Stuttgarter Kickers – Vienna Wien 2:3 (1:2)
Die Stuttgarter Kickers hatten sich für das üblich internationale Weihnachtsspiel in der Wiener Berufsspieler-Elf des FC Vienna einen Gegner verpflichtet, der von dem 6:0-Sieg vor Jahresfrist noch in bester Erinnerung stand. Inzwischen haben sich die Wiener als Mitropa-Cup-Sieger die wertvollste Fußballtrophäe des Kontinents errungen. Gemessen an diesem Ruhm der Wiener brachte das Spiel in Degerloch den rund 8000 Zuschauern wohl eine gelinde Enttäuschung. Gewiß, die Gäste zeigten viel, einen augengefälligen schulmäßige Flachpaß von spielerischer Flüssigkeit, prachtvolle Balltechnik und mitunter verblüffende Kunststückchen. Aber das allein ist nicht das Fußballspiel, dazu gehören Erfolge. Und Tore müssen geschossen werden! Da schien das Können (oder Wollen?) der Wiener Berufsspieler eine Grenze zu haben. Ihr Spiel war schußarm, kampfscheu und – abgesehen von den beiden besten Stürmern Gscheidl und Adelbrecht – energielos. Ein etwas müder, typischer Weihnachtsfußball, im Einsatz der Kräfte so sparsam, daß es halt gerade noch zum Sieg langte.
Es hätte aber auch anders gehen können, denn die Kickers waren besonders im Sturm gut auf dem Damm. Zeitweise führten sie sogar. Das Resultat ist, nachdem ein Elfmeterball entschied, sehr beachtlich für die Kickers; ihre Torausbeute aus zahlenmäßig geringeren Gelegenheiten war relativ viel größer. Schiedsrichter Albrecht – Mannheim leitete den Kampf großzügig und gut.
Beilage zum Schwäbischen Merkur Nr. 303, Stuttgart vom 29. Dezember 1931