Jürgen Frey, aktualisiert am 16.02.2011 um 17:40 Uhr
Stuttgart – Am Samstag (14 Uhr) startet Regionalligist Stuttgarter Kickers beim FC Memmingen ins Fußballjahr 2011. „Wir wollen zeigen, dass wir eine Spitzenmannschaft sind“, sagt Präsidiumsmitglied Guido Buchwald.
Herr Buchwald, was treibt Sie derzeit mehr um, der Start mit den Kickers oder der drohende Absturz des VfB?
Beides beschäftigt mich unheimlich. Es wird höchste Zeit, dass es mit den Kickers losgeht. Jeder ist heiß, und auch ich freue mich sehr auf den Start. Ja, und was den VfB betrifft, beschleichen mich schon Angstgefühle. Doch dort habe ich keine Funktion und kann nichts beeinflussen.
Hätte es denn irgendeinen Vorteil für die Blauen, wenn die Roten runtermüssten?
Nein, ich sehe den VfB nicht als Konkurrent. Er wird nach menschlichem Ermessen in den nächsten Jahren immer die Nummer eins in Stuttgart bleiben.
Was peilen Sie mit den Kickers an?
Der Stuttgarter Fußball wäre ideal aufgestellt, mit einem international spielenden VfB, dem VfB II in der dritten Liga und den Kickers in der zweiten. Dies zu erreichen ist mittelfristig das große Ziel. Doch wir sind noch sehr, sehr weit weg davon.
Wie lautet die Zielsetzung für die restliche Regionalligasaison?
Wir haben zwei große Ziele: Wir wollen den WFV-Pokal gewinnen und uns dadurch für den DFB-Pokal qualifizieren. In der Liga wollen wir die beste Rückrundenelf werden und zeigen, dass wir ein Spitzenteam sind.
Hat die Mannschaft das Potenzial dazu?
Auf jeden Fall. Wir sind keine zehn oder zwölf Punkte schlechter als Darmstadt und Kassel. Es fehlt auch nicht viel zur dritten Liga, das zeigten die Vorbereitungsspiele, als wir mit dem 1. FC Saarbrücken und dem VfR Aalen gut mitgehalten haben.
Also hat das Trainerteam nicht das Maximale herausgeholt?
Sicherlich fehlen uns ein paar Punkte in der Tabelle. Jeder Zuschauer, der ins Gazistadion kommt, muss merken, dass sich etwas bewegt bei den Kickers.
Und wenn die ersten drei Spiele schiefgehen, heißt der Trainer Guido Buchwald?
Mit Sicherheit nicht. Ich werde nicht Trainer bei den Kickers.
Was spricht für Dirk Schuster?
Er hat ein sehr gutes Verhältnis zur Mannschaft. Er arbeitet sehr intensiv und findet die richtige Ansprache. Er hat einen Vertrag bis 2012, und wir wollen mit ihm nach vorne kommen. Nur, klar ist, der nächste Schritt muss kommen.
Konnten Sie an seinem angespannten Verhältnis zu Sportkoordinator Michael Zeyer etwas ändern?
Ich sehe das Ganze nicht so dramatisch. Beide arbeiten professionell in ihren Aufgabenfeldern.
Wie wurde die Entscheidung aufgenommen, bei Mannschaft, Trainer und Geschäftsführer Bezüge kürzen zu wollen?
Wir müssen in der Regionalliga um jeden Euro kämpfen und drehen deshalb jeden Stein um. Wir wollten in den Gesprächen aufzeigen, wie sich die Lage darstellt, und alles etwas leistungsabhängiger gestalten. Das ist grundsätzlich sehr verständnisvoll aufgenommen worden.
Sind die Spieler tatsächlich bereit, auf ihre Prämie von 150 Euro pro Punkt und 500 Euro pro Sieg bis auf weiteres zu verzichten?
Wir haben vereinbart, über Zahlen nicht zu sprechen.
Wären die Kickers ohne ihren Investor in der Regionalliga eigentlich überlebensfähig?
Nein, zumindest nicht mit den aktuellen professionellen Strukturen. Wir müssten auf Feierabendfußball umstellen.
Wie hoch ist der Druck, in der kommenden Saison den Aufstieg schaffen zu müssen?
Natürlich ist er sehr hoch, doch wir wissen alle, dass es Garantien im Sport nicht gibt und außerdem auch nur einen Aufsteiger.
Zumal Ihnen der Blick auf die Drittligatabelle nicht gefallen dürfte?
Das stimmt. Clubs wie FC Bayern München II, SV Sandhausen, VfR Aalen und Wacker Burghausen sind stark abstiegsgefährdet. Kommen solche Clubs runter, macht das unsere Aufgabe logischerweise nicht leichter.
Wenn es 2012 mit dem Sprung nach oben nicht klappt, ist Ihr Engagement dann beendet?
Das mache ich nicht vom nackten Ergebnis abhängig. Wenn ich sehe, es bewegt sich etwas, kann ich mir durchaus vorstellen, länger dabeizubleiben. Merke ich, dass ich gegen Windmühlen ankämpfe, dann macht es keinen Sinn.
Stuttgarter Nachrichten