Frank Eppler
Mit einem verschmitzten, fast schalkhaftem Lächeln sitzt er in seinem Büro im Jugendhaus der Stuttgarter Kickers und redet mit Begeisterung über den Sport mit dem runden Leder. Klaus Gickeleiter zieht seit acht Monaten die Strippen bei der Jugendarbeit der „Blauen“. Ein Job, der ihn nach seiner eigentlichen Tätigkeit als IT-Teamleiter bei der LBBW voll in Anspruch nimmt.
„Das hab‘ ich ja von Anfang an gewusst“, schmunzelt der 51-Jährige. Lamentieren gibt es bei ihm nicht. Ein Optimist durch und durch, der stets nach vorn schaut. Das Fußballgeschäft im Nachwuchsbereich kennt er aus dem Effeff: Von 1996 bis 2003 war er als Trainer für die Kickers aktiv, erst bei der F-Jugend, danach bei der E- und D-Jugend. In den letzten Jahren betreute er die Jugend des SV Böblingen und war zugleich als Springer für den DFB-Stützpunkt Stuttgart tätig.
Als der neue Geschäftsführer der Kickers, Jens Zimmermann, ihn fragte, ob er den Job als Jugendleiter übernehmen würde, überlegte er nicht lange. „Die Chemie hat von Anfang an gepasst“, sagte der Stuttgarter. Eine Bedingung stellte er allerdings: „Ich mach’s mit meiner Frau zusammen.“
Das war kein Problem für die Kickers, und so verstärkt seine Frau Petra das sogenannte Jugend-Orga-Team, dem auch noch Wolfgang Schweizer (Spielbetrieb), Ulrich Geißel (Passwesen), Florian Beck (Turnieranfragen und Bearbeitung) und Kim-Tobias Stehle (Geschäftsstelle) angehören. Neben dem Spielbetrieb kümmern sich die Gickeleiters in der Jugendabteilung noch um den Bereich Finanzen und Veranstaltungen.
Unter der Woche trifft man Gickeleiter abends in seinem Büro im Jugendhaus beim ADM-Sportpark an. „Der zeitliche Aufwand ist wesentlich höher als zu der Zeit, als ich noch Trainer war“, sagt der 51-Jährige.
Die Sorgen und Nöte der Trainer beschäftigen ihn genauso wie die Wehwehchen der Eltern. „Manchmal komm‘ ich mir wie ein Fulltime-Manager vor.“ Elternabende hier, Trainergespräche da. Finanzielle Regelungen, Kabineneinteilungen, Konzepte erstellen, die Größe der Spielerkader festlegen… Ein Gutes hat der neue Job aber doch: „Am Wochenende kann ich dann ab und zu Fußballspiele der Bundesliga und Regionalliga anschauen.“ Das ging als Trainer nicht, da musste er jedes Wochenende seinen Mann stehen. Ja, sein Herz schlägt eben blau und ein wenig rot zugleich. Kein Wunder, denn das Einmaleins des Fußballspielens lernte er als Jugendlicher bei den „Roten“. Seine Fußballstiefel schnürte er als Aktiver in der Folge noch für den SV Fellbach und den FV Zuffenhausen. An einem Projekt arbeitet sein Team fieberhaft: der Entwicklung eines Leitbildes. Hier geht es vor allem um das Auftreten der Jungs auf und neben dem Spielfeld. „Das wird mich noch eine Weile beschäftigen“, meint der 51-Jährige.
Eine schwere Entscheidung hat er in den acht Monaten bereits treffen müssen. Nachdem die B-Jugend in der zweithöchsten Liga auf einen Abstiegsplatz abgesackt ist, hat er den Trainer entlassen. „Das war nicht einfach“, sagt er, „Uli Busch ist ein Freund von mir.“ Eine Notbremse bei noch acht ausbleibenden Spielen, jetzt ist Uli Thon für das U-17-Team verantwortlich. „Ich bin sicher, dass wir den Klassenerhalt noch schaffen“, macht er sich selbst Mut. Und wohin fährt der Zug der ersten Mannschaft? „Die schaffen mittelfristig wieder den Aufstieg in die dritte Liga.“ Die wenige Freizeit nutzt er zu ausgedehnten Spaziergängen mit dem Hund und zu Wochenend-Skifahrten. Klaus Gickeleiter wohnt mit seiner bezaubernden Frau in Hedelfingen und hat einen 19-jährigen Sohn (Stephan), der zur Zeit in Wien studiert.
Helmut Winkler
Stuttgarter Wochenblatt