Presse-Nachlese zur Jahreshauptvesammlung – Porträt Axel Kolberg

Die Kickers wollen Mitglieder gewinnen

Um Punkt 22.46 Uhr hat der Versammlungsleiter die Mitgliederversammlung der Stuttgarter Kickers am Dienstag beendet. Was unterstreicht, dass der Abend weitgehend harmonisch abgelaufen ist, schließlich mussten turnusgemäß auch noch Wahlen abgehalten werden. Der achtköpfige Aufsichtsrat mit Rainer Lorz an der Spitze bestätigte erwartungsgemäß Edgar Kurz in seinem Amt als Präsident. Der 68-Jährige weiß um die Probleme der Konsolidierung: „Ich bin dankbar, dass wir bei einer Hauptversammlung zusammengekommen sind – und nicht beim Insolvenzverwalter.“

Angesichts des auf 744 000 Euro gestiegenen Schuldenstands mahnte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Christian Dinkelacker: „Ich glaube, einige Mitglieder wissen gar nicht, wie Spitz auf Knopf es im Sommer um den Verein stand.“Enthalten sind in dem Betrag noch nicht einmal die privaten Darlehen der Familie Dünnwald-Metzler und von Hans Kullen, dessen Rückzahlung der zweiten Rate für 2009 ausgesetzt wurde, oder der DFB-Kautionsfonds. Insgesamt macht das nochmals Verbindlichkeiten von 1,1 Millionen Euro.

Umso wichtiger scheinen neue Wege in der Vermarktung, einer davon soll die verstärkte Mitgliederwerbung sein. „Wir wollen bis zum Saisonende die Zweitausendermarke knacken“, sagt der Geschäftsführer Jens Zimmermann, nachdem aktuell 1475 Mitglieder registriert sind. Der Jahresbeitrag soll im Gegenzug – angelehnt am Gründungsjahr 1899 – nur noch zwischen 18 und 99 Euro betragen. ump

Stuttgarter Zeitung

Ein furchtloser Werbeprofi mit pfiffigen Ideen für die Blauen
Das neue Präsidiumsmitglied Axel Kolberg will die Marke Kickers weiterentwickeln: „Flamme brennt, jetzt müssen wir Öl nachgießen“

Von Jürgen Frey

STUTTGART. Als das frisch gewählte Präsidiumsmitglied der Stuttgarter Kickers vorne am Tisch der Führungscrew Platz nahm, ballte er die Faust und reckte sie nach oben wie ein Boxer im Ring. Die Freude auf sein neues Amt beim Fußball-Regionalligisten war Axel Kolberg bei der Mitgliederversammlung deutlich anzusehen. „Dieser Mann fürchtet sich vor nichts“, sagt Präsident Edgar Kurz, „er ist ein Querdenker mit Niveau, der uns mit seiner dynamischen und kreativen Art nach vorne bringt.“

Der Kontakt wurde vertieft, nachdem Kolbergs Stuttgarter Werbeagentur Wire mit pfiffigen Ideen die Kickers überzeugt hatte. Die Plakataktionen mit Slogans wie „Blaublut sucht Herzblut“ oder „Was zählt, ist rund“ kamen im Lager der Kickers sofort gut an. Kolberg ließ sich von Kurz überzeugen, im Präsidium den Bereich Marketing zu übernehmen, Dieter Wahl kümmert sich künftig auf eigenen Wunsch um die anderen Abteilungen. Warum er sich in die Verantwortung nehmen ließ? „Die beste Motivation ist ein gutes Gefühl“, sagt Kolberg, „und mit fähigen Leuten etwas zu bewegen reizt mich.“

Der 41-Jährige ist gebürtiger Karlsruher und unterstützte als glühender Fußballfan den KSC von klein auf im Fanblock. Seit sechs Jahren lebt und arbeitet er in Stuttgart. Und jetzt will er die Marke Kickers weiterentwickeln: „Die kleine Flamme brennt, nun müssen wir Öl nachgießen, damit sie nicht erlischt.“ Was die Kickers repräsentierten, ist für den Werbeprofi völlig klar: „Wir stehen nicht für Zirkus, sondern für 90 Minuten Kampfgeist und ehrlichen Fußball.“

Mit Hilfe Neuer Medien will er neue Zielgruppen erschließen. Die Kickers sieht er bereits auf dem richtigen Weg: „Welcher Viertligist hat schon einen SMS-Ergebnisservice oder ein Internet-TV auf der Homepage?“ Dass letztendlich die beste Imagekampagne und Sponsorenstrategie nichts bringt, wenn der sportliche Erfolg ausbleibt, ist ihm klar. „Wir wollen mit kleinen Schritten nach oben“, betont er. Der nächste soll am kommenden Samstag (14 Uhr/Gazistadion) im Derby gegen den VfR Aalen folgen. Kolbergs Tipp: „Wir gewinnen 2:1.“ Dann wird er wahrscheinlich wieder die Faust ballen und sie wie ein Boxer nach oben recken.

