesic (83. Bischoff).
Tore: 1:0 Mesic (78.), 1:1 Wagner (86.).
Stuttgarter Zeitung
„Das Ergebnis ist eine Katastrophe“
Die Stuttgarter Kickers verpassen den Sprung aus der Krise – 1:1 gegen Bayern München II
Stuttgart – Die Stuttgarter Kickers haben den Sprung aus der Krise verpasst. Der Fußball-Regionalligist kam gestern Abend gegen den FC Bayern München II nicht über 1:1 (0:0) hinaus und wartet nun seit sechs Pflichtspielen auf einen Sieg. Die Chance ist groß, dass das Team heute erstmals in dieser Saison von einem Aufstiegsplatz verdrängt wird.Von Sigor Paesler „Es war ein Rückschlag, von der Leistung her habe ich aber Fortschritte gesehen“, meinte Kickers-Trainer Robin Dutt sichtlich enttäuscht. „Das Ergebnis ist eine Katastrophe.“ Präsident Hans Kullen ging es nicht anders. „Wenn wir die nötige Leidenschaft an den Tag legen, kommen wir da wieder raus“, sagte er zwar, ergänzte aber: „Das habe ich heute allerdings nur ansatzweise gesehen.“Die Kickers, bei denen neben Mustafa Parmak (Rot-Sperre) und Bashiru Gambo (Zerrung) auch Verteidiger Recep Yildiz (Grippe) fehlte, traten engagiert auf. Die Münchner hielten jedoch dagegen. So gab es in der munteren Anfangsphase Möglichkeiten auf beiden Seiten. In der 11. Minute stürmte Mirnes Mesic nach einem Zuckerpass von Manuel Hartmann alleine auf Thomas Kraft zu, scheiterte aber am Rensing-Ersatz im Bayern-Tor. Vier Minuten später rettete nach einem Schuss von Daniel Sikorski der Pfosten für die „Blauen“.Die Kickers wurden immer verkrampfter – fünf sieglose Pflichtspiele, davon vier in der Liga, zeigten ihre Wirkung. Sichtbar wurde das in der 36. Minute, als Mesic erneut eine gute Möglichkeit vergab, weil er zu lange zögerte. Auf der anderen Seite reagierte Keeper David Yelldell bei einem Kopfball von Andreas Görlitz und dem anschließenden Schuss von Mats Hummels glänzend (43.).Im zweiten Durchgang agierten die Münchner noch defensiver als zuvor, die Stuttgarter hatten Probleme damit, das Spiel machen zu müssen. Nach knapp einer Stunde vergab Mesic die nächste Chance, die Hereingabe des enttäuschenden Christian Okpala war allerdings schwer zu nehmen. Im vierten Versuch klappte es dann: In der 78. Minute zog der spielstarke Bosnier aus 22 Metern ab und traf. Es war erst der zweite Gegentreffer der Münchner in dieser Saison auf fremdem Platz. Doch in der 86. Minute glichen die Bayern in Unterzahl aus, als der eingewechselte Sandro Wagner Kickers-Verteidiger Sascha Benda austanzte und aus spitzem Winkel einschoss.
Stuttgarter Kickers: Yelldell – Ben-da, Wildersinn, Härter, Steinle – Hartmann – Sökler (77. Kanyuk), Akcay, Stierle (67. Kanitz) – Okpala, Mesic (84. Bischoff).
FC Bayern München II: Kraft – Niedermeier, Hummels, Saba, Fabian Müller – Görlitz (87. Kokocinski), Fürstner, Schütz, Schwarz – NgwatMahop (77. Wagner), Sikorski.
Schiedsrichter: Kempter (Sauldorf).
Zuschauer: 3580.
Tore: 1:0 Mesic (78.), 1:1 Wagner (86.).
Gelbe Karten: Benda / Schwarz.
Gelb-Rote Karte: Schwarz (80. / München) wegen wiederholten Foulspiels.
Beste Spieler: Yelldell, Mesic, Steinle / Görlitz, Sikorski
Eßlinger Zeitung
1:1 – Kickers treten auf der Stelle
Die Blauen bringen FC Bayern II selten in Bedrängnis – Dutt maßlos enttäuscht
Stuttgart – Die Stuttgarter Kickers warten weiter auf ein Erfolgserlebnis. Der Fußball-Regionalligist spielte am Freitagabend auf der Waldau gegen die zweite Mannschaft des FC Bayern München nur remis.
VON JÜRGEN FREY
Leidenschaft hieß das Zauberwort von Robin Dutt. Diese Eigenschaft, die den Fußball erst richtig interessant macht, vermisste der Kickers-Trainer zuletzt bei seiner Mannschaft. Immerhin: Am Freitagabend zeigte sie die richtige Reaktion – zumindest zu Beginn. In der elften Minute hätten die Gastgeber in Führung gehen müssen – aber Stürmer Mirnes Mesic scheiterte frei vor Bayern-Keeper Thomas Kraft.
Ein Jammer. Das dachte wohl auch Hoffenheims Coach Ralf Rangnick, der sich zusammen mit der deutschen Skisprung-Nationalmannschaft und Ex-VfB-Trainer Arie Haan die Ehre im Gazi-Stadion gab. Apropos Prominenz: Auf der Tribüne machte sich Andreas Thom, Co-Trainer des DFB-Pokal-Gegners Hertha BSC Berlin am kommenden Mittwoch (20 Uhr), fleißig Notizen. Allerdings beschränkte sich Thoms Aufschrieb in Halbzeit eins auf gelungene Aktionen der Zweiten aus München. Denn die Kickers schafften es nicht, gegen lauf- und kampfstarke Münchner das Tempo hoch zu halten. Zudem muss man den Spielern des FC Bayern II neidlos attestieren: Sie verfügen allesamt über eine feine Technik. Die Folge: Bei Daniel Sikorskis Pfostenschuss (15.) sowie den Chancen von Clement Ngwat-Mahop (30.) und Georg Niedermaier (43.) waren die Kickers mit dem Glück im Bunde.
Auch in Halbzeit zwo änderte sich wenig am Spielverlauf. Die Kickers bemühten sich redlich, aber es war zu wenig, um die Gäste in Bedrängnis zu stürzen. Lediglich Mesic (56.) tauchte noch einmal gefährlich vor dem Bayern-Tor auf. Die Zuschauer richteten sich gedanklich bereits auf ein fades 0:0 ein, da zappelte der Ball plötzlich im Netz. Mesic traf aus 17 Metern (78.) zum 1:0. 3850 Fans waren aus dem Häuschen, forderten lautstark das 2:0, aber sie wurden bitter enttäuscht. Obwohl die Blauen nach einer Gelb-Roten Karte für Bayern-Spieler Matthias Schwarz in Überzahl waren, mussten sie in der 85. Minute von Sandro Wagner den Ausgleich hinnehmen. Ein kapitaler Patzer von Sascha Benda war vorausgegangen.
Damit treten die Kickers weiter auf der Stelle. Entsprechend fielen die Reaktionen aus. Torschütze Mesic sprach von einem „ärgerlichen“ Remis. Und Trainer Dutt ließ seiner tiefen Enttäuschung freien Lauf: „Wir standen so kurz vor dem dringend benötigten Erfolgserlebnis. Daher ist das 1:1 ein Rückschlag – das Ergebnis ist eine Katastrophe für uns.“
Stuttgarter Nachrichten