Ich möchte in der zweiten Liga arbeiten
Der Trainer der Stuttgarter Kickers Robin Dutt über seine persönlichen Ambitionen und die Chancen seines Klubs nach der Winterpause
Die Mannschaft der Stuttgarter Kickers ist gestern aus dem Trainingslager in der Türkei zurückgekehrt. Zum Abschluß gab es noch ein 2:2 gegen den koreanischen Klub Ulsan, wobei Sokol Kacani beide Treffer erzielte. Am 24. Februar geht die Saison in der Regionalliga weiter – und der Trainer Robin Dutt hat den Aufstieg noch nicht ganz abgeschrieben. „Der Druck liegt auf den finanzstarken Vereinen, insbesondere Hoffenheim“, sagte der 42-jährige im Gespräch mit Joachim Klumpp
Herr Dutt, Ihr Präsident gilt nicht unbedingt als großer Freund der Trainingslager, was etwas mit den Kosten zu tun hat. Welche Gegenargumente können Sie denn nach einer Woche in der Türkei liefern ?
Wichtig ist festzustellen, dass in den drei Jahren meiner Tätigkeit als Cheftrainer unser Präsident jedes Trainingslager, das mir wichtig erschien, auch genehmigt hat. Speziell im Winter ist es notwendig, um in aller Ruhe bei guten Platzverhältnissen taktisch zu arbeiten. Die Mann schaft hat es immer mit einer sehr guten Rückrunde gedankt. Dass er dabei auf die Kosten achtet, ist normal und gehört zu seiner Aufgabe.
Vor der Abreise haben sich personell ja noch einige Dinge überschlagen, vor allem der vorzeitige Wechsel von Mirnes Mesic hat die Gemüter bewegt. Ist das Thema jetzt beendet ?
Für mich ist das Thema schon seit dem Auflösungsvertrag von Mirnes Mesic bei den Kickers beendet. Und bereits mit der Bekanntgabe seines Wechsels nach Hoffenheim war klar, dass wir eigentlich nur verlieren konnten, das war seine schwierige Situation. Da gilt es dann immer, die wirtschaftliche und sportliche Seite abzuwägen und eine Entscheidung zu treffen. Und in die Entscheidung von Präsidium und Aufsichtsrat war ich natürlich eingebunden.
Nach dem Abgang von Okpala und Mesic haben viele Fans die, allerdings eher geringe, Aufstiegshoffnung endgültig begraben. Sehen Sie das ähnlich, oder wollen Sie nochmals vorne angreifen ?
Auch mit den beiden genannten Spielern hatten wir immer die Außenseiterrolle. Die Favoriten waren Hoffenheim, Aalen, Wehen, Saarbücken und Siegen. Derzeit sind wir der erste Verfolger auf die beiden Aufstiegsplätze. Unsere Außenseiterchancen sind geblieben. Den Druck haben die finanzstarken Vereine – insbesondere Hoffenheim. Wir werden jedenfalls alles dafür tun, unsere Chancen Spieltag für Spieltag zu steigern.
Sie hatten drei neue Spieler in der Türkei dabei: Vaccaro, Dundee und Weller. Sind das die erhoffenten Verstärkungen, die den Kickers bis zum Saisonende weiterhelfen ?
Das wird sich letztlich erst in den Pflichtspielen entscheiden. Nach den ersten Eindrücken der vergangenen Trainingswochen freuen wir uns, die genannten Spieler verpflichtet zu haben. Sie machen uns sportlich wie menschlich sehr viel Freude.
Welche Aufschlüsse haben die Testspiele in der Türkei gegen Vaduz (3:2) und zuletzt beim 2:2 gegen südkoreanischen Erstligisten von Hyundai Ulsan gegeben, gerade auch im Hinblick auf die Integration der neuen Spieler ?
Es war relativ einfach, sie taktisch zu integrieren, da sie zum einen eine eingespielte Mannschaft vorgefunden haben und zum anderen eine gewisse Profierfahrung mitbringen. Die Testspiele haben gezeigt, dass wir spielerisch ein sehr gutes Niveau haben. Im Defensivverhalten sind wir ebenfalls auf einem guten Weg, dennoch müssen wir in diesem Bereich noch konsequenter an uns arbeiten, um ein Spiel auch einmal 1:0 gewinnen zu können.
Beim Blick auf den aktuellen Kader herrscht im Mittelfeld ein Überangebot an Spielern, während vorne und vor allem auch hinten die Alternativen eher rar sind. Wäre es nicht sinnvoller gewesen, gerade in der Defensive noch ein Verstärkung zu holen, im diesen Handicap auszugleichen ?
Wir haben einen Kader von 19 Spielern, da kann man auch im Mittelfeld nicht von einem Überangebot sprechen. Jedoch ist es der einzige Mannschaftsteil, in dem auf einem hohen Niveau alle Positionen doppelt besetzt sind. Im Sturm sind wir mit Vaccaro, Dundee, Bischoff und den zwei Oberligastürmern Kacani und Tucci gut aufgestellt. Tatsächlich ist es so, dass lediglich drei Innenverteidiger etwas wenig sind. Jedoch hat keiner der möglichen Kandidaten für die Defensive die Messlatte der Leistungsstärke unserer eigenen Spieler überteffen können.
Nachdem Sie in der Winterpause Ihren Vertrag nicht verlängert haben: was spricht denn, außer dem noch möglichen Aufstieg, dafür, dass Sie über die Saison hinaus bei den Stuttgarter Kickers bleiben – und was dagegen ?
Dafür spricht sicher, dass ich weiß, was für ein Arbeitsumfeld ich habe, die Mannschaft kenne und das Vertrauen von Präsidium und Aufsichtsrat besitze. Allerdings weiß ich im Moment noch nicht, wie der Kader über die Saison hinaus aussieht. Gleiches gilt für den genauen Etatansatz. Das sind Dinge, die es zu klären gilt. Unabhängig davon muss man sich als Trainer nach einer Gewissen Zeit aber fragen, ob man unbedingt so lange weitermachen muss, bis kommt, was normalerweise in diesem Geschäft irgendwann immer koomt – eine Entlassung. Oder ob man nicht mit positiven Eindrücken seine Arbeit nach dreieinhalb Jahren beendet. Zumal ich immer gesagt habe, nach dieser Saison ist die sportliche und wirtschaftliche Konsolidierung des Vereins beendet. Hinzu kommt natürlich meine persönlicher Wunsch, beruflich in der zweiten Liga tätig zu sein.