Die Kickers feiern – ganz leise
Der Trainer Edgar Schmitt denkt nach dem 2:1-Sieg gegen die Spvgg Unterhaching auch an die Opfer des Amoklaufs
STUTTGART. Die Stuttgarter Kickers haben im Nachholspiel der dritten Liga gestern Abend drei weitere wichtige Punkte eingefahren. „Der größere Siegeswille war entscheidend“, sagte der Manager Joachim Cast nach dem 2:1 (1:1) gegen Unterhaching.
Von Joachim Klumpp
Wie war das noch gleich? Erst die Arbeit, dann das Vergnügen – oder doch umgekehrt? Egal, die Stuttgarter Kickers können diese Redensart drehen, wie sie wollen. Am Samstag erkämpften sie sich ein 2:0 in Aue, um zwei Tage später in einer Feuerbacher Lokalbrauerei bei einem gemeinsamen Abend das Wir-Gefühl zu stärken. Gestern stand wieder die Arbeit auf dem Programm, erfolgreich – mit dem 2:1-(1:1-)Sieg gegen die Spvgg Unterhaching, womit sogar die Vorgabe des Präsidiums, vier Punkte aus zwei Spielen, übertroffen wurde.
Dabei war den Verantwortlichen zunächst einmal gar nicht nach feiern zumute, der Amoklauf von Winnenden hatte seine Spuren hinterlassen. Zum Gedenken an die Opfer wurde auf jegliche Musikeinlagen und Werbedurchsagen verzichtet, zudem noch eine Gedenkminute eingelegt. In Anbetracht der tragischen Ereignisse beließ es auch der Kickers-Trainer Edgar Schmitt bei einem kurzen Kommentar: „Wir haben Glück gehabt und sind froh über die drei Punkte.“ Zumal Marcus Mann mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ins Krankenhaus musste und die Gäste aus Unterhaching zunächst den besseren Start erwischten, so dass der Torhüter Manuel Salz gegen den Torjäger Anton Fink klären musste (15.).
Drei Minuten später dann fiel das Tor – auf der Gegenseite. Nach herrlicher Vorarbeit von Orlando Smeekes traf Bashiru Gambo von der Strafraumgrenze unhaltbar zum 1:0. So konnte es weitergehen. Ging es aber nicht. Denn fünf Minuten später hatte Unterhaching ausgeglichen, durch einen von Fink sicher verwandelten Elfmeter, nachdem Marcus Mann zuvor Francisco Copado am Fuß erwischt hatte; eine harte, aber vertretbare Entscheidung. Und ein Ergebnis, das zur Pause auch nicht unverdient war, denn die Gäste hatten mehr vom Spiel, die Kickers setzten vor 2660 Zuschauern, darunter der Extrainer Robin Dutt, auf Konter und hatten Pech, dass Landekas Freistoß von Kampa gerade noch so über die Latte gelenkt wurde.
Nach dem Wechsel kam bei den Kickers dann Mustafa Parmak für den angeschlagenen Gambo (Adduktorenzerrung) und damit mehr Schwung nach vorne. Haching aber blieb gefährlich, vor allem durch Anton Fink. „In der Phase nach der Pause wäre ich auch mit einem Punkt zufrieden gewesen“, gab der Kickers-Manager Joachim Cast zu, „bevor wir Harakiri spielen.“ Doch von ihrem Siegeswillen ließen sich die Kickers nicht abbringen. Parmak per Freistoß, Smeekes und auch Köpf hatten das Tor auf dem Fuß. Das machte dann aber Josip Landeka, der den Ball, wiederum nach Pass von Smeekes, aus kurzer Entfernung über die Linie drückte (80.).
Hachings Trainer Ralph Hasenhüttl sagte: „Wir müssen jetzt versuchen, wieder in die Spur zu kommen.“ Die Kickers sind es schon – und haben nur noch vier Punkte Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. Aber auf die Arbeit folgt diesmal dennoch kein Vergnügen. Heute sollte zwar ein Sponsorentermin auf dem Programm stehen, doch der wurde abgesagt: nicht wegen des Amoklaufs, sondern aus organisatorischen Gründen.
Stuttgarter Kickers: Salz – Steinle, Mann (68. Deigendesch), Traub, Köpf – Rosen, Ortlieb – Galm (58. Gentner), Gambo (46. Parmak), Landeka – Smeekes.
Unterhaching: Kampa – Susak, Bucher (83. Schweinsteiger), Hain, Schulz – Oliver Fink, Tyce, Balkan (87. Villar), Zillner – Copado, Anton Fink (83. Konrad).
Tore: 1:0 Gambo (18.), 1:1 Anton Fink (23., Foulelfmeter), 2:1 Landeka (80.).
