Harter Konkurrenzkampf
Stuttgarter Kickers Im Schwarzwald bringt sich der Regionalligist für die nächste Fußballsaison in Schwung. Von Joachim Klumpp
Hoch hinaus wollen die Stuttgarter Kickers in dieser Saison – dazu passt das Schliffkopf-Hotel im Schwarzwald, wo die Mannschaft diese Woche ihr Trainingslager absolviert. Auf 1025 Meter Höhe. Dort oben hat der Cheftrainer das Tempo mit bis zu drei Übungseinheiten täglich gleich zu Beginn der Vorbereitung angezogen, „da gehen wir bis an die Grenzen“, sagt Dirk Schuster und fügt hinzu: „Das müssen wir auch, wenn wir unser Ziel erreichen wollen.“
Das Ziel lautet Platz eins bis sechs in der Regionalliga, auch wenn der Neuzugang Daniel Reule sagt: „Von mir aus können wir auch schon dieses Jahr den Aufstieg packen.“ Die forschen Töne liegen vielleicht auch daran, dass der Stürmer, der vom SV Waldhof kam, zunächst nur einen Einjahresvertrag hat, aber der Sprung in die dritte Liga offiziell erst für 2012 geplant ist.
Fünf Neuzugänge müssen integriert werden, neben Reule noch Oliver Stierle (zuletzt FC Bayern II), der ebenso schon in Degerloch gespielt hat wie Ali Pala (VfB Stuttgart II) und Marcel Brandstetter (VfR Aalen). Dazu gesellt sich Denis Videc (FC Heilbronn), der die Umstellung am meisten spürt: der Sprung von der Landesliga in die Regionalliga geht nicht spurlos vorüber. „So langsam gewöhne ich mich daran“, sagt der 19-jährige Stürmer, der um einen Platz in der Stammelf kämpfen will.
„Jeder hat die gleichen Chancen“, sagt Schuster, „nur die Leistung zählt.“ Wobei der Konkurrenzkampf härter wird als im Vorjahr, „als die Mannschaft sich ja oft selbst aufgestellt hat“, wie der Kapitän Marcel Rapp betont. Gestern beim 0:0 im Test gegen den FC Schaffhausen konnte der Trainer zwei komplette Teams aufbieten, die zur Halbzeit wechselten. Reule musste den Platz wegen einer Knöchelverletzung allerdings schon nach zehn Minuten verlassen. Für Schuster zählt nun vor allem eines: „Wichtig ist das erste Pflichtspiel.“ Das ist am letzten Juli-Wochenende im WFV-Pokal gegen den Bezirksligisten TSV Glems.
Stuttgarter Zeitung
Keine Tore – trotzdem gut
Fußball: Lokalmatador Mahir Savranlioglu war beim 0:0 einer der Besten
Ach wenn‘s keine Tore gab, waren die Zuschauer nicht enttäuscht. Die Stuttgarter Kickers und der FC Schaffhausen zeigten beim Gastspiel droben in Salzstetten spielerisch nämlich bei weitem keine Nullnummer.
ULI BERNHARD
Salzstetten. Rund 300 Zuschauer waren es immerhin, die ins Waldachtal gepilgert waren, um sich ein „Schmankerl der ganz besonderen Art“ (SF-Vize Andy Müller am Sprechermikrofon) anzuschauen. Auf der einen Seite Regionalligist Stuttgarter Kickers, der derzeit im „Schliffkopf“ im Nordschwarzwald ein Trainingslager absolviert, und auf der anderen Seite der Schweizer Zweitligist FC Schaffhausen. „Gerade der richtige Gegner“, sagte Kickers Coach Dirk Schuster vor dem Spiel und freute sich auf einen „echten Leistungstest“. Schuster hatte seinen kompletten Kader von 22 Mann in Salzstetten dabei, spielte deshalb auch in beiden Halbzeiten mit komplett ausgetauschten Mannschaften. „Und die 45 Minuten werden sie wohl gerade noch schaffen“, sagte Schuster, da das Team bei Spielbeginn schon einen harten Trainingstag hinter sich hatte. „Aber da müssen sie durch. Das ist Trainingslager“, sagte Schuster und verwies darauf, dass auch heute Morgen (genau wie gestern) um sieben Uhr wieder die erste Trainingseinheit auf dem Plan steht.
Einer der sich bei den Stuttgarter Kickers durchbeißen will, und die Strapazen gerne in Kauf nimmt, ist der Rexinger Mahir Savranlioglu. In der zweiten Saison im Kickers Kader stehend, will seinem Trainer zeigen, dass er zu den ersten elf Mann im Team gehört. Gestern war‘s zumindest mal so, dass Savranlioglu in der Startformation stand, und dann auch sehr gut spielte. „Mir gefällt‘s richtig gut bei den Kickers“, sagte der Rexinger vor dem Spiel. Als der erste Ball gespielt war, sah man das auch gleich auf dem Platz. Savranlioglu agierte hinter den Spitzen und war im Prinzip an allen gefährlichen Aktionen der Kickers beteiligt. Die größte Chance hatte er in der 12. Minute, doch sein Schuss ging knapp drüber. Zehn Minuten später wieder eine gute Savranlioglu-Aktion, doch da wurde er in letzter Sekunde gebremst. Fast das 1:0 in der 29. Minute, doch da versemmelte er die Vorlage vom Besten Kickers-Akteur der ersten Halbzeit, Michele Rizzi. Ein Führungstreffer wäre wohl auch nicht verdient gewesen, denn der FC Schaffhausen, in der Vorbereitung schon zwei Wochen weiter, war spielerisch etwas besser.
Halbzeit zwei flachte auf beiden Seiten etwas ab. Die Stuttgarter Kickers wechselten mit Ausnahme von Enzo Marchese die komplette Mannschaft aus. Schaffhausen brachte ebenfalls fünf Neue. Unter anderem nicht mehr dabei waren die beiden brandgefährlichen Spitzen Thomas Weller und Bruno Valente. Dafür rückte die schwarze Perle Mbala Bircotte in die Spitze, und auch in den Mittelpunkt. Doch auch er konnte den Ball nicht im Tor unterbringen. Auch nicht die Kickers Akteure, denen ohne Mahir Savranlioglu viel von ihrer Offensivstärke verloren ging.
Trotzdem waren hinterher sowohl Holger Kreidler vom Veranstalter SF Salzstetten, als auch Kickers Geschäftsführer Jens Zimmermann zufrieden. „Wenn wir mal wieder im Schwarzwald sind, wissen wir ja, an wen wir uns wenden dürfen“, sagte Zimmermann, und gab damit ein Kompliment an alle Salzstetter „die organisatorisch alles Bestens gemacht haben“.
Südwest-Presse