STZ: Umstrittene Stadionpläne

Nicht nur der VfB plant ein Fußballstadion, auch die Kickers haben eine Vision: eine Fußballhalle für 20 000 Fans auf den Fildern. Die Idee ist bei der Stadt auf Unverständnis gestoßen, schließlich stehen die „Blauen“ bei der Stadt tief in der Kreide.

Von Jörg Nauke

Dieter Wahl, Präsidiumsmitglied der Kickers und Stuttgarter CDU-Stadtrat, sagt, er habe seinem Präsidenten gleich gesagt, er würde auf Unverständnis stoßen, falls er mit seinen Plänen und Animationen für ein kleines, überdachtes Fußballstadion mit Kunstrasen im Rathaus auftauchen würde. Wahl weiß aus kommunalpolitischer Erfahrung, dass die Zeit nicht reif sei für die „Blauen“, solche Visionen zu entwickeln, die die Stadt zu finanziellen Kraftakten zwingen würde. Schließlich hat der sportliche Absturz der Kickers ins Mittelmaß der Regionalliga dazu geführt, dass sie ihren aus dem Umbau des Stadions auf der Waldau resultierenden finanziellen Verpflichtungen gegenüber der Stadt nicht nachkommen können. Und noch mehr: Die öffentliche Hand hat dem Verein unlängst dessen Vereinsgelände abgekauft, weil sonst die Pleite gedroht hätte.

Wahls Warnung haben den Kickers-Präsidenten Hans Kullen und Schatzmeister Dirk Eichelbaum dann aber doch nicht gehindert, im Rathaus die Blaupausen vorzulegen. Dort soll das Duo den Ratschlag erhalten haben, die Pläne schleunigst in der Schublade verschwinden zu lassen. Nicht nur, dass die Stadt im Realisierungsfall ein ungenutztes Waldaustadion besitzen würde, was die Kickers wenig belastet hätte; auch müsste sie die verkehrliche Infrastruktur finanzieren und für einen Klub bürgen, der sich derzeit nur mühsam über Wasser hält.

Auf Unverständnis soll auch die Standortwahl gestoßen sein: eine Option wäre das Birkacher Feld gewesen, über das es unlängst eine intensive Debatte im Zusammenhang mit der Ausweisung zusätzlicher Wohnungsbauschwerpunkte gegeben hat. Resultat: die Wiesen bleiben unbebaut.

„Wir wollen andere Prioritäten setzen“, sagt das Präsidiumsmitglied Dieter Wahl. Die Stuttgarter sollen sich wieder stärker mit den Kickers identifizieren. Dafür bedarf es einer größeren Nähe zwischen Fans und handelnden Personen. Deshalb seien in nächster Zeit Veranstaltungen wie die „blaue Woche“ in Degerloch oder die Kickers-Hocketse geplant. Außerdem sollen die sportlichen Leistungen optimiert werden: Der Aufstieg in die zweite Liga und die Rückkehr in die Bundesliga seien mittel- und langfristige Ziele.

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