Stuttgarter Nachrichten

Presse zur Jahreshauptversammlung

Einige Pluspunkte, aber ein finanzielles Minus

Stuttgarter Kickers Nach dem Abstieg aus der dritten Liga macht der Verein erstmals seit 2005 wieder Verlust. Von Joachim Klumpp

Mehr Schein als Sein? Erstmals nach vielen Jahren haben die Stuttgarter Kickers ihre Hauptversammlung nicht in der Clubgaststätte abgehalten, sondern nebenan im SSB-Waldaupark. Wie zuletzt unter Zeiten des verstorbenen Ex- und Ehrenpräsidenten Axel Dünnwald-Metzler. Keine Angst, beim Fußball-Regionalligisten ist nicht der Größenwahn ausgebrochen, aber die eigenen Räume waren doch stets sehr beengt, erst recht, wenn wie gestern Abend auch Neuwahlen auf dem Programm standen.

Dabei wurde der bisherige Aufsichtsrat – plus drei neue Mitglieder – wiedergewählt, um anschließend den Präsidenten Edgar Kurz in seinem Amt zu bestätigen. Neben Friedrich Kummer und Dieter Wahl stieß Axel Kolberg neu in den Vorstand – als Chef einer Werbeagentur naheliegenderweise für den Bereich Marketing.

Schon vorab hatten die Verantwortlichen die Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr vorgelegt – und die endete nach dem Abstieg in die vierte Liga erwartungsgemäß mit roten Zahlen. „Wir sind aber mit einem blauen Auge davongekommen“, sagte der Schatzmeister Friedrich Kummer. Unter dem Strich stand erstmals seit 2005 ein Verlust von 152 411,18 Euro zum Stichtag am 30. Juni (nach 330 000 Euro Plus im Vorjahr). Der resultierte vor allem aus dem Posten „Abschreibungen auf Finanzanlagen“. Diese betreffen in erster Linie die interne Beteiligungsgesellschaft, die sich auf – nach dem Abstieg – wertlose Spielerwerte stützte, und mit 550 000 Euro zu Buche schlägt. Zudem blieben zum Beispiel auch die Zuschauerzahlen (mit 2767 zahlenden im Schnitt) unter der Kalkulation, so dass dadurch ein Loch von 90 000 Euro in die Kasse gerissen wurde.

„Ich hoffe dennoch, die Mitglieder honorieren unsere Arbeit“, hatte der Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Lorz gesagt. Durchaus. Pfiffe im Saal gab es von den 215 Anwesenden jedenfalls so wenig wie in den vergangenen Wochen auf den Rängen. Publikum und Mitglieder scheinen mit der Arbeit auf und abseits des Platzes zufrieden zu sein. Genau wie Lorz: „Wir spüren schon eine Aufbruchstimmung, die müssen wir nutzen.“

Soll nicht gleich heißen: zum Aufstieg. Aber zur Konsolidierung in diesem Jahr. „Dauerhaft wird es in der vierten Liga natürlich schwierig“, dessen ist sich auch Lorz bewusst. Die Mannschaft soll vom nächsten Jahr an wieder oben mitspielen, auch wenn der Sprung in die dritte Liga bei nur einem Aufsteiger kein leichtes Unterfangen werden wird. „Deshalb nenne ich auch keine Jahreszahl“, sagte Lorz.

Ähnlich sieht es der Präsident Edgar Kurz, wohl wissend, dass es zunächst einige Hausaufgaben zu erledigen gibt. Zuvorderst einmal hängt da der in Anspruch genommene Kautionsfonds von 200 000 Euro (plus Zinsen) wie ein Damoklesschwert über dem Verein. Der muss bis spätestens 15. Mai an den DFB zurückbezahlt werden, um auch für nächste Saison eine Regionalligalizenz zu erhalten. „Ich bin zuversichtlich, dass wir diesen Termin nicht ausreizen müssen“, sagte Lorz, und der Präsident fügte hinzu: „Da laufen Gespräche.“

Man spürt: die aktuelle Führungsmannschaft geht die Aufgaben konzentriert, aber auch mit der nötigen Gelassenheit an. Das war nicht immer so. Es ist noch gar nicht lange her, da prägten Eitelkeiten statt Sachlichkeit die Diskussionen in Degerloch.