Stuttgarter Zeitung
2:1 – Die Aufholjagd der Kickers geht weiter
Gambo und Landeka treffen gegen Unterhaching
Stuttgart – Die Kickers haben im Kampf um den Klassenverbleib in der dritten Liga ein Ausrufezeichen gesetzt. Gegen den Fünften SpVgg Unterhaching gewannen die Blauen am Mittwochabend 2:1 (1:1). „Wir haben so oft Pech gehabt“, jubelte Siegtorschütze Josip Landeka, „diesmal sind wir für unseren Einsatz belohnt worden.“
VON JÜRGEN FREY
Der Amoklauf in Winnenden und Wendlingen hat auch in Degerloch Bestürzung ausgelöst. Die Kickers verzichteten vor dem Spiel auf Musik und Werbedurchsagen, die Akteure beider Teams trugen einen Trauerflor.
Wer erwartet hatte, dass die Kickers nach dem Auswärtssieg in Aue volle Pulle losstürmen, wurde enttäuscht. Das Schlusslicht hatte großen Respekt vor dem Gegner – bis zur 18. Minute. Stürmer Orlando Smeekes setzte sich gegen SpVgg-Kapitän Ralf Bucher durch, und Bashiru Gambo traf nach feiner Vorlage des Niederländers ins Eck.
Kaum hatte er sein Freudentänzchen beendet, leistete sich der Mittelfeldmann aus Ghana einen Fehlpass. Den Konter der Gäs- te stoppte Kickers-Innenverteidiger Marcus Mann im Strafraum durch ein Foul an Francisco Copado. Der Rückkehrer aus Hoffenheim war vor dem Spiel von der SpVgg zu einer Strafe von 500 Euro verdonnert worden, weil er nach dem 1:3 in Sandhausen seine Kollegen kritisiert hatte („Sie haben gespielt wie Mädchen“). Anton Fink war“s egal, er nutzte den Elfmeter zum 1:1 (21.).
Fortan war Feuer drin im Spiel. Copado, dem die Fans Theatralik unterstellten, wurde ausgepfiffen, und es gab auch andere Nicklichkeiten. Spielerisch allerdings lief hüben wie drüben wenig zusammen. Einen Freistoß von Josip Landeka faustete Unterhachings Keeper Darius Kampa aus dem Winkel (43.). Nach dem Wechsel änderte sich wenig: Die Kickers rannten und kämpften, Akzente nach vorne aber setzten sie kaum. Bester Beleg: Danny Galm drosch den Ball kläglich übers Tor (56.).
Doch die Kickers gaben nie auf, spielten voll auf Sieg – auch Ex-Coach Robin Dutt und VfB-Profi Sami Khedira waren beeindruckt. Die nach der Pause zunächst besseren Unterhachinger ließen nach, und der enorme Wille der Blauen wurde belohnt. Zunächst scheiterten Smeekes (75.) und Simon Köpf (76.) noch, doch dann setzte sich Smeekes erneut durch. Seine scharfe Hereingabe drückte Landeka über die Linie (80.). Der Sieg geriet nicht mehr in Gefahr, die Erleichterung war groß. Die Fans sangen „Der SVK ist wieder da“, und Manager Joachim Cast lobte: „Der größere Wille hat gesiegt. Wenn wir so auftreten, bleiben wir drin.“
Einzige Sorge: Am Samstag (14 Uhr) gegen Rot-Weiß Erfurt drohen Gambo (Adduktoren) und Mann (Gehirnerschütterung) auszufallen – beide mussten gegen Unterhaching ausgewechselt werden.
Stuttgarter Nachrichten
Da waren es nur noch vier
Kickers verkürzen Punktabstand auf Nichtabstiegsplätze – 2:1-Sieg gegen Unterhaching
Stuttgart – Die Stuttgarter Kickers haben ihren Aufwärtstrend fortgesetzt. Gestern Abend schlug das Tabellenschlusslicht der dritten Fußball-Liga die fünftplatzierte SpVgg Unterhaching im heimischen Gazi-Stadion mit 2:1 (1:1). Nach dem vierten Saisonsieg sind die Kickers nur noch vier Punkte von einem Nichtabstiegsplatz entfernt.
