Die Stuttgarter Kickers trauern um einen ihrer erfolgreichsten Leichtathleten der Nachkriegszeit. Wie heute bekannt wurde, verstarb am Anfang der Woche Werner Zandt, wenige Tage vor seinem 82. Geburtstag. Zandt war seit 1. Juni 1946 Mitglied bei den Stuttgarter Kickers und war somit mit 63 Jahren Mitgliedschaft bei den Blauen eines der ältesten Mitglieder.
Werner Zandt wurde am 20. Oktober 1927 in Stuttgart geboren und war der Sohn des nach dem ersten Weltkrieg so bekannten deutschen Sprinters Hugo Zandt. Trotzdem Iehnte der Sohn zunächst die Leichtathletik ab und wurde ein eifriger Fußballspieler. Mit 15 Jahren kam er zur Flak. Dort wurde neben Fußball auch Leichtathletik betrieben, und Werner Zandt gewann 1944 die damals ausgetragene Sprinter-Flak-Meisterschaft in 10,9 Sekunden. Bei einem Bombenangriff auf Stuttgart wurde Zandt schwer verwundet. Trotzdem kam er später noch zur Wehrmacht, tat aber nur Heimatdienst. Beruflich bildete er sich nun zum Chemigraphen aus.
Nach der Entlassung vom Militär spielte Zandt zunächst in der A-Jugend der Stuttgarter Kickers Fußball. Bei dem traditionellen Stadtlauf von Stuttgart Anfang des Jahres 1948 startete Zandt in Fussballstiefeln (!) und lief trotzdem die 100 Meter in 11,3 Sekunden. Dieser Erfolg führte ihn in die Fußtapfen seines Vaters, er wurde Sprinter. Noch im gleichen Jahre holte er sich über die Distanz von 200 m den Kreis- und den Württembergischen Meistertitel und verhalf der Kickers-Staffel über 4 mal 100 m und 4 mal 400 m zur Meisterschaft. Bei den folgenden Deutschen Meisterschaften in Nürnberg belegte er den zweiten Platz über 200 Meter. Nach einigen Verletzungen gehörte er ab 1950 wieder zur deutschen Spitze und war einer der konstantesten deutschen Sprinter nach dem 2. Weltkrieg.
Die zwei Deutschen Meistertitel über die beiden Sprintstrecken 100 Meter und 200 Meter im Jahr 1950 wiederholte Zandt 1952, gewann außerdem mit der Staffel der Kickers zum ersten und einzigen Mal die Deutsche Meisterschaft der Vereinsstaffeln. Mit der Zeit von 10,6 für die 100 Meter und 21,5 für die 200 Meter Distanz stieß der „blaue Blitz“ auch in die europäische Spitze vor. Er war damit einer der Hoffnungsträger bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki.
Bei den ersten Spielen nach dem Krieg, bei denen wieder eine Westdeutsche Mannschaft an den Start gehen durfte, trat Zandt über 100 Meter, 200 Meter und mit der 4 x 100 Meter Staffel an, war damit der erste Athlet der Stuttgarter Kickers, der nach dem Krieg an Olympischen Spielen teilnahm.
Werner Zandt blieb den Blauen auch nach seiner aktiven Zeit treu verbunden. Oft sah man ihn auf der Tribüne des Waldau-Stadions oder er war zu Gast im Club-Restaurant bei den Blauen.
Die Kickers verlieren mit Werner Zandt eines der großen Idole und Vorbilder der damals jungen Bundesrepublik und einen echten Sporthelden der Kickers Vereinsgeschichte. Die Blauen verneigen sich vor einem großartigen Menschen und Sportler und werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Die Beerdigung fand im engsten Familienkreise statt.
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