Der Präsident des Fußball-Drittligisten Stuttgarter Kickers sagt: „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“ – Angst vor der Pleiteliga
STUTTGART. In einer Woche starten die Stuttgarter Kickers nach der Winterpause wieder in die dritte Fußballliga – mit dem Gastspiel am Donnerstag bei Fortuna Düsseldorf. Eine Standortbestimmung des Tabellenletzten.
Von Joachim Klumpp
Die Situation der Liga: Vor kurzem hat die SpVgg Unterhaching einen Brief an den DFB-Präsidenten Theo Zwanziger geschrieben, in dem die Wirtschaftsprobleme der neuen Liga („Sie droht eine Pleiteliga zu werden“, so Hachings Präsident Engelbert Kupka) publik gemacht wurden. „Inhaltlich unterstützen wir das Schreiben“, sagt der Kickers-Präsident Dirk Eichelbaum, der aber bewusst hinzufügt: „Wir haben von Beginn an betont, dass wir einen Sparkurs fahren müssen.“
Der wurde übrigens in der Winterpause noch mal überprüft, nachdem der DFB erstmals kurzfristig ein Nachlizenzierungsverfahren angewandt hat. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und die Bedingungen erfüllt“, sagt Eichelbaum. Und die andern Clubs? Abwarten. „Unser Ziel ist, Viertletzter oder besser zu werden“, betont der Chef der Stuttgarter Kickers, „aber selbst wenn das nicht gelingt, sind wir immer noch nicht abgestiegen.“ Sprich: Eichelbaum rechnet mit der einen oder anderen Insolvenz.
Sportliche Situation: Mit nur 14 Punkten starten die Kickers als Tabellenletzter in das neue Jahr, und der Trainer Edgar Schmitt rechnet hoch: „Wir brauchen noch 24 Punkte. Aber wir brauchen uns vor keinem Gegner zu verstecken.“ Auch nicht vor Fortuna Düsseldorf, wo in einer Woche das erste Spiel nach der Winterpause ansteht.
Personelle Situation: Nachdem in Torsten Traub der gewünschte Abwehrchef verpflichtet wurde und auch Mustafa Parmak auf die Waldau zurückgekehrt ist (Schmitt: „Ein wundervoller Fußballer“), ist noch die endgültige Besetzung im Sturm offen. Angelo Vaccaro hat gestern erneut ein Testspiel für den Wuppertaler SV bestritten, danach sollte eine Entscheidung über den möglichen Wechsel fallen. „Ich gehe davon aus, dass er uns verlassen wird“, sagt der Kickers-Manager Joachim Cast, der für diesen Fall bis zum Ende der Transferperiode (nächsten Montag, 24 Uhr) einen Ersatz in Aussicht stellt.
Gestern spielte Danny Galm im Freundschaftsspiel beim Landesligisten Obertshausen, das die Kickers mit 5:1 gewannen, vor. Aber es gibt auch noch andere Kandidaten. Cast betont: „Wir holen nur einen Spieler, der im Abstiegskampf mithelfen will.“ Nachdem Orlando Smeekes zunächst für zwei Spiele gesperrt ist, scheint derzeit überraschend Sokol Kacani erste Wahl im Angriff. „Er hat sich einen Vorsprung erarbeitet“, sagt Schmitt. Dagegen hat sich Josip Landeka mit seinem offensichtlich etwas überheblichen Auftritt gegen Heidenheim vorerst aus der Stammelf gespielt.
Wirtschaftliche Situation: Die Lage der Kickers ist, wie oft in den vergangenen Jahren, angespannt. Schließlich droht bis zum Saisonende ein Loch von gut 300 000 Euro. Dennoch betont der Schatzmeister Friedrich Kummer: „Neben dem Klassenverbleib lautet das Ziel, das Geschäftsjahr positiv abzuschließen.“ Er verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass auf der Einnahmenseite bisher bereits 200 000 Euro mehr erwirtschaftet worden seien als im gesamten Vorjahr; allerdings sind im Gegenzug auch die Ausgaben deutlich gestiegen.
Werbemaßnahmen: 2009 steht bei den Kickers unter dem Titel „ADM-Gedächtnisjahr“ (zum fünften Todestag des früheren Präsidenten Axel Dünnwald-Metzler), das am 25. März mit dem Freundschaftsspiel gegen den VfB Stuttgart offiziell eröffnet werden soll. Ob das angekündigte Gastspiel des FC Bayern wie geplant in diesem Jahr stattfindet, soll sich im März entscheiden. „Dann legen die Bayern ihr Vorbereitungsprogramm für die neue Saison fest“, sagt das Präsidiumsmitglied Dieter Wahl, der mit dem Bayern-Manager Uli Hoeneß in Kontakt steht.
Problemfelder: Nach wie vor nicht in trockenen Tüchern ist die Nutzungsvereinbarung wegen der Rechte am Kickers-Logo, die aktuell die Handballer besitzen. „Es gibt leider keinen neuen Stand“, sagt Wahl in dieser endlosen Geschichte. Ähnlich sieht es im Fall Walter Kelsch aus, der sein Darlehen über 50 000 Euro plus Zinsen zum Ende dieses Monats gekündigt hat. Ein Vorgang, den die Kickers so nicht akzeptieren wollen. „Herr Kelsch steht bei uns im Wort“, sagt Eichelbaum, nachdem der ehemalige Vorstandskollege vor etwa einen Jahr Mitinitiator der neu gegründeten Beteiligungs-GmbH war.
Wie das Ganze ausgeht? „Wir sind an einer einvernehmlichen Lösung interessiert“, sagt Eichelbaum, der einen Rechtsstreit vermeiden will. Die 50 000 Euro wiederum müssten an anderer Stelle eingespart werden, „deshalb ist ein Kompromiss nötig“, sagt Kummer, während Dieter Wahl betont: „Alle diese Störfeuer sind kontraproduktiv.“ Zumindest was das oberste Gebot angeht: den Klassenverbleib. Und zwar als Tabellen-17. oder besser – sicher ist sicher.
Stuttgarter Zeitung