StZ: Der Ton wird rauer

Krisengespräch bei den Kickers
 
STUTTGART. Es ist nicht unbedingt ein erfolgreiches Wochenende für die Stuttgarter Kickers gewesen. Die erste Mannschaft verlor in Aalen 0:1, die zweite wartet seit neun Spielen auf einen Sieg. „Es besteht Klärungsbedarf“, sagt das Präsidiumsmitglied Walter Kelsch.

Von Joachim Klumpp

Nach dem Regionalligaspiel am Samstag in Aalen hatte Walter Kelsch schnell genug. Noch während der Pressekonferenz verließ das Kickers-Präsidiumsmitglied – zusammen mit zwei Vorstandskollegen – den VIP-Raum im Waldstadion. Geschäftliche Termine. Aber wenn nicht alles täuscht, hat ihn die Analyse des Trainers Peter Zeidler nicht restlos überzeugt. Walter Kelsch sagt nur: „Bei uns war kein Aufbäumen zu sehen.“ Ein Vorwurf, der sich bei den Blauen wie ein roter Faden durch die Saison zieht, seit elf Spielen also.

Zeit für eine Zwischenbilanz, die durchwachsen ausfällt. „Wir haben bisher nur Zitterpartien erlebt“, ist Kelsch nicht verborgen geblieben. Verantwortlich dafür ist letztlich der Trainer, und auch wenn es um ihn noch keine öffentliche Diskussionen gibt, steht er doch unter Erfolgsdruck. Und der heißt: Qualifikation für die dritte Liga, Platz zehn als Minimum. Den haben die Kickers in dieser Saison bis jetzt immer innegehabt, doch vor allem die erste Halbzeit in Aalen ließ Zweifel aufkommen, ob das auch so bleibt. Selbst Zeidler gab zu: „Mit solchen Leistungen wird es schwer.“ Ein Scheitern können sich die Kickers – allein aus wirtschaftlichen Gründen – nicht erlauben. Deshalb sagt Kelsch: „Die Partie gegen Reutlingen hat vorentscheidenden Charakter, und das werde ich allen Beteiligten nochmals klarmachen.“ Also Mannschaft – und Trainer.

Es gibt zwar noch keinen Handlungsbedarf, aber Klärungsbedarf. Nicht nur bei der ersten Mannschaft, auch bei der zweiten. Die dümpelt in der Oberliga auf dem letzten Platz, wartet seit neun Spielen auf einen Sieg. Ein Abstieg (in diesem Fall der beiden Tabellenletzten) trifft die Clubs in dieser Saison besonders hart, denn durch die Strukturreform im Amateurfußball wäre der gleichbedeutend mit dem Sturz in die sechste Liga. „Das wäre schlecht“, sagt Kelsch, „denn wir brauchen die zweite Mannschaft als Unterbau.“ Aus dem nach Möglichkeit jede Saison ein, zwei oder gar drei Spieler an die erste Mannschaft herangeführt werden sollen.

„Wir müssen schauen, wie wir helfen können“, sagt Zeidler zum Innenverhältnis mit dem Oberligatrainer Björn Hinck und denkt daran, möglicherweise den einen oder anderen Spieler von oben regelmäßiger mittrainieren zu lassen. Bisher gab es schon etliche Abstellungen – von Benda bis Beigang -, allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. „Die Mannschaft ist nicht schlechter als im Vorjahr“, sagt der Abteilungsleiter Martin Kurzka. Wobei der interne Sprung der Stürmer Kacani und Tucci (zusammen 26 Treffer) doch schwerer wiegt als angenommen, auch der Abgang von Lukic (Freiberg) hat in der Innenverteidigung Lücken gerissen. „Es ist sicher auch ein Kopfproblem“, sagt Kurzka. Doch selbst mentale Aufbauhilfe half nichts, als die Mannschaft vor dem Heimspiel gegen Nöttingen (1:4) ein Hotel bezogen hat.

„Da sind doch deutliche Niederlagen“, sagt Kelsch, der auch das Gespräch mit dem Jugendkoordinator Zoltan Sebescen und dem A-Jugend-Coach Stefan Minkwitz suchen wird, dessen Mannschaft am Wochenende zwar einen Punkt geholt hat, aber nach fünf Spieltagen in der Bundesliga, genau wie die zweite Mannschaft, noch sieglos auf einem Abstiegsplatz steht. Walter Kelsch betont: „Alle Beteiligten werden sich diese Woche zusammensetzen.“ Und man darf sicher sein, dass er den Tisch dann nicht so schnell verlassen wird wie am Samstag in Aalen.

Stuttgarter Zeitung

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