Doch Kurz, der sich selbst geschickt im Hintergrund hält, ist es innerhalb von gut vier Monaten gelungen, ein neues, besseres Klima zu schaffen, zu dem natürlich auch die Mannschaft beigetragen hat: Die war gestern durch einige Spieler ebenso vertreten wie der Trainer Dirk Schuster, den Kurz ausdrücklich lobte: „Sie haben eine tolle Einheit geformt. Diesen Weg müssen wir weitergehen.“ Es bleibt auch nichts anderes übrig, denn der Schuldenstand hat sich durch den Verlust im vergangenen Geschäftsjahr erhöht – auf nun 744 000 Euro. Kummer gab zu: „Das ist ein Rückschritt.“ Es sollte gestern der einzige bleiben.

Stuttgarter Zeitung

Misserfolge in der dritten Liga bescheren Verluste
Kickers vermelden im Geschäftsjahr 2008/09 Defizit von 152 411 Euro

Von Jürgen Frey

STUTTGART. Die vergangene Runde in der dritten Liga mit dem sang- und klanglosen Abstieg der Stuttgarter Kickers hatten viele Fans des Fußball-Regionalligisten schon aus ihrem Gedächtnis gestrichen. Gestern Abend bei der Mitgliederversammlung im SSB-Waldaupark kamen die Erinnerungen aber wieder hoch. Denn die Misserfolge blieben nicht ohne Folgen für die Bilanz des Geschäftsjahrs 2008/09. Zwar sagte Präsident Edgar Kurz vor den 215 anwesenden Mitgliedern: „Ich bin froh, dass wir uns hier treffen und nicht vor dem Insolvenzverwalter.“ Das änderte allerdings nichts daran, dass die Kickers ein Defizit von 152 411 Euro vermelden mussten, weshalb sich die bilanzielle Überschuldung auf 744 095 Euro erhöhte. „Der Abstieg tat richtig weh“, sagte Schatzmeister Friedrich Kummer – und ergänzte: „Ich hätte lieber einen Gewinn ausgewiesen, doch das war aufgrund der sportlichen Talfahrt nicht möglich.“

Der vorgesehene Zuschauerschnitt von 3300 wurde mit 2767 Fans pro Spiel klar verfehlt. In Sachen Vermarktung machte der früh feststehende Abstieg den Machern einen Strich durch die Rechnung. Kummer: „Vermeintliche Endspiele im Saisonschlussspurt hatten nur noch Freundschaftsspielcharakter.“ Insgesamt sieht das Präsidiumsmitglied die Blauen wirtschaftlich auf einem guten Weg: Für das laufende Geschäftsjahr prophezeit Kummer eine schwarze Null.

Durch die Verluste hatten die Kickers allerdings keine Möglichkeit, ihre Altlasten abzubauen. Diese Verbindlichkeiten belaufen sich auf 1 134 608 Euro. Darin enthalten sind die Darlehen von Hans Kullen und der verstorbenen Ursi Dünnwald-Metzler sowie die aus dem Kautionsfonds des DFB geliehenen 200 000 Euro. Hinzu kommen zurückgestellte Verbindlichkeiten bei Finanzamt und Stadt. Schritt für Schritt sollen diese in Zukunft abgebaut werden. Präsident Edgar Kurz ist optimistisch, dass dies gelingt: „Der Neustart nach dem Abstieg ist uns gelungen, jetzt gilt es, mit diesem Schwung neue Einkünfte zu generieren.“

Sehr erfreut zeigte sich Kurz über die Kontinuität in der Führungsetage. Erst wurden Präsidium und Aufsichtsrat mit großer Mehrheit entlastet. Dann wählten die Mitglieder den Aufsichtsrat, der wiederum Kurz für weitere drei Jahre zum Präsidenten bestellte. Der stellte sein Team vor: Kummer bleibt Schatzmeister, Dieter Wahl wird künftig für die anderen Abteilungen zuständig sein. Neu dabei ist Axel Kolberg. Der Chef der Stuttgarter Werbeagentur Wire soll im Bereich Marketing für frischen Wind sorgen. Zumal Mitarbeiter Martin Kurzka seine Tätigkeit (wie auch als Abteilungsleiter der Oberligaelf) demnächst beenden wird. Im Aufsichtsrat konnte der Vorsitzende Rainer Lorz neben den bewährten Kräften Christian Dinkelacker, Heinz Höfinger, Alexander Lehmann und Christian Mauch drei Zugänge gewinnen: den Wirtschaftsprüfer Niko Kleinmann, den Unternehmer Oliver Dornisch, Ex-Fan-Sprecher Philip Pfeiffer und als beratendes Aufsichtsratsmitglied Ministerialrat Karl Weinmann. „Wir haben in den Gremien fachlich und charakterlich einwandfreie Leute“, zeigte sich Kurz hochzufrieden und beendete die Versammlung um 23.48 Uhr mit den Worten: „Das war ein guter und harmonischer Abend. Das Kickers-Schiff ist auf Kurs.“

