2:1-Sieg in Kassel Kickers stecken Ausfälle weg
Jürgen Frey, vom 10.10.2011 11:53 Uhr
Kassel – Guido Buchwald war diesmal nicht live dabei. Ein Benefiz-Golfturnier und geschäftliche Verpflichtungen zwangen das Präsidiumsmitglied der Stuttgarter Kickers, das Regionalliga-Auswärtsspiel beim KSV Hessen Kassel nur aus der Ferne zu beurteilen. Doch fast alles, was sich der Weltmeister von 1990 vom 2:1(2:0)-Auswärtssieg berichten ließ, stimmte ihn positiv: „Wir haben hintereinander bei den Spitzenmannschaften in Hoffenheim und Kassel gewonnen“, sagte Buchwald, „wir haben nun eine klasse Ausgangsposition.“ Der Rückstand auf Spitzenreiter SG Sonnenhof Großaspach beträgt nur noch einen Punkt.
Ramazan Kandazoglu feierte sein Saisondebüt
Dabei mussten die Blauen im Auerstadion auf acht Spieler verzichten. Sechs fehlten verletzt. Sandro Abruscia und Marco Grüttner saßen ihre Sperren ab. Doch die Kickers, bei denen Ramazan Kandazoglu sein Saisondebüt feierte, steckten die Ausfälle glänzend weg. Julian Leist (3./erstes Saisontor) und Philip Türpitz (37.) mit seinem vierten Saisontreffer münzten die Überlegenheit vor der Pause in Tore um. Sehr zur Freude von Trainer Dirk Schuster: „Wir haben in der ersten Halbzeit trotz der Umstellungen und Ausfälle sehr dominant gespielt und hinten nichts zugelassen“, sagte er. Ein Patzer von Daniel Wagner – nicht der erste in dieser Runde – brachte die angeschlagenen Hessen ins Spiel zurück: Der Kickers-Keeper kam an eine Freistoßflanke nicht heran, Tobias Damm köpfte aus fünf Metern ins leere Tor zum 1:2 (51.). In allzu große Bedrängnis kamen die Blauen danach nicht. Wagner holte noch einen Schuss von Nazif Hajdarovic aus dem Winkel (60.), ansonsten lagen die Chancen aufseiten der Kickers: Türpitz (65./75.) sowie Nico Plattek (70.) vergaben Kontermöglichkeiten. Und Jerome Gondorf setzte einen Elfmeter neben das Tor (90.), nachdem Ugur Yilmaz von den Beinen geholt worden war. „Unnötigerweise mussten wir bis zur letzten Minute zittern, bis der verdiente Erfolg feststand“, klagte Schuster.
Buchwald schließt kurzfristige Neuzugänge aus
Das soll am kommenden Freitag (19 Uhr) im Heimspiel gegen den SC Pfullendorf etwas entspannter werden. Zumindest Grüttner kehrt nach abgelaufener Gelb-Rot-Sperre gegen das Schlusslicht in den Kader zurück. Wenn es optimal läuft, auch Verteidiger Yannis Becker (Bänderanriss). „Ich hoffe, die personelle Lage entspannt sich langsam“, sagt Buchwald. Kurzfristige Neuzugänge schließt er jedenfalls aus: „Wir sind am Schauen, aber derzeit ist keiner auf unserer Liste, der uns weiterhilft. Zumal wir nicht der FC Bayern sind, bei dem es reicht, wenn von fünf Neuen zwei einschlagen.“ Mit anderen Worten: Die Kickers-Zugänge müssen sitzen, wenn mit relativ kleinem Budget am Ende der große Erfolg stehen soll.
Stuttgarter Nachrichten
Kassel – Stuttgart: Trotz des 1:2 zeigt sich das Publikum versöhnt
Hock sitzt weiterhin auf der Bank
Fünf Niederlagen aus den letzten sechs Spielen – die Leistungsbilanz des vermeintlichen Titelaspiranten KSV Hessen Kassel entspricht der, eines Abstiegskandidaten. Dennoch scheint Trainer Christian Hock auch nach dem 1:2 gegen die Stuttgarter Kickers immer noch nicht zur Disposition zu stehen. „Er wird auch im nächsten Spiel bei uns auf der Bank sitzen“, betonte Kassels Geschäftsführer Giuseppe Lepore.
