Kullen macht weiter – die Bedenken bleiben
Stuttgart – Sportlich läuft es bei den Stuttgarter Kickers wie am Schnürchen. Doch intern gab es zuletzt mal wieder Stress beim Fußball-Regionalligisten. Mittendrin statt nur dabei: Präsident Hans Kullen. Erst unter großem Druck des Aufsichtsrats legte er nun alle Planzahlen offen und äußerte sich auch über seine Zukunft. Kullen stellt sich bei der Hauptversammlung im November erneut zur Wahl.
VON JÜRGEN FREY
Irgendwann wurde es auch den geduldigsten Mitgliedern im Aufsichtsrat der Kickers zu bunt. Wiederholt hatte der Häuptling der Blauen in den vergangenen Wochen und Monaten wichtige Daten, Zahlen und Informationen nur dann vorgelegt, wenn es ihm passend erschien. Das Unbehagen der Kontrolleure über die erheblichen Kommunikationsprobleme ging sogar so weit, dass sie Kullen ein Ultimatum setzten und der Vorsitzende Christian Mauch sowie das Aufsichtsratsmitglied Christian Dinkelacker laut über ihren Rücktritt nachdachten. Ihr Ausscheiden hätte sich nicht nur nahtlos in eine Serie von Zerwürfnissen in atemberaubender Zeit eingereiht, es hätte Kullen auch in große Erklärungsnöte gebracht.
Auf den letzten Drücker hat der Cäsar von der Alb den Ernst der Lage erkannt. Pünktlich zur Aufsichtsratssitzung am Freitag lagen alle wichtigen aktuellen Zahlen plötzlich vor. Auch der Forderung der Kontrolleure, sich zu seiner Zukunft zu erklären, kam Kullen nun doch nach. Schriftlich teilte er mit, dass er weitermache.
Zunächst hatte er sich hartnäckig geweigert. In seiner bocksbeinigen Art erklärte der Mann aus Hülben, dass er sich nichts vorschreiben lasse. Dabei wollten die Aufsichtsratsmitglieder nur rechtzeitig wissen, ob sie sich möglicherweise nach einem Nachfolger umschauen müssen. „Kullen empfindet alles immer gleich als Angriff auf seine Person“, verlautet aus dem inneren Zirkel der Blauen. Dort heißt es auch, dass das Verhältnis zwischen Präsident und Trainer Robin Dutt nicht mehr das allerinnigste sein soll. „Der Trainer wird gefeiert – manchmal auch mehrmals am Tag“, sagte Kullen vor kurzem in einer Pressekonferenz. Ob sich da einer in seiner Eitelkeit gekränkt fühlt?
Wie auch immer: Kullen und der Aufsichtsrat wollen bei der Hauptversammlung geschlossen wieder antreten. Den Kickers-Chef dauerhaft zu einem moderaten und transparenten Führungsstil zu bewegen, wird die große Schwierigkeit bleiben.
Stuttgarter Nachrichten