Von Beate Wockenfuß
„Wir haben Glück gehabt und sind froh, dass wir gewonnen haben“, bilanzierte Trainer Edgar Schmitt bei der Pressekonferenz, die wegen der traurigen Ereignisse des Tages sehr kurz ausfiel. Beide Mannschaften spielten wegen des Amoklaufs in Winnenden und Wendlingen mit Trauerflor. Vor der Partie gab es eine Schweigeminute, jegliches Rahmenprogramm wurde abgesagt. Schmitt nahm im Vergleich zum 2:0-Sieg in Aue vier Änderungen in der Aufstellung vor: Neben den zuletzt gesperrten Alexander Rosen und Orlando Smeekes rückten überraschend auch Simon Köpf und Danny Galm ins Team. Die Kickers kamen nach zähem Beginn in der 18. Minute mit ihrer ersten Chance zum Führungstreffer: Nach einer weiten Flanke von Josip Landeka lief Mittelstürmer Orlando Smeekes über das halbe Feld und passte schließlich zurück zu Bashiru Gambo, der von der Strafraumgrenze zum 1:0 vollendete.Vier Minuten später tauchte auch Unterhaching erstmals gefährlich vor dem gegnerischen Tor auf, woraus prompt der Ausgleich entstand: Nach einem Zweikampf von Francisco Copado mit Marcus Mann, der später mit einer bereits früh erlittenen Gehirnerschütterung ausschied, pfiff der Schiedsrichter zum Entsetzen der Stuttgarter Elfmeter. Anton Fink verwandelte den Strafstoß zum 1:1. Danach wurde die Partie deutlich ruppiger, es gab viele Unterbrechungen. In der 42. Minute hätte Landeka die Kickers per Freistoß fast wieder in Führung gebracht, doch Darius Kampa im Hachinger Tor parierte stark. In der zweiten Hälfte feierte der euphorisch empfangene Rückkehrer Mustafa Parmak, der Gambo (Adduktorenzerrung) ersetzte, sein Heim-Debüt. Es entwickelte sich nun ein leidenschaftliches Kampfspiel. Die größte Möglichkeit der Kickers vergab zunächst Galm nach Vorarbeit von Parmak und Smeekes kläglich (56.). In der 80. Minute fiel das glückliche 2:1 aber doch noch: Nach Vorarbeit des starken Smeekes schob Landeka zum Stuttgarter Siegtreffer ein. „Wir haben phasenweise etwas Glück gehabt“, räumte Manager Joachim Cast ein. „Aber Glück hat eben nur der Tüchtige. Wir haben den größeren Siegeswillen und mehr Leidenschaft gezeigt und daher verdient gewonnen.“
Statistik
Stuttgarter Kickers: Salz – Steinle, Mann (68. Deigendesch), Traub, Köpf – Ortlieb, Rosen – Galm (58. Gentner), Gambo (46. Parmak), Landeka – Smeekes.
SpVgg Unterhaching: Kampa – Susak, Bucher (84. Konrad), Hain (84. Schweinsteiger), Schulz – Tyce – Oliver Fink, Balkan (86. Villar), Zillner – Copado, Anton Fink.
Schiedsrichter: Schößling (Leipzig).
Zuschauer: 2660.
Tore: 1:0 Gambo (18.), 1:1 Anton Fink (23./Foulelfmeter), 2:1 Landeka (80.).
Gelbe Karten: Salz, Galm, Rosen, Ortlieb / Balkan, Hain, Schulz, Susak, Tyce.
Beste Spieler: Smeekes, Salz / Zillner, Anton Fink.
Eßlinger Zeitung
Dritte Niederlage für Haching in Folge
Landeka lässt die Kickers hoffen
Die Stuttgarter Kickers schöpfen nach dem zweiten Sieg in Serie neue Hoffnung im Abstiegskampf, bleiben aber mit vier Zählern Rückstand auf das rettende Ufer weiter Tabellenletzter. Unterhaching, über weite Strecken das aktivere Team, kassierte die dritte Niederlage in Folge und hat den Anschluss zu den Aufstiegsrängen endgültig verloren.
Vier Änderungen nahm Kickers-Trainer Edgar Schmitt trotz des ersten Auswärtssieges – 2:0 in Aue – vor: Köpf verteidigte für Gentner, im Mittelfeld kamen Galm und der zuletzt gesperrte Kapitän Rosen für Deigendesch und Traut (5. Gelbe Karte) zum Zug. Smeekes stürmte nach abgesessener Sperre für Kacani. Haching-Coach Ralph Hasenhüttl konnte gegenüber dem 1:3 in Sandhausen wieder auf die zuletzt gesperrten Susak und Tyce zurückgreifen. Susak begann für Oliver Fink in der Abwehrkette, der rückte ins Mittelfeld vor. Konrad musste weichen. Tyce verdrängte Copado, der anstelle von Rathgeber neben Anton Fink stürmte.
Unterhaching erwischte den besseren Start im Gazi-Stadion, Torjäger Anton Fink (16.) scheiterte aber an Kickers-Torwart Salz. Besser machte es Gambo auf der Gegenseite, der von der Strafraumlinie abzog und Kampa im Tor der SpVgg keine Chance ließ. Die Münchner Vorstädter hatten aber die passende Antwort parat. Copado wurde im Strafraum zu Fall gebracht, Anton Fink markierte vom Punkt seinen 14. Saisontreffer. In der Folge hatten die Gäste mehr Spielanteile, die größte Chance ergab sich aber den Stuttgartern: Landeka fand mit einem Freistoß in Kampa seinen Meister.
Bei den Schwaben musste Torschütze Gambo verletzt raus, Parmak kam ins Spiel. Das hatte zunächst wieder Haching unter Kontrolle, richtig zwingend agierte die Elf von Ralph Hasenhüttl aber nicht. Nach einer Stunde landete der Ball zwar im Netz der Kickers, dem vermeidlichen Tor von Anton Fink verweigerte Schiedsrichter Schößling aufgrund eines Handspiels aber die Anerkennung. Eine Viertelstunde vor dem Ende legte Stuttgart noch einmal zu und wurde belohnt. Landeka (80.) drückte einen Querpass über die Linie.
Kickers können am kommenden Samstag zu Hause gegen Erfurt nachlegen, für Unterhaching gilt es am Samtag daheim im Derby gegen Regensburg den Negativtrend zu stoppen.
Kicker