KSV-Trainer Christian Hock
Nach zuletzt massiven Unmutsbekundungen zeigte sich das Kasseler Publikum trotz der Niederlage überraschend versöhnt. „Mannschaft und Fans sind heute einen Schritt aufeinander zugegangen“, gab Hock sichtlich erleichtert zu Protokoll.
Der Trainer selbst hatte vor einigen Tagen über das Internet eine Morddrohung erhalten. Inzwischen hat der Fußballlehrer Anzeige erstattet, die Polizei nahm die Ermittlungen auf. Daraufhin gab es eine klare Stellungnahme von Hauptsponsor Volkswagen, der aufgrund dieser Vorfälle unweigerlich indirekt seinen vorzeitigen Ausstieg androhte.
Diese nicht enden wollenden Turbulenzen lähmten den KSV in der ersten Halbzeit, Leist und Türpitz brachten die ersatzgeschwächten Stuttgarter verdient in Führung. „Wir waren am Anfang sehr dominant und aggressiv“, zeigte sich Kickers-Trainer Dirk Schuster zufrieden. Nach dem Seitenwechsel bewies Kassel endlich Kampfgeist und konnte durch Damm das Anschlusstor erzielen. „Wir hatten den KSV schon am Boden und haben Ihm dann wieder die Hand gereicht“, ärgerte sich Schuster. Die klareren Möglichkeiten hatten dennoch weiterhin die Kickers, bei denen Gondorf in der Nachspielzeit einen Foulelfmeter neben das Tor setzte.
Oliver Zehe
KSV verliert 1:2 gegen Stuttgart – Vorstand: Hock bleibt
Kassel. Fußball-Regionalligist KSV Hessen Kassel liegt mehr denn je am Boden: Gegen die Stuttgarter Kickers gab es am Samstagnachmittag vor offiziell 2300 Zuschauern im Kasseler Auestadion ein 1:2. Es war die fünfte Niederlage in den letzten sechs Spielen.
Trainer Christian Hock darf aber wohl bleiben. Das erklärte Geschäftsführer Giuseppe Lepore unmittelbar nach dem Spiel. Er sagte: „Die Mannschaft hat sich nach der Halbzeit aufgebäumt. Also erreicht der Trainer sie. Solange das gegeben ist, stellt sich die Trainerfrage nicht.“ Lepore sieht vielmehr das Team in der Pflicht: „Wenn das Spiel beginnt, muss der Platz brennen. Nicht erst ab der 46. Minute.“
Der neue Sport-Vorstand Claus Schäfer bestätigte, dass Hock Trainer bleibt und am Sonntag ganz normal das Training leiten werde: „Es wird keine kurzfristige Entscheidung geben, aber natürlich werden wir die Situation vernünftig analysieren.“ Dirk Lassen, der Vorsitzende des KSV-Aufsichtsrats, verwies in der Trainerfrage auf den Vorstand und sagte: „Christian Hock ist unser Trainer.“ Gegen die Stuttgarter Kickers verschlief der KSV einmal mehr die Anfangsphase, schon in der dritten Minute wurde der KSV kalt erwischt. Julian Leist erzielte per Kopf die Führung der Gäste.
Aktualisiert um 19.30 Uhr
Die Löwen waren danach zwar kurzzeitig engagierter, erarbeiteten sich aber keine Torchance. Nach einer Viertelstunde erlahmte das KSV-Spiel gänzlich. Stuttgart tat nicht mehr als nötig. Und so einfach wie in der 37. Minute kamen die Kickers in dieser Saison wohl selten zu einem Tor. Nach einem Angriff über die rechte Seite war Philip Türpitz zur Stelle – 0:2. Immerhin: Nach dem Wechsel wurde es etwas besser. Tobias Damm verkürzte mit einem Kopfball in der 51. Minute auf 1:2. Nazif Hajdarovic bot sich in der 60. Minute gar die Möglichkeit zum Ausgleich. Der KSV bemühte sich jetzt bei widrigen Wetterbedingungen. Aber wie so oft musste er sich geschlagen geben, weil er die erste Halbzeit schlicht verpennte.
