Viernheim im Endspiel 4:0 (2:0) geschlagen
Das Endspiel um den südd. Verbandspokal zog am Sonntag in Stuttgart 12 000 Zuschauer an sich. Die Gäste aus Viernheim wurden somit für ihren Verzicht auf einen neutralen Austragungsort durch eine recht nette finanzielle Ausbeute reichlich belohnt. An einem anderen Ort hätte der Kampf zweifelsohne kaum die Hälfte der Zuschauer gefunden, und einen wesentlichen Spielvorteil würde Viernheim von einem neutralen Kampfort auch wohl nicht gehabt haben. Die Kickers sind zurzeit in einer so guten Form und sie sind der Viernheimer Mannschaft in allen Dingen der Fußballkunst so klar überlegen, daß es wahrscheinlich auch auf einem Mannheim-Platz einen Sieg der Schwaben gegeben hätte.
Die Kickers-Mannschaft zeigte in allen Reihen wieder eine feine Ballbehandlung und ein sehr schönes taktisches Verständnis. Vor einer stabilen Hintermannschaft stand eine sehr lebendige, im Aufbau wie in der Abwehr gleich gute Läuferreihe. Der Sturm zeichnete sich nicht nur durch gutes Zusammenspiel, sondern fast mehr noch durch seine verblüffende Schußsicherheit aus. Ein besonderes Lob verdiente sich der Halbrechte Link, der ausgezeichnete Vorlagen gab und der eigentliche Sturmführer war. Von seiner guten Arbeit profitierten vor allem die beiden Schußkanonen Merz und Euchenhofer. Vierheims Spiel wirkte gegenüber den Leistungen des Gegners etwas primitiv, aber es war energiegeladen. Alle Spieler besitzen eine gute körperliche Verfassung, Schnelligkeit, und EIfer. Der Mannschaft ging in Stuttgart der Ruf voraus, daß sie oft allzu hart spiele. Dieser Eindruck bestätigte sich nicht, erst nach der Pause ließen sich vereinzelt einzelne Viernheimer Spieler zu Härten hinreißen. Im allgemeinen war das Spiel recht anständig und es hatte auch in Maul – Nürnberg einen Leiter, der sich allen Schwierigkeiten gewachsen zeigte.
Das Spiel war trotz der technischen Ueberlegenheit der Kickers in der ersten Halbzeit ziemlich offen. Erst nach der Pause, als die ohnehin schon etwas schwache Läuferreihe der Hessen noch mehr nachließ, ergab sich ein Uebergewicht der Schwaben auch im Feldspiel. Nachdem beide Mannschaften einige Male Schußpech gehabt hatten, schoß Merz in der 12. Minute das Führungstor für die Kickers. Merz hatte einen Flankenball eher erreicht als der aus dem Tor gelaufene Hüter der Gäste. Schon drei Minuten später fiel der zweite Treffer. Euchenhofer spielte sich gut durch, flankte und Merz war wiederum der Torschütze. Nach dem Wechsel waren zwar die Kickers meist tonangebend, aber Viernheim verteidigte sehr zähe. Erst in der 30. Minute konnte Meßner den dritten Treffer erzielen und fünf Minuten später fiel durch Merz auf Vorlage von Euchenhofer noch ein viertes Tor. Kurz vor Schluß mußte Kiß 2 (Viernheim) wegen Nachschlagens vom Platz. Der Viernheimer weigerte sich jedoch, das Feld zu verlassen und erst als der Schiedsrichter sehr energisch wurde, verließ er langsam und unwillig das Gelände.
Die Kickers wurden nach Spielschluß vom Publikum als neuer südd. Pokalmeister stark gefeiert.
Beilage zum Schwäbischen Merkur Nr. 90, Stuttgart vom 19. April 1932