Stuttgarter Nachrichten

Die Folgen des Drittliga-Intermezzos
Die Stuttgarter Kickers schließen die vergangene Saison mit dem erwarteten Minus ab

Stuttgart – Nicht nur sportlich, sondern auch finanziell war die vergangene Drittliga-Saison für die Stuttgarter Kickers ein Flop: Bei der Mitgliederversammlung gestern Abend verkündete der Verein das erwartete Minus, das gleichzeitig den Schuldenberg wachsen ließ. Unterdessen wurde Präsident Edgar Kurz in seinem Amt bestätigt.

Von Beate Wockenfuß

„Wir müssen optimistisch nach vorne schauen, auch wenn ein langer, harter und steiniger Weg auf uns wartet“, sagte Kurz vor den 215 anwesenden Mitgliedern. Der 68-Jährige hatte am 15. Juli dieses Jahres – also nach dem Stichtag (30. Juni) der Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr – die Nachfolge von Dirk Eichelbaum angetreten und bekam nun für drei weitere Jahre vom zuvor gewählten Aufsichtsrat das Vertrauen ausgesprochen. Schließlich hat sich unter dem neuen Führungsstab nicht nur sportlich, sondern auch finanziell einiges zum Positiven gewendet. Friedrich Kummer (Finanzen) und Dieter Wahl (andere Abteilungen) bleiben dem Präsidium erhalten, das zudem durch Axel Kolberg komplettiert wird. Der Chef einer Stuttgarter Werbeagentur soll für den Marketing-Bereich zuständig sein.Zum bisherigen Aufsichtsrats-Team um den Vorsitzenden Rainer Lorz sowie Christian Dinkelacker, Christian Mauch, Heinz Höfinger und Alexander Lehmann sind Niko Kleinmann, Oliver Dornisch, Philip Pfeiffer und Karl Weinmann als beratendes Mitglied hinzugekommen. Kai-Uwe Völschow ist aus dem Gremium ausgeschieden, da er inzwischen auf der Geschäftsstelle der Kickers mitarbeitet. Während an der Spitze also Kontinuität angesagt und im Verein wieder einigermaßen Ruhe eingekehrt ist, hat sich durch das turbulente Gastspiel in der dritten Liga das finanzielle Loch noch vergrößert. 152 411 Euro betrug der Verlust – allerdings nur halb so viel wie befürchtet -, der mit den gestiegenen Ausgaben zusammenhängt. Die beliefen sich 2008/2009 auf 3,32 Millionen Euro, das sind 459 363 Euro mehr als in der Saison 2007/2008. Gründe dafür sind unter anderen die höheren Reisekosten in der deutschlandweiten Liga, die Zahl der Sicherheits- und Ordnungsdienste gemäß der Auflagen des DFB sowie höhere Personalkosten wegen der Trainerwechsel und nicht geplanten Spielerverpflichtungen während der Saison. Zwar sind die Einnahmen um 686 075 Euro auf 3,62 Millionen Euro gestiegen. Aber die sportlichen Misserfolge, durch die in der Rückrunde auch die Zuschauereinnahmen einbrachen, haben ein besseres Ergebnis verhindert. Die Verschuldung der Kickers wuchs somit um 152 411 Euro auf 744 095 Euro an. Durch die noch ausstehende Rückzahlung eines Kautionsfonds an den DFB (200 000 Euro plus Zinsen bis zum 15. Mai nächsten Jahres) ist die finanzielle Lage zusätzlich angespannt. „Wir gehen davon aus, dass uns die Rückzahlung gelingt und dass wir die nächste Saison mit einer schwarzen Null oder einem leichten Plus beenden werden“, ist Schatzmeister Kummer zuversichtlich.

Eßlinger Zeitung