Das monierte auch Trainer Hock, der anschließend von einer heftigeren Halbzeitansprache redete. Sie aber brachte nur bedingt etwas.Unmittelbar vor dem Schlusspfiff erlaubte sich Jeröme Gondorf gar den Luxus, einen Elfmeter für Stuttgart zu verschießen.So hieß es zumindest nicht 1:3 aus Sicht der Löwen – wie zuletzt fast immer. (hag)
KSV: Domaschke – Grembowietz, Wolf (82. Herpe) Wehrendt, Gerdes – Metin (75. Nguyen), Mayer (46. Knipping), Murawski, Ochs – Hajdarovic, Damm.
Tore: 0:1 Leist (3.), 0:2 Türpitz (37.), 1:2 Damm (51.)
Es wird immer ungemütlicher
Kassel. Als ob das Wetter mal wieder in die Schlagzeilen kommen wollte, sorgte es am Samstag während der Partie des KSV Hessen Kassel gegen die Stuttgarter Kickers in der Fußball-Regionalliga für die passende Symbolik.
Auf den Rasen des Kasseler Auestadions prasselte der Regen hernieder, es war kalt und ungemütlich, und als sich die 1:2-Niederlage der Kasseler abzeichnete, blies den angreifenden Löwen ein kräftiger Wind entgegen. Ganz nebenbei brachte das miese Wetter auch eine Werbebande zu Fall – ausgerechnet die des Hauptsponsors VW. Der hatte unter der Woche angekündigt, beim KSV alles auf den Prüfstand stellen zu wollen.
So viel lässt sich zum aktuellen Stand sagen: Nach der fünften Schlappe aus den vergangenen sechs Partien liegt bei den Löwen mehr als eine Werbebande am Boden. Auch das Spiel gegen die Kickers vor offiziell 2300 Zuschauern brachte keine Wende. Im Gegenteil: Es hat den Ruf des KSV Hessen in dieser Saison bestätigt.
Der KSV Hessen in dieser Saison stellt eine Mannschaft, die in unschöner Regelmäßigkeit die erste Halbzeit verschläft, sich dann aufbäumt, aber doch verliert. Dass es diesmal nicht wie so häufig 1:3 ausging, hatte nur mit der Gutmütigkeit des Stuttgarters Jerome Gondorf zu tun. In der Nachspielzeit schoss er den Ball bei einem Strafstoß so tölpelhaft neben das Tor, dass die Vermutung aufkam, er habe Mitleid mit dem KSV – was schlimmer wäre als Häme und Spott.
Die Hoffnung auf Besserung schwand bei den Löwen und ihren Anhängern schon nach knapp drei Minuten: Da köpfte Julian Leist nach einem Freistoß den Ball ins KSV-Tor. Für Kickers-Trainer Dirk Schuster war es auch das Resultat der eigenen Beobachtung: „Wir wussten, dass eine Verunsicherung beim Gegner da ist. Die haben wir ausgenutzt.“
In der Folgezeit mussten die Schwaben nicht mehr tun, als das Ergebnis zu verwalten und auf Geschenke der Kasseler zu warten. Der KSV wirkte weiter gehemmt, kam zu keiner Torchance. Dafür ließ er die Gäste machen: Fabian Gerster lief in der 37. Minute so ungehindert über die rechte Angriffsseite, dass ihm wohl kurzzeitig der Gedanke kam, Fußball müsse sehr einfach sein. Er hatte so viel Raum und Zeit, dass er vor seinem Pass zu Philip Türpitz auch noch eine SMS als Ankündigung hätte schicken können. Türpitz verwandelte – 0:2.
Tobias Damm trifft
Zu allem Überfluss musste Andreas Mayer zur Pause ausgewechselt werden – vorsichtshalber, weil er mal wieder Andreas Mayer war. Erst foulte er, dann meckerte er, dann sah er Gelb und meckerte weiter. Und so nahm ihn KSV-Trainer Christian Hock aus dem Spiel, ehe es der Schiedsrichter getan hätte.
Immerhin: Nach einer heftigeren Kabinenansprache, wie Hock es nannte, kam der KSV nach der Pause noch einmal auf. Doch mehr als das 1:2 durch Tobias Damm in der 51. Minute nach Flanke von Jens Grembowietz und eine Chance von Nazif Hajdarovic sprang bei den Bemühungen nicht heraus. Erfreulich war einzig, dass die Fans die Spieler bis zum Ende unterstützten – friedlich.
Von Florian Hagemann