Termin am Amtsgericht steht – Netz im Kickers-Stadion auf unbestimmte Zeit
Vor elf Monaten hat ein Becherwurf im Kickers-Stadion dafür gesorgt, dass das DFB-Pokalspiel der Stuttgarter Kickers gegen Hertha BSC abgebrochen wurde. Am kommenden Freitag soll nun im zweiten Anlauf gegen den mutmaßlichen Becherwerfer verhandelt werden.
VON GEORGE STAVRAKIS
Am 25. Oktober 2006 wollten die Stuttgarter Kickers im Gazistadion auf der Waldau den Bundesligisten Hertha BSC aus dem DFB-Pokal kegeln. Daraus wurde aus zwei Gründen nichts. Zehn Minuten vor Schluss führten die Berliner mit 2:0. Neun Minuten vor dem Ende ging dann Schiedsrichterassistent Kai Voss vor der Gegengerade benommen zu Boden. Er war von einem Bierbecher unglücklich getroffen worden. Die Partie wurde abgebrochen.
Bereits im November 2006 sollte der mutmaßliche Becherwerfer, ein bekennender Fan des VfB Stuttgart, vor dem Amtsgericht in einem beschleunigten Verfahren abgeurteilt oder freigesprochen werden. Der Prozess platzte. Jetzt will eine andere Einzelrichterin das Verfahren zu Ende bringen.
Alle Zeugen des ersten Prozesses sind erneut geladen – selbstverständlich auch Linienrichter Voss. Zudem soll ein neuer Zeuge, offenbar ein Freund des Angeklagten, Licht ins Dunkel bringen. Mehrere Augenzeugen hatten berichtet, der Angeklagte habe seinen Becher aus dem B-Block aufs Spielfeld geworfen. Eine Zeugin legte sich fest und sagte aus, der Becher des damals 39-Jährigen habe Voss getroffen. Es waren damals mehrere Becher geflogen. Selbst der mehrfach vorbestrafte Angeklagte hatte zugegeben, geworfen zu haben. Allerdings wisse er nicht, ob er jemanden getroffen habe.
Seither müssen die Fans auf der Gegengerade damit leben, die Heimspiele der Kickers durch ein Netz zu verfolgen. Neben einer Geldstrafe und einem Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit hatte der DFB die Kickers dazu verdonnert, das Netz als Schutz vor Wurfgeschossen zu spannen. „Das Ganze hat uns rund 60 000 Euro gekostet“, so die Aussage der Kickers, die den Becherwerfer in Regress nehmen wollen.
Wann das Netz wieder verschwindet, ist unklar. „Die Maßnahme gilt für unbestimmte Zeit“, sagt Gerhard Kißlinger von der Sicherheitsabteilung des DFB. Nach Ablauf einer Saison kann der Verein den Antrag stellen, das Netz abmontieren zu dürfen – falls in der Zwischenzeit nichts passiert ist. „Dann entscheiden wir, nachdem wir die Polizei befragt haben“, so Kißlinger.
Bei Alemannia Aachen hat es 15 Monate gedauert. Dort musste nach dem Spiel gegen Nürnberg im November 2003 – auch dort waren Wurfgeschosse aufs Feld geflogen – ein Netz gespannt werden. Damals war Nürnbergs Trainer Wolfgang Wolf am Hinterkopf verletzt worden.
Stuttgarter Nachrichten