Bayern-Manager Uli Hoeneß vor dem Freundschaftsspiel bei den Blauen über Ribéry, Traditionsvereine und seine Erinnerungen an ADM
Der große FC Bayern hilft den kleinen Stuttgarter Kickers. Am kommenden Dienstag (18.30 Uhr/Gazistadion/live im DSF) beschert der deutsche Rekordmeister den Blauen eine Nettoeinnahme von rund 100 000 Euro. „Die Kickers können sich bei Jürgen Klinsmann dafür bedanken“, sagt Bayern-Manager Uli Hoeneß.
Von Jürgen Frey
Herr Hoeneß, dürfen wir zum Einstieg gleich mal Ihr Langzeitgedächtnis prüfen?
Nur zu.
Was war am 5. Oktober 1991?
Da haben wir gegen die Stuttgarter Kickers zu Hause verloren.
Respekt – und zwar mit 1:4. So eine Klatsche vergisst man nicht so einfach?
Unerwartete Ereignisse gibt es im Fußball immer wieder. Wir sind auch mal gegen den VfL Osnabrück im DFB-Pokal daheim ausgeschieden. Aber allzu oft verliert der FC Bayern vor eigenem Publikum nicht. Deshalb sind einem solche Spiele präsent.
Nun kommen Sie zum Freundschaftsspiel. Zu welchen Bedingungen eigentlich?
Wir können nicht überall umsonst spielen. Wir teilen uns die Zuschauereinnahmen, sämtliche Werbeeinnahmen fließen in die Kickers-Kasse.
Ohne die Einnahmen aus diesem Spiel hätten die Kickers wohl keine Lizenz bekommen. Mussten Sie lange überlegen, um zu helfen?
Es war schwierig, weil unser enger Terminkalender schon ein Problem ist. Ursprünglich wollten wir während unseres Trainingslagers in Donaueschingen kein Spiel machen . . .
. . . aber . . .
Unser Ex-Trainer Jürgen Klinsmann hat sich bei der Saisonplanung für das Spiel bei seinem ehemaligen Verein eingesetzt. Bei ihm können sich die Kickers bedanken.
Auch Sie waren dem Kickers-Ehrenpräsidenten Axel Dünnwald-Metzler, zu dessen Gedenken das Spiel stattfindet, eng verbunden.
Das war natürlich auch eine gewisse Verpflichtung für uns. Uns verband eine gute Freundschaft, wir haben in den Gremien des DFB immer gut zusammengearbeitet.
Wie haben Sie ADM in Erinnerung?
Als streitbaren Menschen, der aber immer den Kompromiss gesucht hat. Und er war ein gemütlicher, geselliger Typ, mit dem man viel Spaß haben konnte.
Inzwischen sind seine Kickers tief gesunken und in die Regionalliga abgestürzt.
Leider. Das Schlimme ist doch, dass viele Traditionsvereine große Schwierigkeiten haben. Und das ist schlecht für den Fußball, ja sogar dramatisch. Wir brauchen solche Clubs wie die Kickers.
Was machen diese Vereine falsch?
Ich bin nicht vor Ort und will nicht den Schlaumeier spielen. Aber grundsätzlich ist fehlende Kontinuität in der Führungsspitze immer ein gravierender Nachteil. Wir haben in München ja ein Beispiel vor der Haustür.
1860 tut sich schwer hinter den Bayern. Können zwei Clubs in einer Stadt bestehen?
In einer Großstadt wie München oder Stuttgart auf jeden Fall. Da ist mindestens ein Bundes- und ein Zweitligist möglich. Wenn man es geschickt anstellt, lässt sich mit einem schlüssigen Konzept im Windschatten des Großen viel bewegen.
Stichwort Großer: Was sagen Sie zur Stürmersuche des VfB?
Der VfB ist plötzlich in einer Situation, in der wir praktisch permanent sind. Nach den eingenommenen Gomez-Millionen heißt es überall: Der Krösus aus Stuttgart kommt. Das macht jeden Stürmer gleich drei, vier Millionen Euro teurer.
Bei Ihrem Superstar Franck Ribéry geht es um ganz andere Summen.
Um unvorstellbare Summen, deshalb kann ich ihn ja auch total verstehen, wenn er über Real Madrid nachdenkt.
Dennoch nervt das Theater. Wird er bleiben?
Ich bin sehr zuversichtlich. Derzeit sehe ich keine Gefahr am Horizont, dass er geht.
Das Gazistadion ist mit 11 000 Zuschauern ausverkauft. Könnten sich die Fans auf Ribéry und andere Stars wie Mario Gomez freuen?
Davon gehe ich fest aus. Wir kommen mit dem kompletten Kader, und unser Trainer wird auch alle Spieler einzusetzen, sofern keine Verletzungen dazwischenkommen.
Wie ernst nimmt Louis van Gaal solche Tests?
Total ernst. Er lässt vor allem gnadenlos nach vorne spielen.
Das kann ja heiter werden für die Blauen. Was tippen Sie?
Ich hoffe auf ein schönes Spiel und dass wir fünf, sechs Tore schießen. Die Leute sollen Spaß haben.
Und Sie werden, wie angekündigt, nicht mehr auf der Bank sitzen, sondern es sich auf der Tribüne gemütlich machen?
Ja, das habe ich schon in zwei vorherigen Testspielen geübt.
Und?
Bisher war kein Druck da. Fragen Sie mich nach ein paar Bundesligaspielen wieder, wie es mir bekommt.
Stuttgarter Nachrichten